Wie muss es sich anfühlen, zunächst im Krieg als Soldat sein Land zu verteidigen, zu kämpfen und dann von Russland als Kriegsgefangener gehalten werden? Das Leid dürfte wohl kaum in Worte zu fassen sein. Ebenso wenig wie das Gefühl nach der Freilassung. Nach Monaten der Strapazen und der Ungewissheit, ob man diese Gefangenschaft überlebt, verzehren die Menschen sich wohl nach dem Kontakt zu ihren liebsten Familienmitgliedern.
Russland und die Ukraine tauschten am Mittwoch jeweils 175 Kriegsgefangene aus. Es ist eine der größten Übergaben seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine vor drei Jahren. Für einige ist es nur eine Zahl, für andere bedeutet es alles.
Ein Video eines befreiten ukrainischen Soldaten kursiert derzeit auf Social Media und lässt erahnen, wie groß die Emotionen sind. Denn die herzzerreißenden Szenen zeigen den ersten Kontakt zwischen ihm und seiner Mutter.
Der Soldat, der gerade erst aus russischer Kriegsgefangenschaft freigelassen wurde, wählt als Erstes die Nummer seiner Mutter. Ein Moment, auf den die Familien in der Ukraine seit Monaten hoffen: die Stimme eines geliebten Menschen endlich wiederzuhören.
In dem Video, das zunächst von Dmytro Lubinetzs auf Telegram veröffentlicht wurde, kursiert jetzt auch auf Instagram. United24, eine von der ukrainischen Regierung betriebene Plattform, hat es dort hochgeladen.
In dem Clip ist der Soldat zu sehen, der sein Handy in der Hand hält, das Gesicht von Emotionen gezeichnet. Neben ihm steht ein weiterer Soldat, der lächelt, seine Hand auf der Schulter seines Kameraden ruhen lässt und mit ihm in das Smartphone blickt.
"Mami!", ruft der Soldat weinend in seiner Muttersprache, als diese das Videotelefonat annimmt. Auch ihre Stimme wirkt völlig aufgelöst.
Die Aufnahme zeigt nicht nur den kurzen Anruf, sondern auch eine Geste, die viele berührt: Als er mit seiner Mutter spricht, zieht der Soldat seine Mütze ab – ein Zeichen des Respekts.
Dann berichtet er ihr die freudige Nachricht: "Ich wurde ausgetauscht, Mami! Wir wurden ausgetauscht!" Der andere Soldat berichtet ihr, dass sie zu Hause seien, in der Ukraine.
Dann sagt der Mann seiner Mutter: "Ich liebe dich, Mami!" Anschließend bricht er noch mehr in Tränen aus, in seinem Blick ist Schmerz und Freude erkennbar. Der Wunsch, sie endlich in die Arme nehmen zu können, ist klar ersichtlich.
In den Kommentaren würdigen User:innen den Moment als "unglaublich schön" und sprechen den Heimkehrern ihren Dank aus. Andere berichten, dass sie das Video sehr berührt habe. Auch der Wunsch nach einem Ende des Krieges findet sich in den Kommentaren, sodass endlich alle Familien ihre Ruhe finden und das Trauma aufarbeiten können.
