Die Demonstrierenden ziehen über eine Autobahn in Belgrad.Bild: AP / Darko Vojinovic
International
Bereits zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen versammelten sich Zehntausende auf den Straßen Belgrads. Sie protestieren gegen die Regierung von Präsident Vučić und eine im Land herrschende Kultur der Waffengewalt.
Nico Conzett / watson.ch
Darum geht es
Erneut gingen in Serbien am Wochenende Zehntausende Menschen auf die Straße. Sie protestieren gegen Präsident Aleksander Vučić und weitere Mitglieder seiner Regierung. Laut der Nachrichtenagentur Reuters richten sich die Kundgebungen insbesondere auch an Innenminister Bratislav Gašić und den Chef des serbischen Sicherheitsdienstes – von allen Genannten wird der Rücktritt gefordert.
Die tödlichen Vorfälle Anfang Mai
Die Protestierenden erachten Waffenmissbrauch in Serbien seit langem als großes Problem, im Land herrsche insgesamt eine Kultur der Gewalt. Doch erst zwei Vorfälle zu Beginn des Monats brachten das Fass zum Überlaufen und die Menschen auf die Straße. Am 3. Mai attackierte ein 13-jähriger Teenager eine Schule mit Schusswaffen. Er tötete neun Schülerinnen und Schüler und einen Wachmann. Und nur einen Tag später gab es einen zweiten verheerenden Zwischenfall außerhalb von Belgrad als ein 21-Jähriger acht Schüler tötete.
Wer und was steckt hinter den Protesten?
Hinter den Protesten steht unter anderem die serbische Opposition. Die Kundgebungen wurden von verschiedenen Parteien organisiert, die nicht an der Regierung teilhaben. Der Hauptvorwurf an die Landesführung lautet, dass sie versäumt habe, gegen die Gewaltkultur und kriminelle, Gewalt fördernde Elemente im Land vorzugehen.
Auch in den Medien ist Gewalt in Serbien fest etabliert. In jüngerer Vergangenheit sorgten serbische Reality-TV-Shows für Aufsehen und Kritik, in denen verurteilte Kriminelle eine Plattform geboten kamen. Auch Gewalt gegen Frauen war in den Sendungen zu sehen.
Die Reaktion der Regierung Vučić
Die Regierung um Präsident Aleksander Vučić weist die Vorwürfe zurück. Sie werfen der Opposition vor, die Demonstrationen aus politischem Kalkül zu organisieren und die Stimmung in der Bevölkerung nach den Schulschießereien zu instrumentalisieren. Vučić sagte beispielsweise bei einem Auftritt in einer Stadt in der Nähe Belgrads, der Opposition gehe es einzig darum, Eigenwerbung zu betreiben. "Serbien hat eure Revolutionen satt", so Vučić an die politischen Gegner gerichtet.
Der serbische Präsident sorgte im Nachgang zu den Schießereien auch für Aufsehen, weil er sagte, er habe der Regierung die Wiedereinführung der Todesstrafe vorgeschlagen. Und er erklärte, dass er unter anderem den Einfluss "westlicher Werte" als Ursache für die Schulschießereien sieht.
(con, watson.ch)
Der Krieg in der Ukraine produziert auch nach zweieinhalb Jahren neue Superlative des Grauens. Als besonders brutal stellen sich immer wieder russische Truppen heraus. Die Vorwürfe reichen von Missbrauch, Entführung von Zivilist:innen und Kindern, bis hin zu systematischer Folter, Vergewaltigung und Mord.