Polizei veröffentlicht Bilder vom Täter – was wir nach dem Anschlag wissen
12.12.2018, 11:2612.12.2018, 17:45
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Die Ermittler gehen bei dem tödlichen Anschlag in Straßburg von einem terroristischen Hintergrund aus.
Zeugen des Straßburger Anschlags haben den Angreifer "Allahu Akbar" (Allah ist größer) rufen hören, sagte der ermittelnde Pariser Staatsanwalt Rémi Heitz am Mittwoch in Straßburg.
Angesichts des Zielorts, seiner Vorgehensweise und der Zeugenaussagen habe die Antiterrorabteilung der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.
Der Terrorverdächtige ist nach wie vor flüchtig.
Zwei Menschen sind nach Angaben des Chefermittlers ums Leben gekommen. Eine weitere Person sei hirntot. Zwölf Menschen wurden verletzt, sechs von ihnen sehr schwer.
Nach dem Anschlag haben Ermittler vier Menschen aus dem Umfeld des 29 Jahre alten Tatverdächtigen Chérif Chekatt in Gewahrsam genommen.
Was über den Verdächtigen bekannt ist:
Der gesuchte Terrorverdächtige ist 29 Jahre alt und stammt aus Straßburg. Der Mann heiße Chérif Chekatt und soll sich in Haft radikalisiert haben, so der Chef-Ermittler weiter.
Hier die Fahndung der französischen Ermittler:
Die Polizei veröffentlichte Bilder von Chérif Chekatt
Der mutmaßliche Täter hätte einem Medienbericht zufolge
eigentlich schon am Dienstagmorgen verhaftet werden sollen. Wie
France Info unter Berufung auf Polizeiquellen berichtete, war er
jedoch nicht zu Hause. Dem 29-Jährigen werde ihm versuchter Mord
vorgeworfen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung – Stunden vor den
Schüssen – sollen Granaten gefunden worden sein, wie France Info und
die Zeitung "Le Parisien" berichteten.
Der Täter wurde auf der Sicherheitsakte "Fiche S" geführt - einer Liste von Personen, die verdächtigt werden, radikalisiert zu sein.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist der mutmaßliche Angreifer ein französischer Staatsbürger mit nordafrikanischen Wurzeln. Er wurde demnach vom Amtsgericht Singen wegen schweren Diebstahls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und war in Deutschland in Haft. Nach dem Verbüßen der Strafe wurde er im Jahr 2017 nach Frankreich abgeschoben, wie die dpa am Mittwoch weiter erfuhr.
Was passiert ist:
Der Verdächtige schoss am Dienstagabend mitten in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt um sich, nahe dem Weihnachtsmarkt der Elsass-Metropole. Er habe eine Handfeuerwaffe und ein Messer dabeigehabt. "Auf seinem Weg hat er mehrfach das Feuer mit einer Handfeuerwaffe eröffnet und ein Messer benutzt, mit dem er getötet und schwer verletzt hat", sagte Staatsanwalt Heitz.
Anschließend flüchtete er, lieferte sich zwischen 20 und 21 Uhr aber noch zwei Schusswechsel mit Sicherheitskräften. Die Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf die
Polizei, der Mann sei vor seiner Flucht von
Soldaten verletzt worden.
Polizisten sichern die Straßen in Straßburg ab. Bild: X90079
Laut dem Sender France Info entkam er mit
einem Taxi, das er gestohlen haben soll. Es könne "nicht ausgeschlossen" werden, dass er nach Deutschland geflohen sei, sagte Frankreichs Innenstaatsekretär Laurent Nuñez. Nach dem Angriff seien aber die Grenzen und die Stadt Straßburg abgeriegelt worden.
Die Situation in Straßburg und Frankreich:
Der Weihnachtsmarkt in Straßburg bleibt am Mittwoch geschlossen.
Auch die kulturellen Einrichtungen der Stadt öffnen nicht, wie es in
einer Mitteilung der Stadt hieß. Der Unterricht sollte am Mittwoch an
Grundschulen und Vorschulen ausgesetzt werden. Eltern wurde geraten,
ihre Kinder zu Hause zu lassen, wie die Präfektur mitteilte. An
weiterführenden Schulen und Hochschulen sollte der Unterricht
stattfinden.
Soldaten in der Innenstadt von StraßburgBild: imago stock&people
Auch das Europaparlament in Straßburg wurde zwischenzeitlich
abgeriegelt. Über Stunden hinweg durfte niemand das Gebäude
verlassen, Mitarbeiter wurden per Handy-Kurznachricht und Mail
gewarnt. Erst am frühen Mittwochmorgen durften Abgeordnete und
Mitarbeiter sich auf den Heimweg machen.
Frankreichs Regierung ließ nach dem Anschlag die höchste
nationale Sicherheitswarnstufe ausrufen. Das bedeute verstärkte
Kontrollen an den Grenzen des Landes, erläuterte Castaner. Auch
Weihnachtsmärkte würden stärker kontrolliert.
Terror in Frankreich in der Vergangenheit:
Frankreich ist in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von
islamistisch motivierten Terroranschlägen geworden, die insgesamt fast 250
Menschen das Leben kosteten. Auch diesmal übernahmen wieder
Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft die
Ermittlungen. Die Untersuchung wurde unter anderem dem
Inlandsgeheimdienst DGSI übergeben, wie Justizkreise der Deutschen
Presse-Agentur in Paris bestätigten.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron berief in Paris eine
Krisensitzung ein. Er beriet sich am frühen Mittwochmorgen unter
anderen mit Premierminister Édouard Philippe und
Verteidigungsministerin Florence Parly. "Solidarität der gesamten
Nation für Straßburg, unsere Opfer und ihre Familien", schrieb Macron
auf Twitter.
Zusammen mit dem Weihnachtsmarkt in Dresden zählt der Straßburger
Weihnachtsmarkt zu den ältesten Europas. Der "Christkindelsmärik"
wurde 1570 erstmals erwähnt. Er sollte schon einmal Ziel eines
Attentats sein: Im Jahr 2000 wurde ein geplanter Sprengstoffanschlag
einer algerischen Gruppe rechtzeitig verhindert.
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