Rechtsextreme Trump-Anhänger setzen auf bezahlte Fan-Talks per App
In den USA haben Rechtsextreme ein Online-Ökosystem aufgebaut, über das sie ein breites Publikum erreichen können. Podcasts, Talkshows und Blogs taugen als Superspreader für rassistische wie auch nationalistische Thesen. Ziel ist aber nicht nur, die eigene Ideologie unters Volk zu mischen, sondern auch, an diesem zu verdienen.
Kanal-Abos, Premiuminhalte, Spendenaufrufe, Merchandise und Werbung füllen die Kassen der Agitator:innen. Hetzerei bekommt auf diese Weise Spuren eines Warencharakters. Es geht aber noch einen Schritt weiter. Denn Rechtsextreme verfolgen nun ein ähnliches Modell wie Popstars. Die setzen schließlich seit Jahren auf kostenintensive "Meet and Greets".
USA: Rechtsextreme via App kontaktieren
Über die App Minnect können Fans nun auch Kontakt zu ihren Lieblingsaufwiegler:innen herstellen. Ein direkter Draht übers Smartphone. Gegründet hat die Plattform Patrick Bet-David, bekennender Trump-Unterstützer und Seriengründer. Er verkauft das Ganze als Expertenvermittlung, über die "Stars" zu persönlichen Mentor:innen werden.
Da wäre Tommy Robinson, vormals erfolgreicher britischer Politiker und Mitglied der paramilitärischen Gruppe "Combat 18" (namentlich eine Hitler-Referenz). Auch Laura Loomer, eine treue Trump-Anhängerin und Verschwörungserzählerin, ist dabei. Darüber hinaus kann man Kontakt zu Nick Fuentes aufnehmen – eigenen Angaben zufolge leidenschaftlicher Hitler-Fan und christlicher Fundamentalist, der die Angaben zum Holocaust für übertrieben hält.
Je nachdem, welche Person die Nutzer:innen kontaktieren wollen, werden unterschiedliche Summen fällig. Fuentes nimmt für Textantworten 100 US-Dollar, für einen Videocall 350 Dollar je Minute. Loomer verlangt hingegen 25 Dollar je Nachricht und für ein Live-Gespräch von 15 Minuten 375 Dollar. Die Plattform behält 20 Prozent Vermittlungskosten, schreibt "Daily Beast".
Minnect-App: Wer wird angesprochen?
Seit Veröffentlichung verzeichnet die Minnect-App im Android-Store mehr als 50.000 Downloads. Ansonsten gibt es nicht viele Informationen zur Verbreitung. Die Frage ist auch, wer sich letztlich für einen Kontakt entscheidet und warum. Inhaltlich werden die Ultrarechten nicht viel Neues zu erzählen haben.
Und das Publikum, das sich einen Kontakt leisten könnte, ist wahrscheinlich nicht auf eine Beratung der Gruppe angewiesen. Wer etwa als vermögender Unternehmer den Erzählungen Glauben schenkt, dürfte problemlos einen Kontakt herstellen können, ganz ohne die App.
