Die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel ist es mittlerweile gewohnt, dass Menschen gegen ihre Auftritte protestieren. Wenn die Politikerin auf Kundgebungen in Deutschland spricht, scharen sich regelmäßig laute Gegendemonstranten um ihr Publikum. In der nächsten Woche will Weidel an der englischen Elite-Universität Oxford sprechen. Und selbst dort wird sie wohl auf lauten Gegenprotest stoßen.
Sie soll dort auf Einladung der Oxford Union sprechen – einem 1823 gegründeten Debattierklub. In der Oxford Union haben britische und internationale Politiker mehrerer Generationen ihre rhetorischen Fähigkeiten geschärft. Der Debattierklub ist einer der prestigeträchtigsten der Welt.
Am 7. November soll die AfD-Politikerin dort jedoch nicht mit einem Kontrahenten debattieren, sondern allein eine Rede halten. Anschließend stellt sie sich Fragen des Präsidenten der Oxford Union und des Publikums. Auf der Website der Oxford Union wird Weidel als "prominente Kritikerin der Merkel-Regierung" angekündigt, die sich "offen zu Themen wie der Flüchtlingskrise und den traditionellen sozialen Werten" äußere.
Die Oxford University Student Union, die offizielle Studentenvereinigung der Elite-Uni, verurteilt die Einladung Alice Weidels. Nach einer Debatte in der vergangenen Woche sprachen sich 21 Studentenvertreter gegen Weidels EInladung aus und acht dafür. Auf die Entscheidung des Debattierklubs hat das jedoch keine Auswirkung. (The Oxford Student)
Auf Facebook wird außerdem bereits zu einer Protestkundgebung gegen Weidels Auftritt aufgerufen. Die Kundgebung wird unter anderem von der Gruppe "Oxford Students Stand Up To Racism" veranstaltet.
Mitglieder der Studentenvereinigung zeigten sich dem Bericht des "Oxford Student" zufolge besorgt, dass bei dem Auftritt Weidels "Fake News" verbreitet werden könnten. Außerdem sei dort die Frage aufgeworfen worden, ob der Debattierklub einer Person, die "im Vereinigten Königreich zuvor unbekannt" gewesen sei, eine Plattform geben solle. Der Präsident der Studentenvereinigung sagte demnach, Alice Weidel vertrete Werte, die gegengesetzt zu denen der Oxford-Studenten seien.
Der offene Brief wurde von mehr als 200 deutschen Studierenden, Wissenschaftlern, Mitarbeitern und Ehemaligen der Elit-Uni und von mehreren Dutzend internationalen Unterstützern unterschrieben. Sie alle fordern ebenfalls, die Einladung Weidels zurückzuziehen.
Auf Twitter schreibt eine der Initiatorinnen des offenen Briefs:
Stephen Horvath, der Präsident der Oxford Union, sagte dem "Oxford Student":
Nein. Schon in der Vergangenheit wurde gegen den Debattierklub demonstriert, weil er Rechtsextreme Redner eingeladen hat.
So etwa 2007, als die Oxford Union den bekannten Holocaustleugner David Irving und den rechtsextremen Politiker Nick Griff einlud – ausgerechnet um über Meinungsfreiheit zu debattieren.
Hunderte Menschen demonstrierten damals gegen die Auftritte, die nach Protesten im Saal in zwei Nebenräumen stattfinden müssen. (Spiegel Online)
2015 kam es erneut zu Protesten, als die Anführerin des französischen Front National, Marine Le Pen, in der Oxford Union sprach. Hunderte Demonstranten verzögerten den Beginn der Rede um mehr als eine Stunde. ("The Guardian")