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Syrien: Burkini-Regel der neuen Regierung al-Scharaas sorgt für Empörung

Nederland, Zandvoort, 20160828. Moslima aan het strand in een burkini. Ze kijkt naar de zee. Moslim woman at the beach in burkini, looking at the sea. Model released. Naamsvermelding verplicht. foto:  ...
Die syrische Regierung hat der Bevölkerung neue Kleiderregeln verordnet – auch für den Strandbesuch.Bild: imago images / Hollandse Hoogte
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Syrien: Empörung wegen Burkini-Regel der neuen Regierung – "18. Jahrhundert"

Syrien erlebt derzeit einen historischen Wendepunkt: Nach Jahren des blutigen Bürgerkriegs ist das Assad-Regime gestürzt – ein Ereignis, das viele sich lange kaum vorstellen konnten. An die Macht kam eine neue Regierung, getragen von islamistischen Kräften, die sich überraschend modern gaben – doch es gibt Zweifel.
13.06.2025, 13:1013.06.2025, 13:10
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Die größtenteils aus der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham bestehende Regierung spricht von Demokratie, Wiederaufbau und nationaler Versöhnung – große Worte nach Jahren der Gewalt. Für viele Syrer:innen keimt nun vorsichtige Hoffnung: auf Frieden, Mitbestimmung und einen Neuanfang.

Noch ist jedoch unklar, ob Syrien wirklich auf dem Weg in eine offene Gesellschaft ist – vor allem, wenn es um die Rechte von Frauen und Minderheiten geht. Denn auch wenn die neue Führung sich offen zeigt, liegt ihre ideologische Herkunft in konservativen religiösen Strömungen. Kritiker:innen befürchten, dass alte Muster – nur unter neuem Vorzeichen – zurückkehren könnten.

Ein Anzeichen dafür ist eine neue Kleiderordnung, die von der Regierung um Interimspräsident Ahmed al-Scharaa verabschiedet wurde – und viele Syrer:innen empört.

ARCHIV - 28.12.2024, Syrien, Damaskus: Ahmed al-Scharaa, auch bekannt als Abu Mohammed al-Dschulani, Haiat Tahrir al-Scham (HTS)-Anführer, geht vor seinem Treffen mit dem libyscher Staatsminister für  ...
Interimspräsident Ahmed al-Scharaa versuchte bisher, sich der Welt liberal zu präsentieren.Bild: AP / Mosa'ab Elshamy

Syrien-Regierung schreibt Burkinis an Stränden vor

In Syrien gibt es neue Vorschriften fürs Baden – zumindest, wenn man an öffentliche Strände will. Die Übergangsregierung, die nach dem Sturz von Assad jetzt das Sagen hat, setzt dabei auf "konservative" Werte.

Frauen werden darum "gebeten", künftig nur noch "konservative Badekleidung" zu tragen. Sprich: in Burkinis oder anderer körperbedeckender Badekleidung ins Wasser zu steigen. Das erklärte das Tourismusministerium.

Begründet wird das Ganze mit dem Wunsch, Rücksicht auf die "moralischen Grundsätze" und religiösen Empfindlichkeiten aller zu nehmen. In Hotels und privaten Pools darf demnach weiterhin "westliche" Bademode getragen werden – also Bikinis sind dort (noch) erlaubt.

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Hauptbetroffene der neuen Regeln sind natürlich Frauen. Doch auch Männer dürfen demnach nicht tragen, was sie wollen: Außerhalb des Wassers sollen sie laut "Euronews" ihren Oberkörper bedecken.

Bereits unter dem Assad-Regime war es üblich, dass sich Frauen an öffentlichen Stränden bedeckt zeigen und Burkinis im Wasser tragen. Dennoch gab es Hoffnungen, dass die neue Regierung sich liberaler gibt.

Syrer sind empört über Kleidervorschrift

In der Bevölkerung kommt die neue Vorschrift zum Teil erwartungsgemäß schlecht an. Wie empört die Menschen nach der Erklärung der Regierung sind, zeigen zwei Fälle exemplarisch.

Eine Frau aus Damaskus erklärte gegenüber dem Sender Euronews sie verstehe nicht, warum der Staat vorschreiben wolle, was man anziehen, wo man sitzen und was man tun darf.

Sie widersprach der Erklärung und fragte: "Wer behauptet eigentlich, wir hätten keine Moral?" Weiter kritisierte die Frau, dass Syrien gesellschaftlich längst weiter sei:

"Die Welt ist auf dem Mars – und manche dieser Beamten stecken gedanklich noch im 18. Jahrhundert."

"Bescheidenheit" sei für sie kein Problem – aber sie sehe nicht ein, warum alle in ein bestimmtes Rollenbild gezwängt werden sollten. Ihr Fazit: "Das hat nichts mit Bescheidenheit zu tun – das ist Rückschritt."

Euronews zitierte auch einen 26-jährigen Mann, der sich kritisch äußerte. Die Entscheidung des Ministeriums wirke auf ihn wie ein Versuch, "einer pluralistischen und unterschiedlichen Gesellschaft ein einziges Verhaltens- und Bekleidungsmodell aufzuzwingen".

Dabei werde weder auf die "gesellschaftliche Vielfalt" noch auf "das persönliche Recht auf Wahlfreiheit" Rücksicht genommen, meinte er.

(mit Material der dpa)

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