Nur gut einen Monat vor dem Ende des Frauenfahrverbots in Saudi-Arabien hat das Königreich mehrere prominente Frauenrechtler festgenommen.
2014 war Al-Hathlul zwei Monate im Gefängnis, weil sie am Steuer eines Autos versucht hatte, von den Vereinigten Arabischen Emiraten aus ins benachbarte Saudi-Arabien zu fahren.
Dem Golfrat für Menschenrechte zufolge kann sie momentan weder mit einem Anwalt noch mit ihrer Familie sprechen. Die Verhaftungen kommen zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt: In gut einem Monat, am 24. Juni, will das Königreich Frauen als letztes Land der Welt das Autofahren erlauben.
Frauenrechtlerinnen fordern unlängst auch die Aufhebung des Systems der männlichen Schutzherrschaft, das es ihnen unter anderem verbietet, ohne Zustimmung ihres männlichen Vormunds zu heiraten oder zu reisen. Kronprinz Mohammed bin Salman, der starke Mann im Land, will Experten zufolge die absolute Kontrolle über die Öffnung des autokratischen Landes behalten.
Unter den Festgenommenen ist nach Informationen von Amnesty auch die Aktivistin Madiha al-Adschrusch. Die heute 64-Jährige hatte 1990 beim ersten Autofahr-Protest im Königreich teilgenommen. Danach war sie zwölf Stunden in Gewahrsam, wie sie der Deutschen Presse-Agentur im Februar erzählte. Bei dem Interview lobte sie die Reformen im Land und sagte, die "dunklen Zeiten" seien vorbei. Auf die Fahrerlaubnis für Frauen im Juni angesprochen meinte sie:
Für seine Reformen hatte der Thronfolger zuletzt viel Lob auch von Aktivisten erhalten. Doch nun werden - wie in der staatsnahen Zeitung Al-Dschasira - Fotos der Eingesperrten veröffentlicht und diese als "Verräter" gebrandmarkt. Die staatliche Nachrichtenagentur Spa teilte mit, dass sieben Personen mit Kontakten zu feindlichen ausländischen Mächten festgenommen wurden, weil sie die Regierung unterwandern wollten. Sie hätten der inneren Sicherheit des Landes schaden wollen.
(pb/dpa)