In Kochschürze steht Kevin Spacey am Herd, ab und zu rührt er in einem Topf, es sieht aus, als wäre er in den Vorbereitungen fürs Weihnachtsessen. Vor allem aber spricht Spacey in dem drei-minütigen Video, das an Heiligabend auf seinem Youtube-Kanal erschienen ist, zur Kamera, zum Publikum. Ganz wie damals als er noch den skrupellosen Frank Underwood spielte, den Protagonisten der Serie "House of Cards" – wahrscheinlich die Rolle seines Lebens. In dem dreiminütigen Auftritt mimt er seine TV-Figur, die offenbar auf Vorwürfe gegen sich reagiert.
"Let me be Frank" (deutsch: Um ehrlich zu sein) ist der Titel des Videos, das anmutet wie eine seltsame Art der Rechtfertigung und das seit den Belästigungsvorwürfen gegen Spacey das erste Lebenszeichen von ihm ist.
Zugleich wurde bekannt, dass Spacey sich wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten muss. Wie die Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat Massachusetts am Montag (Ortszeit) mitteilte, soll Spacey am 7. Januar dem Haftrichter im Bezirk Nantucket vorgeführt werden. Die Vorwürfe von unsittlichem Angriff und Körperverletzung stammten von einem Vorfall im Juli 2016 in einem örtlichen Restaurant auf der Nantucket-Insel, hieß es.
Möglicherweise war die Bekanntgabe der Anklage der Anlass für Spacey, sein langes öffentliches Schweigen zu brechen – er meldete sich am gleichen Tag auf Twitter und YouTube mit dem bizarren Video zu Wort.
"Ihr würdet doch nicht ohne Beweise das Schlimmste glauben und ohne Fakten vorschnell urteilen, oder?", sagt Spacey in die Kamera. Er werde bestimmt nicht den Preis für Dinge zahlen, die er nicht getan habe. Bald werde die "ganze Wahrheit" ans Licht kommen. "Ihr wollt mich zurück", sagt er zudem in dem Video. Es war sein erster Tweet seit Oktober 2017.
Spacey hatte sich nach Angaben einer Sprecherin 2017 in therapeutische Behandlung begeben. Bei Rapp entschuldigte er sich damals in einer Stellungnahme, gab aber an, er könne sich an den Vorfall "ehrlich nicht erinnern".
Der Streaming-Dienst Netflix kündigte im Zuge der Enthüllungen die Zusammenarbeit mit dem Oscar-Preisträger bei der Polit-Serie "House of Cards" auf. Seine Figur Frank Underwood wurde durch Tod entfernt. Die Karriere des Schauspielers liegt seither brach.
Der Fall in Massachusetts dreht sich um einen damals 18-jährigen Jungen. Im vorigen November hatte die ehemalige TV-Moderatorin Heather Unruh über den angeblichen Vorfall mit Spacey und ihrem Sohn gesprochen. Demnach soll der Schauspieler dem jungen Mann in einem Restaurant betrunken gemacht haben und dann unsittlich berührt haben.
(dpa)