Einheimische versammeln sich am Eingang eines Schutzraumes im Gebiet Kursk, in Russland.Bild: imago images / KIRILL CHUBOTIN
Russland
Der Ukraine ist es gelungen, russisches Gebiet erfolgreich einzunehmen. Es ist der erste Vorstoß dieser Art seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022. Bisher lag der Krieg für die Menschen in Russland in weiter Ferne, doch nun dreht das ukrainische Militär den Spieß um und geht auf Angriff.
Am 6. August startete die Ukraine die riskante Offensive in der Region Kursk – mit Erfolg. Laut des Oberkommandierenden der Streitkräfte, Olexander Syrskyj haben die ukrainischen Truppen mehr als 80 Orte und 1150 Quadratkilometer Territorium unter Kontrolle gebracht. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
In Russland verfolgen die Menschen den Angriff mit mulmigem Gefühl.
Ein ukrainischer Soldat auf russischem Boden in der Region Kursk.Bild: AP
Kursk-Offensive in Russland: Russen zeigen sich besorgt
"Ich bin sehr besorgt", sagt eine ältere Russin zum britischen Sender BBC. Ein Journalist hört sich in der Stadt Aleksin um, was die Leute über die Kursk-Offensive denken. Die Stadt liegt etwa 170 Kilometer von Moskau entfernt.
"Ich bete nur für Frieden. Frieden, Frieden, Frieden. Das ist alles."
Russin aus Aleksin
Die Russin meint, sie könne die Ereignisse in Kursk nicht verfolgen, weil es sie zum Weinen bringe. "Zu viele Menschen wurden getötet", sagt sie mit feuchten Augen. "Ich bin keinesfalls eine Politikerin, aber ich bin wütend."
"Die Leute hier glauben an unsere Soldaten", meint ein junger Einheimischer der russischen Stadt. Sie werden den "Job erledigen" und gewinnen, äußert sich der Russe optimistisch. "Hauptsache, die Ukraine kommt nicht bis zu uns", sagt eine Russin auf dem Markt in Aleksin. Die Soldaten und vor allem Befehlshaber sollten aufmerksamer sein. "Wir denken an Frieden", sagt sie mit ernstem Blick.
Ein Gedanke, den auch eine weitere Bewohnerin der Stadt teilt: "Ich bete nur für Frieden. Frieden, Frieden, Frieden. Das ist alles." Russland habe für eine lange Zeit keinen anständigen Führer gehabt. Sie nennt die früheren Staatsoberhäupter in einem Atemzug: Boris Jelzin, Michail Gorbatschow und den gewaltsamen Diktator Josef Stalin. "Wir hatten lange kein Glück. Der letzte anständige Anführer Russlands war Zar Alexander III.", meint sie.
Russland: Russen zeigen sich siegessicher und preisen Putin
Laut Medienberichten ist auch Kreml-Chef Wladinir Putin ein Fan des damaligen Zars Russlands. Alexander III. setzte auf Autokratie, Russifizierung und militärische Stärke, liberale Reformen lehnte er ab. "Jetzt haben wir Putin und wir haben großes Glück", sagt die Russin. Eine Meinung, die nicht alle in Russland teilen.
Putin geht etwa rigoros gegen Oppositionelle vor, unterdrückt die Meinungsfreiheit und festigt seine Position als Alleinherrscher, der alle Zügel in der Hand hält. Auf die Frage, was die Russin genau an Putin mag, pausiert sie für eine Weile, blickt zu Boden und denkt nach. "Er sagt, was er denkt. Er ist rational."
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An einem Fluss beim Angeln meint ein Russe zur Kursk-Offensive: "Die Nachrichten sind alarmierend. Wir sorgen uns sehr." Er würde selbst an die Front gehen, aber er sei zu alt. Zum Glück ist laut ihm hier alles friedlich – bis jetzt, fügt er an. Aber er sei sich sicher, Russland werde siegen.
Bei einer Propaganda-Veranstaltung im Ort spricht man von einer historischen Einheit der Russ:innen, die es noch nie zuvor gegeben hätte. Die Besuchenden baden in den Farben Weiß-Blau-Rot. Im Gleichtakt schwenken Frauen die russische Flagge, eine Band spielt auf der Bühne. Eine Teilnehmerin äußert gegenüber BBC, dass sie sich mehr Informationen zu der Kursk-Offensive wünsche.
Währenddessen gibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nun einen Einblick, welches Ziel die Ukraine mit der Kursk-Offensive verfolge.
Selenskyj nennt Ziel der Kursk-Offensive in Russland
Erstmals nennt Selenskyj ein konkretes Ziel für den Vorstoß seiner Truppen in der westrussischen Region Kursk. "Die Schaffung einer Pufferzone auf dem Territorium des Aggressors", meint er in seiner abendlichen Videoansprache. Angesichts der schweren Kämpfe dort sowie im Osten der Ukraine bat er die westlichen Partner um schnellen Nachschub an Waffen und Munition.
"Der Krieg kennt keine Ferien", sagt Selenskyj vor allem an die Adresse der USA, Großbritanniens und Frankreichs.
Schon während Donald Trumps erster Amtszeit kam es häufig zu Konflikten zwischen ihm und demokratischen Gouverneur:innen. Besonders mit Kalifornien gab es für den ehemaligen und zukünftigen Präsidenten viele Streitpunkte.