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Tod von Papst Franziskus: Eine Frau als Nachfolgerin ist undenkbar

POPE JOAN, Johanna Wokalek, 2009. Magnolia Pictures/Courtesy Everett Collection Magnolia Pictures/Courtesy Everett Collection ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCH
Johanna Wokalek spielt in "Die Päpstin" einen weiblichen Papst. Bild: www.imago-images.de / Magnolia Pictures/Courtesy Everett Collection
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Eigentlich wäre es Zeit für eine Päpstin

Die katholische Kirche ist eine der letzten Bastionen männlicher Vorherrschaft. Daran dürfte sich nach dem Tod von Papst Franziskus nichts ändern. Vielmehr droht ein neuer Backlash.
23.04.2025, 19:4823.04.2025, 19:48
Peter Blunschi / watson.ch
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Eine Frau auf dem Stuhl Petri? Es wäre keine Premiere, wenn man einer uralten Legende glauben will. Demnach soll es im 9. Jahrhundert eine Päpstin Johanna gegeben haben, die mit einer falschen Identität ins höchste Kirchenamt gewählt wurde. Entlarvt wurde sie, als sie während einer Prozession in Rom kollabierte und ein Kind zur Welt brachte.

Der Mythos um die Frau auf dem Papstthron blühte vor allem im Mittelalter. Historiker sind überzeugt, dass sie nie existiert hat. So tauchten die ersten Berichte im 13. Jahrhundert auf und damit reichlich spät für einen derart skandalösen Vorfall. Dennoch vermag die Geschichte der angeblichen Päpstin Johanna bis heute zu faszinieren.

Eine Verfilmung mit Starbesetzung stammt von 1972. Die Hauptrolle spielte Liv Ullmann, die Muse des schwedischen Regie-Großmeisters Ingmar Bergman. Ein weiterer Film entstand 2009 in Deutschland, mit Johanna Wokalek. Er basiert auf dem Roman "Pope Joan" der Amerikanerin Donna Cross, einem weltweiten Bestseller in den 1990er Jahren.

Nur für männliche Katholiken

Das erstaunt nicht, denn die Vorstellung einer Päpstin ist zu gut, um ignoriert zu werden. Und gleichzeitig zu schön, um wahr zu sein. Faktisch ist das Papsttum seit seiner "Erfindung" vor bald 2000 Jahren reine Männersache. Und daran wird sich auch nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag nichts ändern. Das zeigen schon die Kriterien.

Theoretisch kann jeder über 35-jährige Katholik, der männlich und ledig ist, Papst werden. Die Betonung liegt dabei auf "männlich". Faktisch aber führt der Weg zum Pontifikat über das Priesteramt und letztlich die Kardinalswürde. Es wäre eine unglaubliche Sensation, wenn das Konklave den neuen Papst nicht aus den eigenen Reihen wählen würde.

Eine schillernde Figur

Frauen haben dort nichts zu suchen. Eigentlich ist es ein unerträglicher Anachronismus. In den letzten Jahrzehnten haben die Frauen zahlreiche Bastionen der Männlichkeit erobert. Selbst in islamischen Ländern wie Pakistan oder der Türkei gab es eine Regierungschefin. Die römisch-katholische Kirche aber verweigert sich stur jeder Gleichberechtigung.

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Weltweit trauern Milliarden Menschen um Papst Franziskus. Bild: dpa / Peter Kneffel

Bislang hat jeder Papst die Aufnahme von Frauen ins Priesteramt ausgeschlossen. Franziskus machte dabei keine Ausnahme. Der Argentinier war eine schillernde Figur. Er verabscheute den Prunk und Pomp des Papsttums, den sein deutscher Vorgänger Benedikt XVI. zelebriert hatte, und fühlte sich zu den Armen und Randständigen hingezogen.

Keine Öffnung gegenüber Frauen

Damit sorgte er im macht- und standesbewussten Klerus genauso für Verdruss wie mit seinen zaghaften Reformversuchen. Er äußerte Mitgefühl mit den Opfern von sexuellem Missbrauch durch Geistliche, erlaubte aber nur eine halbherzige Aufklärung. Er hatte Sympathien für Homosexuelle, doch kirchlich heiraten dürften sie nicht.

Die Frage, ob Jorge Mario Bergoglio gerne mehr getan hätte und an innerkirchlichen Widerständen scheiterte, oder ob er zu konservativ für mutige Reformen war, wird in den Nachrufen breit diskutiert. Vermutlich spielte wie so oft beides eine Rolle. In der Frage der Frauen allerdings gibt es keinerlei Anzeichen, dass er zu einer Öffnung bereit war.

Wenig Hoffnung auf Änderung

Den Zopf des Zölibats, eine wesentliche Ursache der Missbrauchsfälle, wollte Franziskus nicht abschneiden, und gar nichts wissen wollte er von der Frauenordination. Zumindest gibt es keine belastbaren Hinweise auf eine gegenteilige Überzeugung. Eine Frau im Priesteramt oder gar auf dem Papstthron war jenseits seiner Vorstellungskraft.

Und nichts deutet darauf hin, dass sich nach seinem Tod etwas ändern wird. Im Gegenteil ist eher zu befürchten, dass der neue Papst in vielen Fragen eine rigidere Haltung einnehmen wird, angelehnt an Franziskus' Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Vor allem der polnische Papst hatte mit seinen erzkonservativen Ansichten viele Reformer enttäuscht.

Knallharte Sexualmoral

Und Hoffnung auf Besserung ist nicht angebracht. Die katholische Kirche wächst im Globalen Süden, vor allem in Afrika und Asien. Doch die Kardinäle aus diesen Regionen vertreten häufig eine knallharte Sexualmoral, auch gegenüber Frauen. Aus ihren Reihen hat Papst Franziskus sehr viele ins Kardinalskollegium berufen. Es ist so vielfältig wie nie zuvor.

Trotzdem könnte das Konklave erneut einen Reaktionär zum Papst wählen, der selbst die zaghaften Öffnungsschritte des Argentiniers rückgängig machen wird. Denn Papst Franziskus hat Frauen durchaus gefördert. Er ernannte sogar erstmals eine "Regierungschefin" für die Verwaltung des Vatikanstaats. Die Priesterweihe aber bleibt ihnen versagt.

Eigentlich wäre es höchste Zeit für eine Päpstin. In der Realität aber wird eine solche weiterhin nur als fiktive Figur in Büchern und Filmen existieren. Langfristig droht die katholische Kirche damit zu dem zu werden, was sie in ihren Anfängen war: eine Sekte.

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