Ukraine-Krieg: Russland nutzt weiter Starlink für Drohnenangriffe – trotz US-Versprechen
Der Krieg in der Ukraine hat sich längst zu einem technologischen Wettlauf entwickelt. Was früher militärische Hardware-Überlegenheit war, entscheidet sich heute immer stärker in Datenübertragung, Echtzeit-Aufklärung und präziser Kommunikation. Satelliteninternet über Starlink war lange eine der wichtigsten Ressourcen der ukrainischen Armee. Doch dieser Vorsprung bröckelt.
Wie das Portal "Defense Express" berichtet, setzen russische Einheiten weiterhin illegal beschaffte Starlink-Terminals ein – und integrieren sie zunehmend direkt in Waffensysteme. Besonders brisant: Neue Fotos zeigen erstmals eine russische Molnija-Drohne, auf der ein Mini-Starlink-Terminal montiert ist.
Die Aufnahmen wurden laut dem Militäranalysten Serhii "Flash" Beskrestnov nahe der Frontlinie bei Pokrowsk gemacht. Damit ist klar: Das Problem, das das Pentagon bereits vor einem Jahr lösen wollte, bleibt bestehen.
Russland baut Starlink in Drohnen ein – neue Eskalationsstufe im Krieg
Die Bilder zeigen laut Medienberichten ein Starlink-Modul, das mit einfachen Kabelbindern auf dem Rumpf einer mutmaßlich russischen Molnija-Drohne befestigt ist. Nach Einschätzung ukrainischer Spezialisten deuten technische Details wie die Stromversorgung deutlich auf ein russisches Modell hin. "Defense Express" beschreibt die Molnija-Plattform als billige, aber funktionale Drohne, die für Angriffseinsätze modifiziert wurde.
Die Einbindung von Starlink verändert den Charakter solcher Systeme grundlegend: Die Drohnen können während ihres Fluges über große Entfernungen kommunizieren, Ziele in Echtzeit anpassen und auf bewegliche Objekte reagieren. Damit wird aus einer einfachen Kamikaze-Drohne eine vernetzte Waffenplattform.
Beskrestnov bezeichnete die improvisierte Konstruktion als Hinweis darauf, "dass russische Kräfte weiterhin Wege finden, Starlink in ihre Kampfsysteme zu integrieren".
Pentagon versprach Lösung – doch der Schwarzmarkt boomt
Bereits im Mai 2024 hatte das US-Verteidigungsministerium eine "endgültige Lösung" angekündigt, um russischen Zugriff auf Starlink zu verhindern. Details wurden nicht veröffentlicht. Einen Monat später teilte das Pentagon mit, hunderte illegaler Terminals deaktiviert zu haben.
Doch die neuen Funde widersprechen dieser Darstellung. Das erneute Auftauchen von Starlink-Drohnensystemen deutet darauf hin, dass russische Truppen weiterhin Zugang haben und bestehende Blockaden umgehen.
Wie russische Einheiten an Terminals gelangen, ist dokumentiert: Laut "Washington Post" boomt seit 2024 ein Schwarzmarkt, über den Geräte für rund 1000 US-Dollar verkauft werden. Die Aktivierung erfolgt demnach über ausländische Telefonnummern und Konten, oft über Zwischenhändler im Nahen Osten.
Starlink und Russland: Warum das Problem so schwer zu lösen ist
Zur Einordnung: Schon 2024 hatten ukrainische Soldaten der "Washington Post" berichtet, dass große russische Drohnen mit eingebauten Starlink-Terminals geborgen wurden. Ein Drohnenpilot der 47. Brigade sagte damals: "Sie haben viele davon … Sie nutzen sie genauso wie wir."
Dass nun 2025 erstmals öffentlich dokumentiert wurde, dass auch Molnija-Angriffsdrohnen mit Starlink geflogen werden, bestätigt, dass Russland die Technologie weiterentwickelt und in Serie integriert. Die Gegenmaßnahmen reichen offenbar nicht aus.
Ein Grund dafür: Starlink kann zwar Geräte individuell deaktivieren und geografische Sperrzonen errichten, doch fließende Frontlinien machen das gezielte Blockieren extrem kompliziert. Die Sicherheitsexpertin Stacie Pettyjohn erklärte der "Washington Post": "Wenn eine Grenze gezogen wird, wo es funktioniert und wo nicht, fixiert man die Frontlinien und hindert auch die Ukrainer an der Offensive."
Ukrainische Spezialeinheiten berichteten, sie hätten bei Operationen auf russischem Gebiet zeitweise Dienstabschaltungen erlebt. Doch sie hätten anschließend Wege gefunden, sie zu umgehen. Russland scheint dieselben Methoden anzuwenden.
