Vor rund drei Monaten, am 15. Oktober 2018, machen Polizisten in Wisconsin einen grausamen Fund: Ein Paar liegt erschossen in seinem Haus rund 120 Kilometer nordöstlich von Minneapolis. Von der 13-Jährigen Tochter fehlt jede Spur. Sofort starten Suchaktionen nach dem Mädchen, doch ohne Erfolg. 3500 Hinweise aus der Bevölkerung bringen die Ermittler nicht weiter. Die Familie glaubt daran, dass die 13-Jährige gefunden wird, doch Jayme Closs bleibt verschwunden. Was in dem Haus ihrer Eltern passiert ist, bleibt ungelöst. Vorerst.
Vor wenigen Tagen nimmt der Fall um die Familie Closs eine entscheidende Wendung. In einem Dorf nahe des Lake Superior spricht ein Mädchen eine Einwohnerin an. Die Frau geht gerade mit ihrem Hund spazieren, als das Mädchen sie um Hilfe bittet. Das Mädchen ist dünn und schmutzig und trägt zu große Schuhe. (BBC)
Die beiden gehen zu Nachbarn der Frau, die daraufhin die Polizei verständigen. Das Mädchen ist 13 Jahre alt, ihr Name ist Jayme Closs. Sie ist aus einer Waldhütte entkommen, in der sie seit Oktober festgehalten worden war.
Der Mann, der sie in die Hütte gesperrt hat heißt Jake Thomas Patterson und ist 21 Jahre alt. Er ist inzwischen der Hauptverdächtige in dem Fall und die Vorwürfe gegen ihn sind erdrückend. Patterson soll die Entführung von Jayme Closs von langer Hand geplant haben.
Er habe sich die Haare abrasiert, um nicht erkannt zu werden, sagte der Polizeichef des Verwaltungsbezirks, Chris Fitzgerald. Als Polizisten seine Wohnung durchsuchten, fanden sie mehrere Waffen. Darunter soll sich auch die Waffe befinden, mit der Jaymes Eltern erschossen wurden.
Vermutlich hatte Patterson es gezielt auf das Mädchen abgesehen, die Hintergründe der Tat sind jedoch noch unklar. Der junge Mann habe zwar vor knapp drei Jahren in derselben Fleischfabrik wie die Eltern von Jayme Closs gearbeitet, allerdings nur einen Tag lang. Es gebe keinen Hinweis, dass er in der Fabrik mit den Eltern Kontakt hatte, sagten die Ermittler. Nach derzeitigem Ermittlungsstand hatte der Verdächtige vor der Tat niemals mit der Familie zu tun. Die Ermittler gehen davon aus, dass die 13-Jährige zuhause war, als ihre Eltern erschossen wurden.
Jayme Closs gehe es gut, "soweit es die Umstände erlauben", sagte Fitzgerald. Sie könne das Krankenhaus verlassen und habe bereits mit den Ermittlern gesprochen. Das Mädchen habe sich wohl selbst befreien können, sagte der Sheriff .
Ob der Täter Jayme Closs während der Entführung etwas angetan hatte, blieb offen. Das Mädchen wird nun zu Verwandten gebracht.
Eine Tante der 13-Jährigen zeigte sich in einem Telefoninterview mit der US-Zeitung "Star Tribune" überglücklich: "Das sind die Nachrichten, auf die wir seit drei Monaten gewartet haben. Ich kann es kaum erwarten, sie in den Arm zu nehmen."
(dpa/afp)