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USA: Donald Trump verschärft Angriffe gegen Kanadas Souveränität

11.03.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump spricht bei der vierteljährlichen Sitzung des Business Roundtable. Foto: Uncredited/Pool/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Trump schaut auf die Weltkarte wie ein Kind auf ein All-you-can-eat-Büffet.Bild: Pool / Uncredited
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USA: Donald Trump spricht Kanada Souveränität ab und verstärkt Angriffe

12.03.2025, 12:08
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Der Comedian John Mulaney hat die erste Amtszeit von Donald Trump mit der Situation verglichen, dass ein Pferd frei in einem Krankenhaus umherläuft: Sowas hat es noch nie gegeben. Man fragt Experten, die mal einen Vogel im Flughafen umherfliegen gesehen haben, aber ein Pferd im Krankenhaus? Niemand weiß, wie damit umzugehen ist, am allerwenigsten das Pferd selbst.

Das Pferd galoppiert nun also bereits in seiner zweiten Amtszeit im Krankenhaus der USA umher und ist dabei noch erratischer und unberechenbarer als zuvor. Zölle rauf und runter, Ukrainehilfe ja, nein – wer nach dem Aufstehen die Nachrichten checkt, hat im Schnitt verpasst, wie zweieinhalb Staatskrisen entstanden und wieder im Keim erstickt sind.

Donald Trump und die USA im Handelsstreit mit Kanada

Der jüngste Akt im Fiebertraum namens US-Politik: Donald Trump meint es offenbar ernst damit, Kanada in das US-amerikanische Staatsgebiet zu integrieren. Mit einer bislang ungeahnten Deutlichkeit legte er am Dienstag seine Vision dar, dass das souveräne Nachbarland annektiert werden könnte.

"Das Einzige, was Sinn ergibt, ist, dass Kanada unser geschätzter 51. Bundesstaat wird", schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. "Dadurch würden alle Zölle und alles andere völlig verschwinden. Die Steuern der Kanadier würden erheblich sinken, sie wären militärisch und anderweitig sicherer als je zuvor, und es gäbe kein Problem mehr mit der Nordgrenze."

Die USA sind seit Wochen im Handelsstreit mit Kanada, der am Dienstag seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Nachdem Trump bereits vergangene Woche angekündigt hatte, auf alle kanadischen Importe Zölle in Höhe von 25 Prozent zu veranschlagen, kündigte Ontarios Premier Doug Ford zunächst an, den Preis auf Strom, der aus der kanadischen Provinz an die US-amerikanische Ostküste fließt, um 25 Prozent zu erhöhen.

Als Reaktion darauf sagte Trump, er werde die Zölle auf kanadischen Stahl und Aluminium auf 50 Prozent statt 25 Prozent erhöhen, worauf erst Ford und schließlich auch die USA ihre Abgabenerhöhungen wieder rückgängig machten. Das Spektakel dauerte nur knapp 24 Stunden, dürfte das Verhältnis aber nachhaltig belasten.

Als Argument für die ursprünglichen Zölle gab Trump an, Kanada sei für eine große Zahl undokumentierter Migrant:innen und erhebliche Mengen an Fentanyl verantwortlich, die in die USA gelangen – beides faktisch nicht belegt.

Donald Trump möchte sich Kanada einverleiben

Trump hat sich bereits in der Vergangenheit dazu geäußert, dass Kanada Teil der USA werden könnte, was von den meisten politischen Beobachter:innen als Scherz, im schlimmsten Fall als Druckmittel interpretiert worden ist. Unter all seinen Großmachtfantasien – Grönland, Panamakanal – galt die Kanada-Fixierung als die unrealistischste wie unwahrscheinlichste.

Wie die "New York Times" in der vergangenen Woche berichtet hat, ist das Gerassel um den "51. Bundesstaat" konkreter als angenommen. Demnach habe Trump dem scheidenden kanadischen Premierminister Justin Trudeau in einem Gespräch im Februar gesagt, dass er den Grenzvertrag zwischen beiden Ländern für ungültig halte. Am Dienstag verkündete er das in aller Öffentlichkeit.

"Die künstliche Trennlinie, die vor vielen Jahren gezogen wurde, wird endlich verschwinden", schrieb Trump. "O Canada", die kanadische Nationalhymne, werde zwar weiterhin gespielt, "aber nun als Hymne eines großen und mächtigen Bundesstaats innerhalb der großartigsten Nation, die die Welt je gesehen hat!"

Wenn eines in den ersten Wochen von Trumps zweiter Präsidentschaft deutlich geworden ist: So hanebüchen eine Aussage klingen mag – man muss ihn ernst nehmen, wenn er etwas ankündigt.

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