Das Gesundheitssystem in Großbritannien gilt als marode. Sich darum zu kümmern, ist kein einfacher Job. Jeremy Hunt hat es so lange getan wie keiner vor ihm in der Nachkriegszeit. Nun profitiert er von den Brexit-Wirren: Premierministerin Theresa May hat den 51-Jährigen vom Gesundheits- zum Außenminister befördert.
Wo bisher der dickköpfige Brexit-Hardliner Boris Johnson der Regierungschefin das Leben schwer machte, übernimmt damit ein loyaler, manche würden auch sagen, übermäßig angepasster Gefolgsmann.
Er kommt aus wohlhabendem Hause, besuchte eine angesehene Schule und studierte in Oxford – eine typisch britische Politiker-Karriere. Der verheiratete Vater eines Sohnes und zweier Töchter sitzt seit 2005 als Konservativer im britischen Unterhaus, er vertritt dort den südenglischen Wahlkreis South West Surrey.
Im Brexit-Referendum setzte er sich – wie May – für den Verbleib Großbritanniens in der EU ein, hat aber inzwischen die in der Volksabstimmung geschaffenen Fakten akzeptiert.
Skandalfrei war Hunts politische Karriere nicht. Vor Jahren war er sogar als möglicher Parteichef der konservativen Tories im Gespräch. Dann stolperte er beinahe über den folgenreichen Skandal um enge Verbindungen britischer Politiker zum Medienzar Rupert Murdoch und den Bezahlsender-Anbieter BSkyB, der inzwischen nur noch Sky heißt. Das war 2012. Aber der damalige Premier David Cameron hielt zu Hunt, zu der Zeit Kultur- und Medienminister, und machte ihn wenig später zum Gesundheitsminister.
(sg/dpa)