
Viele ukrainische Soldaten sind angesichts der schwierigen Lage desillusioniert. (Symbolbild)Bild: AP / Evgeniy Maloletka
International
13.02.2025, 13:3013.02.2025, 13:28
Plötzlich Krieg, hieß es vor fast drei Jahren. Der russische Machthaber Wladimir Putin ließ am 23. Februar 2022 seine Soldaten in die Ukraine einmarschieren. Damals noch in dem Glauben, dass er das kleine Nachbarland in Windeseile einnehmen würde.
Das gelang ihm nicht, auch dank der massiven Gegenwehr und dank der internationalen Unterstützung für die Ukraine. Der Krieg hält noch immer an – und die Kriegsmüdigkeit ist allgegenwärtig.
Nun will US-Präsident Donald Trump bei einem Treffen mit Putin über eine Lösung für ein Ende des russischen Kriegs gegen die Ukraine sprechen. Das Treffen werde "in nicht allzu ferner Zukunft" vermutlich in Saudi-Arabien stattfinden, sagte Trump im Weißen Haus.
Und die ukrainischen Soldaten? Die hoffen, dass ausgerechnet der neue US-Präsident den Krieg beenden kann. Von Europa sind viele enttäuscht, wie ein aktueller Bericht aufzeigt.
Ukrainischer Soldat enttäuscht: Wir sind "Trottel mit den Gewehren"
An der Frontlinie im Osten der Ukraine nimmt die Erschöpfung zu. Mychajlo, ein 31-jähriger Soldat der 93. Brigade, erzählte von den Strapazen an der Front. "Die Intensität der Kämpfe hier kann sich im Westen niemand vorstellen", sagte er zu ARD Kiew, wie "Tagesschau" berichtet.
Die Artillerie sei verschlissen, und er habe wenig Respekt vor Veteranen westlicher Armeen, die in Afghanistan oder Irak gekämpft haben: "Ihr hattet alle Waffen der Welt und habt gegen Trottel mit Maschinengewehren gekämpft. Aber hier sind die Trottel mit den Gewehren leider wir."
Wie viele andere, die einst für Demokratie und Unabhängigkeit auf dem Maidan demonstrierten, ist Mychajlo heute desillusioniert. "Von was für einer Demokratie reden wir, wenn das Recht des Stärkeren gilt? Wenn internationales Recht nicht mehr funktioniert?" Er glaube nicht mehr daran, dass Europa oder der Westen der Ukraine entscheidend helfen werde.
Ukraine-Krieg: Donald Trump als Hoffnungsträger
Seine Hoffnungen setzt er nun ausgerechnet auf Donald Trump. Nicht weil der frühere und wieder amtierende US-Präsident eine kluge Strategie präsentiert hätte, sondern weil er unberechenbar ist. "Wenn du siehst, was im 21. Jahrhundert passiert – Putin sitzt einfach da und applaudiert", sagte er dem Bericht zufolge mit bitterem Lachen.
Pawlo, Kommandeur einer Drohneneinheit, teilt Mychajlos Skepsis gegenüber diplomatischen Lösungen. Der 29-Jährige hat körperliche und seelische Narben vom Krieg davongetragen. Er ist auf einem Ohr taub, seine Beine sind von Schrapnellen gezeichnet. "Wir müssen bewahren, was uns noch bleibt", sagte er laut "Tagesschau".
Die Armee sei nach drei Jahren ununterbrochener Kämpfe erschöpft. Neue Soldaten würden oft unter Zwang rekrutiert und schlecht ausgebildet an die Front geschickt. Viele Ukrainer:innen fürchten, dass ihr Land geschwächt in Verhandlungen mit Russland gehen muss. Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert daher Sicherheitsgarantien aus dem Westen.
Doch selbst wenn es zu einem Friedensschluss kommt, bleibt die Unsicherheit. Rostyslaw, ebenfalls Soldat, ist überzeugt: "Solange es Russland gibt, wird dieser Konflikt nicht enden." Er macht sich Sorgen um die Zeit nach dem Krieg.
Viele Soldaten sind traumatisiert. Ihre Familien haben sich an ein Leben ohne sie gewöhnt. Rostyslaw bezweifelt, dass der Staat genug für die Reintegration der Heimkehrer tut. "Und wer wird kämpfen, wenn es in ein paar Jahren wieder losgeht?"
Trump-Verhandlungen mit Putin: Wie gut kann ein Frieden sein?
Nun steht also das persönliche Treffen zwischen Trump und Putin bevor. Die USA drängen Europa, mehr Verantwortung für die Ukraine zu übernehmen. Doch Sicherheitsexpertin Claudia Major meint, dass Europa ohne die Vereinigten Staaten kaum mehr in der Lage sei, Frieden in der Region zu sichern.
An der Front erwartet kaum noch jemand etwas von Europa. Zu schwach, zu langsam, zu zögerlich – so lautet das Urteil vieler ukrainischer Soldaten. Doch bei den Soldaten bleibt die Hoffnung, dass Trump zumindest eine Kampfpause erreicht.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Eventuelle Friedensverhandlungen könnten aktuell zum Nachteil der Ukraine ausgehen. Trump selbst sagte, es sei unwahrscheinlich, dass das Land all sein Territorium zurückerhalten werde. Zu einer möglichen Nato-Mitgliedschaft der Ukraine sagte Trump, diese sei "nicht praktikabel".
Die ukrainische Regierung ist trotz der heftigen Anwürfe von US-Präsident Donald Trump bemüht, die Beziehungen nach Washington möglichst intakt zu halten.