Am Mittwochabend haben sich Vertreter aus Russland und der Ukraine erneut zu Verhandlungen in der Türkei getroffen. Einem Waffenstillstand sind sie dabei nicht näher gekommen; sie konnten sich aber erneut auf einen Austausch von Kriegsgefangenen einigen.
Einen solchen Austausch gab es jetzt schon mehrmals: Darunter sind Zivilist:innen und Soldat:innen. Einer von ihnen ist Yevhen, der drei Jahre lang in russischer Gefangenschaft saß, nachdem er als Soldat in der Schlacht um Mariupol gekämpft hatte.
In der Kriegsgefangenschaft hat er Schlimmes erlebt – er berichtet von Gewalt und Folter durch die russischen Wärter. Besonders vor den Verhören sei es schlimm gewesen, sagt er im Gespräch mit dem SRF.
Vorher sei er heftig geschlagen worden. Einmal, so erzählt er, hätten die Wärter ihn zwei Wochen lang auf ein Verhör vorbereitet. "Jeden Morgen und jeden Abend wurde ich geschlagen – mein Rücken, meine Beine wurden ganz schwarz", schildert Yevhen.
Er habe versucht, so wenig wie möglich zu erzählen, denn die Regel sei: "Je weniger du sagst, desto eher überlebst du."
Und das hat er. Drei Jahre lang. Obwohl sie zu ihm und seinen Kamerad:innen gesagt hätten, dass man sie nach drei oder vier Monaten wieder freilassen würde, schildert er dem SRF.
Während der langen Zeit der Kriegsgefangenschaft hat ihm geholfen, dass es auch Wärter gab, die ihm entgegengekommen sind. Bei den Kämpfen um Mariupol wurde Yevhen schwer am Bein verletzt; bis heute kann er nicht ohne Gehstock laufen. In der Gefangenschaft hätten manche Wärter ihm aber bei der Essensausgabe den Vortritt gelassen, damit er es vor anderen schaffe.
Viel zu essen habe es zwar nicht gegeben, berichtet der Soldat. Aber immerhin wurde dies regelmäßig ausgeteilt. Erst zum Ende hin habe es mehr gegeben. 26 Kilo habe er insgesamt abgenommen.
Beim Gefangenenaustausch habe er gedacht: "Endlich bin ich zurück in der Heimat. Drei Jahre habe ich davon geträumt und jetzt sind diese Qualen endlich vorbei."
Inzwischen befindet sich Yevhen in einer Reha-Klinik, muss erst einmal wieder gesund werden und will Zeit mit seiner Familie verbringen. Die Angriffe gehen derweil weiter. Für Yevhen ist klar: Wenn er wieder fit ist, will er zurück an die Front.