Gericht vs. Ritual: So kam es zum ersten Urteil gegen die Genitalverstümmelung
02.02.2019, 08:2916.06.2024, 14:21
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Es ist ein gewaltsamer Eingriff, der vielen jungen Mädchen auf der Welt das ganze Leben kaputt macht. Die Genitalverstümmelung gilt in zahlreichen Kulturen als ganz normal, doch weltweit regt sich immer mehr Protest gegen das frauenfeindliche Prozedere.
Auch rechtlich geht es jetzt vorwärts. Ein Gericht in Großbritannien hat erstmals eine Verurteilung wegen Genitalverstümmelung ausgesprochen.
Eine 37-jährige Frau aus Uganda wurde am Freitag schuldig befunden,
ihre damals drei Jahre alte Tochter im Jahr 2017 an ihren
Geschlechtsorganen verstümmelt zu haben. Die Frau erwartet laut BBC nun eine
Haftstrafe von bis zu 14 Jahren. Das Strafmaß soll am 8. März
verkündet werden.
Londons Bürgermeister Sadiq Khan bezeichnete den Schuldspruch als Meilenstein.
Das Urteil sende "eine klare Botschaft, dass wer diese
barbarische Praxis ausübt, nicht länger ungestraft bleibt".
Die Verurteilte hatte behauptet, ihre Tochter habe sich die Verletzungen bei einem Sturz selbst zugezogen.
Sie hatte versucht, mit bizarren Zauberritualen Polizei und Sozialarbeiter von Ermittlungen abzuhalten.
Unter anderem wurden in ihrer Wohnung mit Draht umwickelte Rinderzungen sowie Zettel mit den Namen von Ermittlern und deren Bilder gefunden, die in gefrorenem Obst oder einem Einmachglas mit Pfeffer verborgen waren.
Mit Zauberformeln hat der Fall aber nichts zu tun
Nein. Es handelt sich um ein sehr wichtiges Urteil im Namen der Frauenrechte weltweit. Obwohl weibliche Genitalverstümmelung bereits seit 1985 in
Großbritannien unter Strafe steht, gab es bislang nur eine Hand voll
Anklagen. Keine führte bislang zur Verurteilung.
Bei der archaischen
Prozedur werden je nach Tradition die äußeren Geschlechtsorgane von
jungen Mädchen teilweise oder ganz abgeschnitten, meist ohne
Betäubung und mit nicht sterilen Gegenständen wie etwa Rasierklingen
oder Glasscherben. Die Opfer leiden oft unter lebenslangen
körperlichen und psychischen Folgen.
Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes schätzt, dass auch in
Deutschland rund 65 000 betroffene Mädchen und Frauen leben, weitere
15 500 gelten als gefährdet. Viele Männer sind sich auf der anderen Seite der Leiden entweder nicht bewusst, oder nehmen sie billigend in Kauf.
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