Politik
International

Trump kämpft gegen Harvard: Philosoph schlägt Alarm

Students, faculty and members of the Harvard University community rally, Thursday, April 17, 2025, in Cambridge, Mass. (AP Photo)
Aktivist mit Trump-Perücke auf dem Harvard-Campus: Proteste gegen den Umgang der Regierung mit US-Unis nehmen kreative Formen an.Bild: AP
International

Yale-Philosoph warnt: Trumps Antisemitismus-Vorwurf ist brandgefährlich

Donald Trump hat Harvard erneut ins Visier genommen. Der Ex-Präsident wirft der Elite-Uni vor, zu viele internationale Studierende aufzunehmen, verlangt Namen und stellt dabei Zahlen in den Raum, die nicht stimmen. Harvard reagiert – mit einer Klage gegen die US-Regierung.
26.05.2025, 12:4026.05.2025, 16:09
Mehr «Politik»

Harvard gehört zu den renommiertesten Universitäten der Welt. Die 1636 gegründete Ivy-League-Hochschule in Cambridge, Massachusetts, steht weltweit für akademische Exzellenz – und ist zugleich Symbolfigur für das liberale US-Establishment. In den politischen Kulturkämpfen der USA wird Harvard deshalb regelmäßig zur Projektionsfläche – aktuell besonders von Donald Trump.

Der US-Präsident hat am Sonntag erneut schwere Vorwürfe gegen Harvard erhoben. Trump wirft der Universität vor, zu viele ausländische Studierende aufzunehmen – und damit US-Amerikaner:innen zu benachteiligen. Gleichzeitig fordert er, Harvard solle die Namen dieser Studierenden offenlegen. Die Universität widerspricht – und klagt gegen die Regierung.

ARCHIV - 17.04.2025, USA, Cambridge: Studenten, Dozenten und Mitglieder der Harvard-Universität versammeln sich zu einem Protest in Cambridge, zu sehen ein Schild mit der Aufschrift "Resist" ...
Die Harvard University steht derzeit im Fokus politischer Angriffe von Donald Trump.Bild: AP / dpa

Ausländische Harvard-Studierende: Trump nennt falsche Zahlen

Am Sonntag sagte Trump laut "The Hill" auf dem Rollfeld im US-Bundesstaat New Jersey: "Ich habe nichts gegen ausländische Studierende. Aber es sollten nicht 31 Prozent sein. Es ist zu viel, weil wir Amerikaner haben, die da hinwollen – und sie kommen nicht rein." Tatsächlich liegt der Anteil internationaler Studierender an Harvard laut offiziellen Angaben bei 27 Prozent.

Trump behauptete zudem, Harvard erhalte Milliarden vom Staat – eine Darstellung, die ökonomisch irreführend ist. Denn internationale Studierende zahlen meist volle Studiengebühren und erhalten in der Regel keine staatliche Förderung.

Laut "The Hill" profitieren Hochschulen in den USA finanziell von ihnen: Sie entlasten öffentliche Haushalte und unterstützen oft indirekt US-Studierende. Dennoch kündigte Trump an: "Wir geben ihnen Milliarden – was lächerlich ist." Fördergelder für Harvard stünden künftig zur Disposition.

Harvard gehört zu den am stärksten finanzierten und renommiertesten Universitäten weltweit – ein häufiger Angriffspunkt für Trumps Kritik an "liberalen Eliten".

Harvard weigere sich laut Trump zudem, die Namen ausländischer Studierender offenzulegen: "Sie weigern sich zu sagen, wer diese Leute sind. Wir wollen wissen, wer sie sind."

Philosoph Stanley: "Trump sieht Wissen als Bedrohung"

Trumps Aussagen stehen im Zusammenhang mit den jüngsten pro-palästinensischen Protesten auf US-Campussen. Die Regierung macht dafür auch ausländische Studierende verantwortlich.

Der US-Philosoph Jason Stanley von der Yale University spricht im Deutschlandfunk von einem gezielten Machtspiel. "Trump will zeigen, dass er die Universität einfach zerstören kann", sagt Stanley. Das Universitätssystem sei für ihn ein Feindbild – weil es Orte des freien Denkens, der Forschung und offener Gesellschaften seien. Wie andere Autokraten sehe Trump in Wissen eine Bedrohung: "Es gibt keine elitären Universitäten in autokratischen Ländern."

Insbesondere Trumps Behauptung, Universitäten wie Harvard seien Brutstätten des Antisemitismus, sei gefährlich und zynisch, so Stanley, selbst Kind deutsch-jüdischer Holocaust-Überlebender. Viele der Protestierenden gegen den Gaza-Krieg seien jüdische Studierende gewesen. Die Angriffe auf Hochschulen mit dem Argument, jüdisches Leben zu schützen, seien daher "ein antisemitischer Vorwand", so Stanley: "Das ist eine antisemitische Rechtfertigung für antisemitisches Handeln."

Das Department of Homeland Security (DHS) hat laut "The Hill" gezielt Studierende ins Visier genommen, die sich solidarisch mit Gaza gezeigt haben –– teilweise reichten Leserbriefe. In mehreren Fällen kam es laut Berichten zu Festnahmen auf offener Straße.

Transparenzhinweis
Dieser Artikel wurde von unserer Redaktion erstellt und überprüft. Dabei kamen auch KI-Tools zum Einsatz. Mehr Infos zu unserem Umgang mit KI gibt es hier. Fragen oder Hinweise gerne an redaktion@watson.de.

Stanley sieht die jüngsten Entwicklungen in den USA als Ausdruck einer faschistoiden Wende: "Wir sind schon in den frühen Jahren da", sagt er mit Blick auf Rhetorik, Repression und gezielte Einschüchterung von Studierenden. Seine Konsequenz: Er verlässt Yale Ende des Jahres und wechselt an die Universität Toronto – aus Sorge um die demokratische Zukunft der USA.

Harvard vor Gericht: Andernfalls "ist Harvard nicht Harvard"

Am Freitag reichte Harvard eine Klage gegen die US-Regierung ein, nachdem das DHS der Universität die Zulassung zur Aufnahme internationaler Studierender entzogen hatte. "Ohne internationale Studierende ist Harvard nicht Harvard", heißt es in der Klage.

Präsident Alan Garber erklärte laut "The Hill", die Maßnahmen seien ein Versuch, sich an Harvard zu rächen, weil die Universität sich weigere, ihre akademische Unabhängigkeit aufzugeben. Ob und wie die US-Regierung auf die Klage reagieren wird, bleibt abzuwarten.

Trump spricht von Frieden – während Putin die Einnahme von Regionen in der Ukraine plant
Der US-Präsident will erneut mit Kreml-Chef Wladimir Putin telefonieren. Doch der verfolgt laut eines Berichts einen ganz anderen Plan.

Seit mehr als drei Jahren führt Russland gegen das Nachbarland Ukraine Krieg. Damals rechneten Expert:innen damit, Kiew könne solch einen Großangriff nicht lange abwehren. Auch Kreml-Chef Wladimir Putin malte sich einen schnellen Sieg samt Einnahme der Hauptstadt aus.

Zur Story