Wladimir Putin übt Druck aus. Auf die Ukraine, keine Frage. Aber auch auf seinen Freund Alexander Lukaschenko, den belarussischen Diktator.
Und der handelt im Sinne des russischen Präsidenten. Denn bereits zu Beginn des Großangriffs Russlands auf die Ukraine 2022 ließ Lukaschenko an der Grenze zur Ukraine Truppen zusammenziehen. Seit Ende Juni geschieht dies nun erneut. Mitte August verkündete der belarussische Machthaber dann, "ein Drittel der Armee" an die Grenze zu verlegen.
Die Ukraine erklärte daraufhin am Montag, ihren Grenzschutz zu verstärken. Das erfordert wichtige Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen könnten – wie etwa im Donbass oder der Kursk-Offensive.
Doch was hat das Vorgehen an der belarussischen Grenze zu bedeuten?
Schon mal keinen eigenen Angriff seitens Belarus auf die Ukraine. Da ist sich zumindest die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) sicher, wie sie in ihrer Analyse am Montag schrieb. Demnach sei Lukaschenko zwar Putins bester Freund, jedoch seien selbst für ihn die Risiken einer direkten Beteiligung am Krieg zu groß.
Vielmehr soll die Truppenverlegung wohl Schützenhilfe für Russland darstellen. Das würde bedeuten, dass Lukaschenko die Frontlinie verlängern würde, weil die Ukraine diese dann zusätzlich verteidigen müsste. In einer Mitteilung des ukrainischen Außenministeriums an Belarus hieß es dazu: Belarus solle die Grenze respektieren; im Falle eines Angriffs werde die Ukraine diese verteidigen.
Offenbar gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der ukrainischen Offensive in Kursk und dem Vorgehen an der belarussischen Grenze. Denn Putin musste daraufhin Truppen aus dem Donbass nach Kursk abziehen. Die verlängerte Frontlinie zwingt wiederum die Ukraine, Truppen zu verlegen.
Das ISW analysiert zudem, dass die Bewegung an der belarussischen Grenze an das Vorgehen Lukaschenkos 2022 und 2023 erinnert – passiert sei damals nichts.
In einer Erklärung der Heerespressestelle des österreichischen Bundesheeres schrieb Oberst Markus Reisner: "Die Ukraine kann dies nicht einfach ignorieren". Sie müsse nun wieder "zehntausende Soldaten" für eine mögliche Verteidigung der Grenze zu Belarus bereithalten.
Er rechne zudem mit weiteren Aktionen wie in Kursk seitens der Ukraine. Ob der "Versuch eines Befreiungsschlags" in Kursk gelinge, sei allerdings noch nicht absehbar. Reisner zeichnet jedoch ein düsteres Bild der Lage in der Ukraine. Denn es sei damit zu rechnen, dass Russland sein Militär bis Ende des Jahres auf bis zu 70.000 Soldaten aufstocken könnte.