Filme, Serien, Bücher, sie alle habe eine ideologische Aufladung. Das ist erstmal völlig wertfrei, immerhin hängen alle Menschen der ein oder anderen Ideologie an. Kulturgüter eignen sich, um Menschen einzuordnen, sie von einer Weltanschauung zu überzeugen. Ein populäres Beispiel wären Leni Riefenstahls Filme während der NS-Diktatur.
Heute können kulturelle Schubser deutlich subtiler ausfallen, etwa in Form der x-ten Tellerwäscher-Millionär-Geschichte, die zeigen will, dass nur harte Arbeit nötig ist, um ein Leben in Saus und Braus zu führen. Und dann gibt es da noch ein Cartoon, der aktuell im argentinischen Staatsfernsehen läuft.
Der staatliche Kindersender Paka Paka strahlt derzeit ein neues Programm für Kinder unter zwölf Jahren aus, eines, das laut Mileis Regierung "ohne ideologische Indoktrination und mit Fokus auf Werte" auskommen soll. Wie ein Fokus auf Werte ohne ideologische Indoktrination funktionieren soll, geht aus der Erklärung nicht hervor.
"Tuttle Twins", so der Name des Cartoons, erzählt die Geschichte der Zwillinge Ethan und Emily, die mit ihrer Großmutter durch die Zeit reisen und dabei verschiedene Marktradikale, Libertäre und Ordoliberale treffen, um etwas über "Freiheit und Wirtschaft" zu lernen.
So stoßen sie auf Milton Friedman (freie Märkte maximieren menschliche Freiheit) und Ludwig von Mises (Privateigentum gut, Sozialismus doof). Ein Programm ganz nach dem Geschmack eines Anarcho-Kapitalisten, der es mit Theoretikern nicht so genau nimmt.
Doch nicht nur ökonomische Fragen sind Thema, sondern auch große gesellschaftliche Themen. So lernen die Zwillinge neben den Übeln des Sozialismus und den Vorteilen von Kryptowährungen, dass das Aufwachsen mit nur einem Elternteil, die Wahrscheinlichkeit eines Lebens in Kriminalität erhöht, schreibt "Buenos Aires Herald". Ideologiefrei eben.
Einer der erklärten Antagonisten der Serie ist natürlich Karl Marx, dargestellt als geldgieriger Heuchler. Zudem erklärt sie den Staat ebenfalls zum Feindbild, schließlich weist die Sendung unter anderem darauf hin, dass Subventionen "beängstigend und unheimlich" sind.
Es ist eine Serie mit maximalem Rechtsdrall. Die Idee dazu stammt vom Liberats Institute, einer Denkfabrik in Utah und basiert auf einer gleichnamigen Kinderbuchreihe. Diese solle eigenen Angaben zufolge "Kinder vor Propaganda und versteckten Absichten schützen" und "wahre Geschichte" lehren.
Milei selbst hat einen Auftritt in der Buchreihe, als "ein Teenager, der von einer marxistischen Übernahme seines Leichtathletikwettkampfs angewidert ist", schreibt einer der Gründer des Liberats Institute. Milei habe darin eine Trophäe bekommen, doch sie wurde jemand anderem gegeben, um inklusiver zu sein. Wie gesagt, alles ideologiefrei.
Das Format bietet viel Raum für Häme, für Spott, allein aufgrund des Vorwurfs Rechter wie Milei, dass nur die anderen ideologisch bearbeiten. Natürlich ist das Format da mehr als widersprüchlich.