Wegen bewaffneter Konflikte und des Klimawandels droht dem weltweiten Kampf gegen den Hunger ein Rückschlag. "Wenn das Tempo bei der Bekämpfung gleich bleibt, wird es 50 Ländern nicht gelingen, den Hunger bis 2030 abzuschaffen", teilte die Welthungerhilfe am Donnerstag in Berlin bei der Veröffentlichung des Welthunger-Index 2018 mit.
Zwar seien die Werte seit dem Jahr 2000 weltweit insgesamt um 28 Prozent gefallen, die jüngst gestiegene Zahl der Hungernden auf nun 821 Millionen Menschen zeige jedoch, dass der Trend wieder in die falsche Richtung gehe.
Der Welthunger-Index (WHI) bewertet die Lage in 51 Ländern der Erde als ernst oder sehr ernst. Die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, forderte mehr Engagement zu Beilegung von Konflikten.
Schlusslicht in dem Index ist die Zentralafrikanische Republik, wo die Situation "gravierend" ist.
Die regional höchsten Hungerwerte gibt es in Südasien und Afrika südlich der Sahara. "In beiden Regionen sind die Werte für Unterernährung, Wachstumsverzögerungen bei Kindern, Auszehrung bei Kindern und Kindersterblichkeit unannehmbar hoch", heißt es in der Untersuchung. Es gibt aber auch weitere Fortschritte: Angola, Ruanda, Äthiopien und Myanmar gehören zu den Vorreitern mit einer Verbesserung des WHI-Wertes um mehr als 45 Prozent.
Der Bericht soll aufzeigen, dass Hunger sowohl Ursache als auch Folge von Flucht und Vertreibung ist. In Ländern mit bewaffneten Konflikten sei der Hunger doppelt so hoch wie im Rest der Welt. Mehr als 68 Millionen Menschen seien weltweit auf der Flucht, so viele wie nie zuvor.
Auch der Chef des UN-Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, rief zu mehr internationalen Anstrengungen auf. Der Krieg in Syrien und die Massenflucht von Zivilisten seien Beispiele dafür, welcher Preis für eine Vernachlässigung des Hungerproblems zu zahlen sei, sagte Beasley der Deutschen Presse-Agentur.
Für jedes Prozent Zunahme des Hungers, gebe es eine Zunahme der Migration um zwei Prozent. Das gelte überall.
Die Lage in Syrien werde auch nach einem Ende des Kriegs schlecht bleiben. So sei 2018 für die Bauern in dem Land das schlimmste Jahr der jüngeren Geschichte gewesen – wegen des Kriegs, aber auch wegen einer Dürre. Es fehle an Ausrüstung, Bewässerungssystemen und Saatgut, sagte er weiter. "Die Geberländer werden sich auch für ein Syrien nach dem Krieg stark engagieren müssen, auch wenn Staaten das Regime nicht unterstützen wollen", sagte Beasley.
(pbl/dpa)