Mit einem Federstrich hat die US-Regierung den Zugang zu amerikanischen Hochschulen und Austauschprogrammen massiv eingeschränkt: Neue Visa-Termine für Studierende, Au-pairs und Austauschschüler:innen werden vorerst nicht mehr vergeben. Wer noch keinen Termin hat, schaut erstmal in die Röhre.
Es ist eine Maßnahme, die politisch aufgeladen ist. Im Hintergrund geht es nicht nur um Sicherheit – sondern auch um Kontrolle, Einfluss und eine neue Migrationspolitik à la Trump. Besonders betroffen: internationale Talente, die in Harvard, Stanford oder am MIT lernen wollten – und jetzt zum Spielball zwischen Bildung und Ideologie werden. Alles, was du über die neuen Visa-Regelungen wissen musst, liest du hier.
Das US-Außenministerium hat alle Botschaften und Konsulate weltweit angewiesen, bis auf Weiteres keine neuen Termine zur Beantragung von Visa der Kategorien F, M und J zu vergeben. Diese Visa gelten für internationale Studierende, Austauschprogramme, Au-pairs sowie bestimmte Forschungsaufenthalte.
Bereits vereinbarte Termine bleiben gültig. Neue Anträge können aktuell jedoch nicht eingereicht werden.
Simon Marginson, Professor für Hochschulbildung an der Universität Oxford, erklärte gegenüber der "Time": "Die Aussetzung betrifft eine Million Studierende und Hunderttausende weitere, die ein Studium in den USA in Erwägung ziehen."
Ja. Wer bereits einen Termin bei einer US-Botschaft vereinbart hat, kann diesen auch wahrnehmen. Zudem gilt der Stopp nicht für bestimmte Antragsteller:innen:
Das Außenministerium begründet die Entscheidung mit der Verschärfung der Sicherheitsüberprüfung für Visa-Anträge. Im Fokus stehen dabei künftig auch Social-Media-Aktivitäten der Antragsteller:innen. Diese neue Prüf-Praxis befindet sich noch in Vorbereitung.
Zuvor hatte die Regierung bereits deutlich gemacht, dass Studierende oder Green-Card-Inhaber:innen, die sich pro-palästinensisch äußern oder Israels Politik kritisieren, mit der Abschiebung rechnen müssen.
Man wolle damit, so die offizielle Linie, "jede Bedrohung der US-Außenpolitik" unterbinden. Eine Sprecherin des Außenministeriums erklärte: "Wir nutzen jedes Instrument im Werkzeugkasten, um jeden zu überprüfen, der in die Vereinigten Staaten von Amerika kommen will."
Für viele junge Menschen ist der US-Aufenthalt nun ungewiss. Ohne Visum können sie ihr Studium, Austauschjahr oder Au-pair-Programm nicht antreten. Gerade für Studierende, deren Semesterbeginn im Herbst ansteht, wird die Zeit knapp, wie etwa "Politico" berichtete.
Die geplante Ausweitung der Social-Media-Überprüfung betrifft alle Antragsteller:innen von F-, M- und J-Visa. Dabei sollen Konsularbeamte die Online-Aktivitäten der Bewerber:innen auf Plattformen wie Instagram, X (ehemals Twitter) und Tiktok analysieren, um potenzielle Sicherheitsrisiken zu identifizieren.
Kritiker:innen warnen, dass diese Praxis zu einer Einschränkung der Meinungsfreiheit führen und politisch motivierte Entscheidungen begünstigen könnte.
Das bleibt offen. Die US-Regierung hat keine Frist genannt. Der Stopp kann theoretisch kurzfristig aufgehoben werden, aber auch längerfristig bestehen bleiben.
Simon Marginson, Professor für Hochschulbildung an der Universität Oxford, sagte dazu der "Time": "Es ist wie die Zollpolitik. Niemand weiß, ob sie vorübergehend oder dauerhaft ist und ob die Beschränkungen für die internationale Bildung nur einigen oder allen Ländern auferlegt werden."
In der Regel nicht. Vorauszahlungen für Studiengebühren, Organisationen oder Flüge gelten als eigenes Risiko. Wer vertraglich gebunden ist, sollte sich mit seinem Vertragspartner und im Notfall mit einer Rechtsberatung abstimmen.
Internationale Studierende stehen bei der Trump-Regierung unter Druck. Jüngstes Ziel ist unter anderem die Harvard University, die sich weigerte, Regierungsrichtlinien umzusetzen.
Die Konsequenz: Milliardenkürzungen bei Zuschüssen und ein Aufnahmestopp für internationale Studierende. Ein Harvard-Protestplakat brachte die Sorge vieler kürzlich auf den Punkt: "Harvard is not Harvard without International Students."
Führende Bildungsexpert:innen und Hochschulvertreter:innen kritisieren die Maßnahmen der US-Regierung scharf. Fanta Aw, CEO der Association of International Educators (Nafsa), betonte die Bedeutung ausländischer Studierender: "Internationale Studierende sind keine Bedrohung für dieses Land. Vielmehr sind sie ein unglaublicher Gewinn."
Auch sicherheitspolitisch sehen Expert:innen die Pläne kritisch. Helen Toner vom Center for Security and Emerging Technology der Georgetown University hatte bereits 2019 vor einer restriktiveren Visa-Regulierung im gewarnt: "Wenn man China dabei helfen wollte, die USA im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu überholen, wäre der erste Schritt, den Zustrom von Spitzentalenten aus aller Welt in die USA zu unterbrechen."