Julia Nawalnaja, Ehefrau von Alexej Nawalny, glaubt nicht an einen natürlichen Tod ihres Mannes.Bild: imago images/ITAR-TASS / Mikhail Pochuyev
International
Zahlreiche Menschen trauern nach der Todesnachricht des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Nicht nur in Russland, sondern in weiten Teilen der Welt. Nawalny war der wohl berühmteste Kreml-Kritiker – und für den russischen Machthaber Wladimir Putin Staatsfeind Nummer 1.
Und über den Umgang Putins mit seinen Kritiker:innen oder unlieb gewordenen Begleiter:innen ranken sich Vermutungen. Zu häufig stürzen Menschen plötzlich aus Fenstern, verunglücken mit ihrem Flugzeug, sterben in Gefangenschaft. An einen natürlichen Tod, wie es Russland propagiert, glauben auch bei Nawalny die wenigsten.
Seine Witwe, Julia Nawalnaja, hat nun angekündigt, die Oppositionsarbeit ihres Mannes fortsetzen zu wollen. Sie prangert offen Putin an – und stellt eine Vermutung auf, warum der Leichnahm Nawalnys unter Verschluss bleibt.
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Nawalny-Witwe geht von Nowitschok-Anschlag aus
Bislang wollen die russischen Behörden den toten Körper nämlich nicht freigeben. Nawalnys Mutter hat den Leichnam ihres Sohnes in der Polarregion, wo dessen Straflager war, abholen wollen. Doch Russland will die Leiche wohl mindestens 14 Tage unter Verschluss halten.
"Die Ermittler haben den Anwälten und der Mutter von Alexej gesagt, dass sie die Leiche nicht herausgeben", schreibt auch Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch auf X, früher Twitter. Als Grund seien "chemische Untersuchungen" genannt worden, die am Toten vorgenommen werden sollen.
Für Nawalnaja ist klar, dass "chemische Untersuchungen" nicht der Grund für das Zurückhalten der Leiche sind. Das sagt sie in einer Videobotschaft. Wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet, ist Nawalnaja vielmehr davon überzeugt, dass der Kreml so vermeiden will, dass Nowitschok im Körper des Toten nachgewiesen werden kann. Nowitschok ist ein russisches Nervengift, mit dem Nawalny bereits 2020 einmal vergiftet wurde.
Damals wurde er zur Behandlung ins Berliner Krankenhaus Charité verlegt. Schon damals war schnell klar, dass der Befehl für den Giftanschlag aus dem Kreml gekommen sein muss – wenn auch nicht zwingend von Putin persönlich. Sehr wohl aber mindestens aus seinem Sicherheitsapparat.
Für Nawalnaja ist klar: Putin und der Kreml haben auch diesmal ihre Finger im Spiel. Nawalny sei in der Strafkolonie "Polarwolf", in die er im Winter 2023 überführt wurde, "gequält und gefoltert worden". Die Witwe prangert Putin direkt an. Sie sagt: "Vor drei Tagen hat Wladimir Putin meinen Mann Alexej Nawalny getötet."
Dass sie den Kampf ihres Mannes fortführen will, macht Nawalnaja direkt in dem Video deutlich. Sie wolle den Namen der Person, die den Mord beauftragt und durchgeführt habe, in Kürze öffentlich machen, stellt sie klar. Auch Deutschland und die anderen 26 EU-Staaten werfen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gemeinschaftlich vor, die Schuld am Tod seines politischen Gegners Nawalny zu tragen.
"Die Europäische Union ist schockiert über den Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny, für den letztlich Präsident Putin und die russischen Behörden die Verantwortung tragen", heißt es in einer durch den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell veröffentlichten Erklärung. Russland weißt währenddessen alle Anschuldigungen von sich.
(Mit Material der dpa)
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