Für die ersten 100 Tage ließ sich der neue alte Präsident der Vereinigten Staaten Donald Trump ordentlich feiern und gab zu dem Anlass ABC ein umfassendes Interview. Ein Gespräch, das symbolisch für seine zweite Amtszeit ist, in dem Trump Dinge macht, die er nun einmal macht: Dazu gehört es auch, die Wahrheit zu verzerren.
So ging es unter anderem um Kilmar Abrego Garcia, der trotz laufenden Asylverfahrens nach El Salvador abgeschoben wurde. Und um ein Tattoo Garcias, mit dem Trump den Fall zu rechtfertigen versucht – dabei aber wieder einmal Fake News verbreitete.
Eine Steilvorlage für TV-Moderatorin Desi Lydic, die Trump nach seinem Auftritt in der "The Daily Show" ordentlich auseinandernimmt.
Aber zunächst: Was hat es mit den Tattoos an Garcias Hand auf sich? Mitte April postete Trump ein Foto, das die Hand von Kilmar Abrego Garcia zeigen soll. Darauf sind auf den Fingerknöcheln vier kleine Tattoos zusehen: ein Marihuanablatt, ein Smiley-Gesicht mit X-Augen, ein Kreuz und ein Totenkopf.
Darüber stehen in einer auffälligen Schrift die Buchstaben und Ziffern "M", "S", "1" und "3". Trump deutet das Bild so, dass auf der Hand Garcias MS-13 als Symbol für die die Gang Mara Salvatrucha tätowiert ist.
Eigentlich erkennt jeder: Die Buchstaben sind nicht Teil des Tattoos. Sie wurden per PC auf die Finger geschrieben. Dennoch beharrt Trump im Interview mit ABC-Journalist Terry Moran weiter darauf, dass diese zu der Tätowierung gehören.
"Er hatte MS-13 auf seine Knöchel tätowiert. Da steht M, S, eins, drei", sagt Trump.
"Das war gephotoshoppt", entgegnet Moran.
"Soll ich Ihnen das Bild zeigen? Er hatte M, S, so klar wie nur möglich. Nicht interpretiert", sagte Trump im Verlauf des Gesprächs. Trump war so überzeugt von seiner Behauptung, dass er Moran nicht einmal auf ein anderes Thema wechseln lies.
Eine kuriose Szene, auf die Moderatorin Desi Lydic nur noch mit Satire reagieren konnte. Jemand hat ein Foto von Garcias Tattoos auf der Hand "beschriftet, um zu beweisen, dass sie tatsächlich ein Code sind. Das Problem ist, dass Trump denkt, dass die Label Teil des Tattoos sind", fasst sie einen Ausschnitt aus dem Interview zusammen und scherzt:
Zum Hintergrund: Zunächst wurde in der Sendung ein Clip von Trump eingespielt, in der er sein eingerichtetes Oval Office zeigt – samt Poster von einer Karte, auf der in großen Buchstaben der "Golf von Amerika" beschriftet ist.
Es sei total verrückt, dass Terry Moran versucht habe, das Thema zu wechseln, Trump ihn aber nicht gelassen habe, sagt Lydic weiter. Sie habe noch nie ein Interview gesehen, in dem der "Politiker derjenige ist, der sagt: 'Hör auf zu versuchen, weiterzumachen, ich bin noch nicht fertig damit, mich zu blamieren'".
Der Fall Garcia sorgte für heftige Kritik, weil dieser trotz richterlichem Verbots nach El Salvador abgeschoben wurde. In den ersten 100 Tagen im Amt hat Trump in vielerlei Hinsicht für Unruhe gesorgt: Mit seinen Zöllen hat er einmal die Weltwirtschaft auf den Kopf gestellt und mit der Umbenennung des Golf von Mexikos für Empörung gesorgt.