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Selenskyj in den USA: Experten sehen geplante Eskalation durch Trump

28.02.2025, USA, Washington: US-Vizepräsident JD Vance (r) spricht mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (l) im Beisein von US-Präsident Donald Trump (M) im Oval Office des Weißen Hause ...
Die Angriffe von US-Präsident Trump und JD Vance (rechts) waren schwer anzusehen.Bild: dpa / AP / Mystyslav Chernov
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"War ein Hinterhalt": Experten glauben an geplanten Knall durch Trump

01.03.2025, 11:25
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Solche Szenen, wie sie sich gestern Abend im Weißen Haus in Washington abspielten, hat man so noch nicht gesehen. Dass der Präsident eines Landes den Präsidenten eines anderen Landes so verbal angeht, wie es Donald Trump mit Wolodymyr Selenskyj getan hat.

Trump hatte Selenskyj damit gedroht, die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland im Stich zu lassen, wenn diese sich nicht mit Moskau einigen würden. Er überzog den ukrainischen Gast mit Vorwürfen, bezichtigte ihn, einen dritten Weltkrieg zu riskieren und ärgerte sich über aus Trumps Sicht mangelnde Dankbarkeit für die Unterstützung der USA.

Das alles passierte während einer Presserunde, live übertragen im Fernsehen. Die ganze Welt konnte zuschauen, wie die Situation mehr und mehr aus dem Ruder lief. Aus Deutschland und Europa haben mehrere Politiker:innen, darunter Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz und Bundeskanzler Olaf Scholz, ihre Solidarität mit der Ukraine erklärt.

Derweil wird spekuliert, warum das Gespräch so eskalierte. Eine Theorie: Mindestens von Trumps Vize JD Vance, der ebenfalls gegen Selenskyj austeilte, soll es sich um einen gezielten Affront gehandelt haben.

Ex-Staatssekretär glaubt an geplanten Angriff

So sieht es Robert McConnell, der unter Ex-US-Präsident Ronald Reagan Staatssekretär im Justizministerium war und Mitgründer der NGO "U.S.-Ukraine Foundation" ist. Er sei überzeugt, dass zumindest die Attacke durch Vance geplant gewesen sei. Das erklärt er gegenüber dem "Tagesspiegel" im Hudson Institut, wo Selenskyj eigentlich nach dem Treffen im Weißen Haus erwartet wurde.

Er begründet seine Vermutung damit, dass es Trumps Vize wohl darum gegangen sein wird, die MAGA-Basis zufriedenzustellen.

"Es war ein Hinterhalt mit dem Ziel, das amerikanische Volk glauben zu lassen, dass die Ukraine undankbar ist und unsere Unterstützung nicht verdient", sagt McConnell.

Von einem "Hinterhalt" spricht auch der demokratische US-Senator Jack Reed. Es sei ein "politischer Hinterhalt und ein beschämendes Versagen der amerikanischen Führung" gewesen sei, erklärte er laut der Nachrichtenagentur Reuters.

"Noch nie erlebt": EU-Botschafter schockiert über Eskalation

Die Verhöhnung der Ukraine und der Verbündeten der USA sei eine Farce, die nur Russlands Präsident Putin nützen würde. "Darüber hinaus schadet die heutige grausame und gefühllose Zurschaustellung dem Ansehen der USA in der Welt sehr", sagte Reed.

McConnell geht davon aus, dass Trump seine Beziehung zu Putin festigen will. So äußerte sich auch ein EU-Botschafter gegenüber dem "Tagesspiegel". Auch wenn Trump den Rohstoff-Deal gerne hätte – "Trump ist die Ukraine egal", erklärt dieser.

In den Jahrzehnten, die er bereits im diplomatischen Dienst sei, habe er bereits eine Menge gesehen. "Aber ein derartiges Ausmaß an Erpressung, wie es die US-Regierung in den Verhandlungen mit der Ukraine an den Tag legt, habe ich noch nie erlebt", resümiert der EU-Botschafter.

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