Nach dem folgenschweren Einsturz der Morandi-Brücke in Genua hat der Betreiber Autostrade per l'Italia 500 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Autobahnbrücke sowie für Hilfszahlungen an die Stadt Genua zugesagt. Ab Montag stehe eine halbe Milliarde Euro bereit, sagte Unternehmenschef Giovanni Castelluccio am Samstag bei einer Pressekonferenz.
Unterdessen fand die Trauerfeier für die Opfer des Brückenunglücks von Genua statt, sie begann mit viel Applaus. Für die Feuerwehrleute und Retter, aber vor allem für die Opfer. Manche Opferfamilien blieben der Trauerfeier aber fern – auch aus Protest über den Umgang des Staates mit der maroden Infrakstruktur des Landes.
Genuas Erzbischof Angelo Bagnasco sagte:
Mehrere Tausend Menschen waren zu der Trauerfeier gekommen. Es gab Beifall. Für die Spieler des Profivereins CFC Genua, deren Auftaktspiel zur Seria A aus Respekt vor den Opfern abgesagt worden war.
Aber auch Innenminister Matteo Salvini von der Lega Nord, den Chef der Fünf-Sterne-Bewegung und Minister für Wirtschaftliche Entwicklung, Luigi Di Maio, sowie Präsident Sergio Mattarella wurden mit Applaus empfangen. Vor Beginn der Zeremonie hatte Mattarella mehrere Minuten mit den Angehörigen der Opfer gesprochen.Die Trauerfeier fand für 18 der Todesopfer statt. Die Angehörigen der übrigen Toten blieben der Feier fern. Einige nannten gegenüber Medien Verärgerung über die Regierung als Grund.
In ganz Italien war am Samstag Staatstrauer angeordnet.
Rettungskräfte in Genua haben Medienberichten zufolge die Leiche des letzten Vermissten geborgen. Feuerwehrleute zogen den Mann aus den Trümmern der eingestürzten Morandi-Brücke, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Samstag berichtete. Der Zivilschutz bestätigte den Fund, womit die Zahl der Todesopfer nach dem Unglück am Dienstag auf 42 stieg. Offiziell bestätigt sind derzeit 39 Tote.
Die Unfallursache ist immer noch ungeklärt. Eine mögliche Erklärung: ein gerissenes Tragseil. "Das ist eine ernste Arbeitshypothese, aber nach drei Tagen ist es eben auch nur eine Hypothese", sagte Antonio Brencich. Der Professor für Stahlbetonbau an der Universität von Genua ist Mitglied einer vom Verkehrsministerium eingesetzten Unfallkommission.
Die süditalienische Stadt Benevento sperrte als Konsequenz aus dem Genua-Unglück eine ihrer Brücken für den Verkehr. Die Brücke war von Riccardo Morandi konstruiert worden, der auch die Unglücksbrücke von Genaua entworfen hatte.
Es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme, die möglicherweise zu Staus führen könne, schrieb Bürgermeister Clemente Mastella bei Facebook.
(dpa/afp/rtr)