Gates, Obama, Spielberg und ihr Lob für die 100 einflussreichsten Personen des Jahres
Das US-Magazin «Time» hat die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten 2018
gekürt. Fast noch spannender sind die prominenten Namen, die ihre
Errungenschaften würdigen.
20.04.2018, 17:5120.04.2018, 18:00
Peter Blunschi
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Mit seiner "Person
des Jahres" sorgt "Time" regelmäßig für Kontroversen.
Weniger umstritten, aber nicht weniger interessant ist die Liste der
100 einflussreichsten Persönlichkeiten, die das Magazin jeweils im
Frühjahr veröffentlicht. Sie ist Amerika-lastig, was nicht
überrascht. Die diesjährige Ausgabe, die am Freitag erschienen ist,
ist aus zwei Gründen lesenswert.
Zum einen stehen die
Top 100 ganz im Zeichen der Diversitätsdebatte. Noch nie war die
Liste vielfältiger, was Geschlecht, Herkunft und Alter betrifft.
Bestes Beispiel ist die Snowboarderin und Halfpipe-Olympiasiegerin
Chloe Kim, eine Amerikanerin koreanischer Herkunft, die in wenigen
Tagen 18 Jahre alt wird. Die 14-jährige Millie Bobby
Brown, die in der Netflix-Serie "Stranger Things" mitwirkt, ist
gar die jüngste Person, die es je auf die Liste geschafft hat.
Die "Laudatio" auf Brown hat Aaron Paul verfasst, den man aus der Kultserie "Breaking Bad" in guter Erinnerung hat. Womit der zweite
spannende Aspekt erwähnt ist: Die "Time"-Redaktion hat erneut prominente Persönlichkeiten gebeten, die 100 Einflussreichen zu
würdigen. So stimmt kein geringerer als Microsoft-Gründer Bill
Gates ein Loblied auf Roger Federer an.
Obama und die Parkland-Schüler
Die größte
Aufmerksamkeit kann wohl Barack Obama für sich beanspruchen. Der
frühere US-Präsident, der vergeblich für schärfere Waffengesetze
gekämpft hatte, würdigt fünf Überlebende des Schulmassakers in
Parkland (Florida). Sie hätten dafür gesorgt, dass die Debatte
dieses Mal anders verlaufe: Sie hätten "die Macht, darauf zu
beharren, dass Amerika besser sein kann".
Die Parkland-Schüler
werden in der Kategorie "Pioniere" ausgezeichnet. Besonders
prominent besetzt ist naturgemäss die Künstler-Liste,
sowohl bei den Einflussreichen wie ihren Laudatoren.
Hollywood-Legende Steven Spielberg erinnert sich an sein Gespräch
mit der Schauspielerin und Neu-Regisseurin Greta Gerwig beim
Mittagessen der Oscar-Nominierten.
Elton John und Prinz Harry
Naomi Watts schreibt
über Nicole Kidman, Anne Hathaway über Hugh Jackman und Rosie
O'Donnell über Roseanne Barr. Lynda Carter die "Wonder
Woman"-Darstellerin in der unfreiwillig komischen Fernsehserie der
1970er Jahre, würdigt «Nachfolgerin» Gal Gadot im
letztjährigen Blockbuster. Und John Mayer widmet sich seinem
Musiker-Kollegen Shawn Mendes.
Spezielle Konstellationen findet man in der «Leader»-Kategorie: So darf
sich Elton John über Prinz Harry und ihren gemeinsamen Kampf gegen
Aids äussern, bei dem seine Mutter, Prinzessin Diana, "so wichtige
Vorarbeit" geleistet habe. Kanadas Premierminister Justin Trudeau
wird von seiner neuseeländischen Amtskollegin Jacinda Ardern
gewürdigt, die sich ihrerseits auf der Liste befindet und eine
Laudatio von Facebook-Chefin Sheryl Sandberg erhalten hat.
Ted Cruz und Donald Trump
In dieser Kategorie
findet man zahlreiche führende Politiker. Auffällig ist die
Abwesenheit von Angela Merkel – vielleicht ein Indiz für ihren
Autoritätsverlust. Dafür ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
vertreten, gewürdigt von IWF-Chefin Christine Lagarde. Und
US-Präsident Donald Trump. Der ultrarechte texanische Senator Ted
Cruz bezeichnet ihn als "Blendgranate, die von den vergessenen
Männern und Frauen in Amerika nach Washington geworfen wurde".
Trumps Gegenspieler,
Sonderermittler Robert Mueller, erhält Lob von Preet Bharara, dem
vom Präsidenten gefeuerten Ex-Bundesstaatsanwalt von New York. Nur
wenige Zeilen umfasst der Text von Newt Gingrich über den
kontroversen "Fox News"-Moderator und Trump-Jünger Sean Hannity,
aber natürlich erwähnt er darin ihren gemeinsamen Feind, den "Deep
State".
Wir haben mal alle Gefeurten von Trump für euch in ein Quiz gepackt:
Weitere Listen
umfassen "Ikonen" und "Titanen" (angeführt von King Roger).
Zwei auffällige Konstellationen seien hier noch erwähnt: Die drei
Journalisten Ronan Farrow, Jodi Kantor und Megan Twohey, die die
sexuellen Übergriffe von Hollywood-Tycoon Harvey Weinstein
aufgedeckt hatten und diese Woche mit dem renommierten Pulitzer-Preis
ausgezeichnet wurden, werden in "Time" von einer ihrer "Kronzeuginnen" gewürdigt, Schauspielerin Ashley Judd.
Und einer der Texte
ist namenlos. Er stammt von der weltweit ersten Frau, die ein Baby
mit einer transplantierten Gebärmutter zur Welt gebracht hat.
Entwickelt wurde diese Behandlung von Giuliano Testa, einen
italienischen Chirurgen, der am Universitätsspital von Dallas tätig
ist und es mit dieser Leistung auf die "Time"-Liste geschafft
hat. Die Kindsmutter aber will anonym bleiben.
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