Arnaud Beltrame ist tot. Der Gendarmerie-Offizier, der sich bei der Geiselnahme eines islamistischen Attentäters im französischen Trèbes freiwillig als Geisel stellte, sei seinen Verletzungen erlegen. Das teilte Frankreichs Innenminister Gérard Collomb am Samstag mit. Damit erhöht sich die Zahl der Opfer der Attacke auf vier, sechzehn Menschen wurden verletzt.
"Frankreich wird seine Heldentat nie vergessen", twitterte Collomb. Beltrame, 45, war zuvor als Soldat der französischen Armee im Irak. Auch in der Elite der Republikanischen Garde im Präsidenten-Palast hatte er gedient. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron erklärte, "Beltrame rettete das Leben einer Geisel, in dem er sich selbst aufopferte und Mut bewies".
Beltrame hatte laut Collomb sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch liegen lassen. So hätten die Einsatzkräfte hören können, was sich im Supermarkt abspielte. Er wurde lebensgefährlich verletzt, als der Angreifer unter noch nicht ganz geklärten Umständen auf ihn schoss - daraufhin stürmte die Polizei das Gebäude und erschoss den Täter. Auch zwei weitere Beamte wurden bei dem Zugriff verletzt.
Nach einem Bericht der Zeitung "Dépêche du Midi" hatte Beltrame im vergangenen Dezember an einer Terrorübung in Carcassone teilgenommen. Die Aufgabe der Simulation in einem leerstehenden Gebäude lautete: Terrorüberfall auf einen Supermarkt. Beltrame hatte damals den Einsatz von Aufklärungsdrohnen koordiniert. "Wir können dadurch die Lage besser einschätzen", hatte er damals einem lokalen Fernsehsender erklärt.
Die Zeitung berichtete weiter, Beltrame habe mit den Vorbereitungen für seine Hochzeit beginnen wollen.
Nach Angaben der Ermittler handelt es sich um Radouane L. Es gibt unterschiedliche Angaben über sein Alter: Demnach ist er 25. Er kam im Alter von zwölf Jahren aus Marokko nach Frankreich und hatte einen französischen Pass. Radouane L. hatte am Freitag bei mehreren Attacken in der Region Carcassonne auf Menschen geschossen.
Der Angreifer hatte Vorstrafen wegen kleinerer Delikte, auch eine kurze Haftstrafe saß er ab. Die Behörden hatten ihn aber auch seit Jahren wegen möglicher Radikalisierung in einer Anti-Terror-Datenbank erfasst. 2016 und 2017 wurde er deshalb sogar überprüft. "Wir hatten ihn verfolgt und gedacht, dass es keine Radikalisierung gibt", so Innenminister Collomb. Auch Chefermittler Francois Molins sagte, bei der Überprüfung hätten sich keine Anzeichen dafür ergeben, dass der Mann zu einer Terrortat schreiten könnte.
Radouane L. hatte am Freitag im südfranzösischen Carcassone zunächst ein Auto geraubt und dabei einen Menschen erschossen und einen verletzt. Dann schoss er auf eine Gruppe von Bereitschaftspolizisten, die gerade zurück in ihre Kaserne joggten. Später stürmte er in einen Supermarkt im nahe gelegenen Ort Trèbes. Dort schoss er um sich und nahm mehrere Geiseln. Später bot sich der Gendarmerie-Offizier Beltrame zum Austausch an.
Radouane L. wurde bei der Erstürmung des Supermarkts erschossen.
Laut Medienberichten soll er die Freilassung von Salah Abdeslam gefordert haben. Abdeslam sitzt derzeit in Frankreich in Haft, er ist der einzige überlebende Angreifer der Attentate von Paris vom November 2015.
Eine Frau aus dem Umfeld des Täters sowie ein 17 Jahre alter Freund von Radouane L. wurden nach Angaben der Ermittler vom Samstag in Polizeigewahrsam genommen. Auch die Herkunft seiner Waffe solle untersucht werden, sagte Chefermittler Molins.
Radouane L. hatte sich selbst als "Soldat" des "Islamischen Staats (IS)" bezeichnet. Die Terrormiliz hatte die Tat von Trèbes für sich reklamiert. Die französischen Ermittler haben an einer direkten Verbindung zum "IS" aber Zweifel. Frankreichs Innenminister Gérard Collomb ging von einem Einzel-Attentäter aus.
(dpa, AFP)