Politik
watson antwortet

USA und Visa-Stopp für Studierende: Betroffene, Infos, Trump-Ziele

17.04.2025, USA, Tallahassee: Studenten der Florida State University warten auf dem Campus der Schule in Tallahassee, Florida, auf Nachrichten, nachdem zuvor Schüsse gefallen waren. Foto: Kate Payne/A ...
An einer US-Uni studieren? Für viele ausländische Studierende droht dieser Traum zu platzen.Bild: AP / Kate Payne
watson antwortet

US-Visa-Stopp trifft Studierende weltweit – das steckt wirklich dahinter

Die US-Regierung hat neue Visa-Termine für internationale Studierende, Schüler:innen und Au-pairs auf unbestimmte Zeit gestoppt. Wer betroffen ist, was hinter der Maßnahme steckt – und was man jetzt konkret tun kann.
30.05.2025, 17:0230.05.2025, 17:02
Mehr «Politik»

Mit einem Federstrich hat die US-Regierung den Zugang zu amerikanischen Hochschulen und Austauschprogrammen massiv eingeschränkt: Neue Visa-Termine für Studierende, Au-pairs und Austauschschüler:innen werden vorerst nicht mehr vergeben. Wer noch keinen Termin hat, schaut erstmal in die Röhre.

Es ist eine Maßnahme, die politisch aufgeladen ist. Im Hintergrund geht es nicht nur um Sicherheit – sondern auch um Kontrolle, Einfluss und eine neue Migrationspolitik à la Trump. Besonders betroffen: internationale Talente, die in Harvard, Stanford oder am MIT lernen wollten – und jetzt zum Spielball zwischen Bildung und Ideologie werden. Alles, was du über die neuen Visa-Regelungen wissen musst, liest du hier.

Was genau hat die US-Regierung beschlossen?

Das US-Außenministerium hat alle Botschaften und Konsulate weltweit angewiesen, bis auf Weiteres keine neuen Termine zur Beantragung von Visa der Kategorien F, M und J zu vergeben. Diese Visa gelten für internationale Studierende, Austauschprogramme, Au-pairs sowie bestimmte Forschungsaufenthalte.

Bereits vereinbarte Termine bleiben gültig. Neue Anträge können aktuell jedoch nicht eingereicht werden.

F-, M-, J-Visa: Wer ist betroffen?

  • F-Visa: für Studierende an Universitäten, Hochschulen und Berufsschulen sowie deren Familienangehörige (F-2).
  • M-Visa: für Teilnehmende an nicht-akademische Ausbildungsprogrammen an technischen Schulen oder Berufsausbildungen sowie deren Familien (M-2).
  • J-Visa: für Austauschprogramme, Forschende, Au-pairs, Praktika, "Work and Travel" sowie Schüler:innen. Auch hier gibt es die Variante J-2 für Angehörige.

Simon Marginson, Professor für Hochschulbildung an der Universität Oxford, erklärte gegenüber der "Time": "Die Aussetzung betrifft eine Million Studierende und Hunderttausende weitere, die ein Studium in den USA in Erwägung ziehen."

ARCHIV - 19.05.2014, USA, New Haven: Studenten der Universität Yale stehen bei der Abschlusszeremonie vor einem Gebäude. (zu dpa: «Bekommen deutsche Studenten noch ein US-Visum?») Foto: Kike Calvo/ZUM ...
An der Yale-Universität zu studieren, ist für viele ein Traum.Bild: ZUMA Wire / Kike Calvo

Visa-Stopp: Gibt es Ausnahmen?

Ja. Wer bereits einen Termin bei einer US-Botschaft vereinbart hat, kann diesen auch wahrnehmen. Zudem gilt der Stopp nicht für bestimmte Antragsteller:innen:

  • Kinder unter 14 Jahren
  • Personen über 80 Jahren
  • Antragstellende mit einem gültigen Visa-Verlängerungsanspruch (via Interview-Waiver-Programme), sofern keine vorherige Ablehnung vorliegt

Was ist der Hintergrund der Maßnahme?

Das Außenministerium begründet die Entscheidung mit der Verschärfung der Sicherheitsüberprüfung für Visa-Anträge. Im Fokus stehen dabei künftig auch Social-Media-Aktivitäten der Antragsteller:innen. Diese neue Prüf-Praxis befindet sich noch in Vorbereitung.

Zuvor hatte die Regierung bereits deutlich gemacht, dass Studierende oder Green-Card-Inhaber:innen, die sich pro-palästinensisch äußern oder Israels Politik kritisieren, mit der Abschiebung rechnen müssen.

Man wolle damit, so die offizielle Linie, "jede Bedrohung der US-Außenpolitik" unterbinden. Eine Sprecherin des Außenministeriums erklärte: "Wir nutzen jedes Instrument im Werkzeugkasten, um jeden zu überprüfen, der in die Vereinigten Staaten von Amerika kommen will."

Welche Folgen hat das für Betroffene?

Für viele junge Menschen ist der US-Aufenthalt nun ungewiss. Ohne Visum können sie ihr Studium, Austauschjahr oder Au-pair-Programm nicht antreten. Gerade für Studierende, deren Semesterbeginn im Herbst ansteht, wird die Zeit knapp, wie etwa "Politico" berichtete.

Hilfe, ich bin vom Visa-Stopp betroffen. Gibt es Alternativen?

  • Online-Studium: Manche US-Universitäten bieten Online-Studiengänge für F-1-Visa-Inhaber:innen an. Diese können auch vom Heimatland aus genutzt werden.
  • Umorientierung: Bewerbungen an europäischen oder deutschen Hochschulen als Backup-Option werden empfohlen.
  • Austausch verschieben: Austauschorganisationen raten dazu, Programme notfalls um ein Jahr zu verschieben.

Welche Rolle spielt die Social-Media-Überprüfung?

Die geplante Ausweitung der Social-Media-Überprüfung betrifft alle Antragsteller:innen von F-, M- und J-Visa. Dabei sollen Konsularbeamte die Online-Aktivitäten der Bewerber:innen auf Plattformen wie Instagram, X (ehemals Twitter) und Tiktok analysieren, um potenzielle Sicherheitsrisiken zu identifizieren.

Kritiker:innen warnen, dass diese Praxis zu einer Einschränkung der Meinungsfreiheit führen und politisch motivierte Entscheidungen begünstigen könnte.

Wie lange gilt der Visa-Stopp?

Das bleibt offen. Die US-Regierung hat keine Frist genannt. Der Stopp kann theoretisch kurzfristig aufgehoben werden, aber auch längerfristig bestehen bleiben.

Simon Marginson, Professor für Hochschulbildung an der Universität Oxford, sagte dazu der "Time": "Es ist wie die Zollpolitik. Niemand weiß, ob sie vorübergehend oder dauerhaft ist und ob die Beschränkungen für die internationale Bildung nur einigen oder allen Ländern auferlegt werden."

Gibt es finanzielle Entschädigungen?

In der Regel nicht. Vorauszahlungen für Studiengebühren, Organisationen oder Flüge gelten als eigenes Risiko. Wer vertraglich gebunden ist, sollte sich mit seinem Vertragspartner und im Notfall mit einer Rechtsberatung abstimmen.

Was bedeutet das politisch?

Internationale Studierende stehen bei der Trump-Regierung unter Druck. Jüngstes Ziel ist unter anderem die Harvard University, die sich weigerte, Regierungsrichtlinien umzusetzen.

Die Konsequenz: Milliardenkürzungen bei Zuschüssen und ein Aufnahmestopp für internationale Studierende. Ein Harvard-Protestplakat brachte die Sorge vieler kürzlich auf den Punkt: "Harvard is not Harvard without International Students."

Kritik an Visa-Stopp: Was sagen Experten?

Führende Bildungsexpert:innen und Hochschulvertreter:innen kritisieren die Maßnahmen der US-Regierung scharf. Fanta Aw, CEO der Association of International Educators (Nafsa), betonte die Bedeutung ausländischer Studierender: "Internationale Studierende sind keine Bedrohung für dieses Land. Vielmehr sind sie ein unglaublicher Gewinn."

Auch sicherheitspolitisch sehen Expert:innen die Pläne kritisch. Helen Toner vom Center for Security and Emerging Technology der Georgetown University hatte bereits 2019 vor einer restriktiveren Visa-Regulierung im gewarnt: "Wenn man China dabei helfen wollte, die USA im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu überholen, wäre der erste Schritt, den Zustrom von Spitzentalenten aus aller Welt in die USA zu unterbrechen."

"ACAB"-Pulli von Jette Nietzard: Beleidigung oder Kritik?
Jette Nietzard hat sich auf Instagram mit einem "ACAB"-Pullover gezeigt. Polizei und Partei-Kolleg:innen sind empört. Wie (rechtlich) brisant ist die Aussage? Eine Einordnung.

Jette Nietzard ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Wenn es darum geht, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen, findet sie oft scharfe Worte. Mit ihren teils provozierenden Aussagen eckt die Sprecherin der Grünen Jugend immer wieder an – auch innerhalb der eigenen Partei.

Zur Story