Abschiedsfoto in Mexiko: "El Chapo" zu Beginn seiner Auslieferung im Gefängnis Ciudad Juárez Bild: imago stock&people
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Hier kann "El Chapo" nicht entkommen – Prozess gegen den US-Staatsfeind Nummer 1
03.11.2018, 18:57
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Staatsanwälte rieben sich die Hände, als Joaquín Guzmán an die USA ausgeliefert wurde. Im Drogenkrieg gleicht er einer Jagdtrophäe, im Prozess droht ihm nun lebenslange Haft. Aber der Drogenschmuggel mit Milliardenumsatz und das Gemetzel südlich der Grenze gehen weiter.
Guzmán, der besser unter seinem Spitznamen "El Chapo" bekannt ist, harrt nun schon bald zwei Jahre im Hochsicherheitsgefängnis in
New York aus. Die Einrichtung im Süden Manhattans soll härter sein
als das Lager Guantánamo auf Kuba.
In einem Militärhubschrauber wurde der Mafiaboss überstellt.Bild: imago stock&people
Bis zu 24 Stunden am Tag verbringt Guzmán
in einer 15 Quadratmeter großen, fensterlosen Zelle. Ausnahmen gibt
es nur unter der Woche, wenn er täglich eine Stunde ein Laufband und
einen Fahrrad-Trainer benutzen darf. Depressionen und Halluzinationen
seien die Folge, warnten seine Anwälte.
Beamte der US-Drogenbehörde DEA flankieren Guzmán Bild: imago stock&people
Mit Drogenschmuggel und anderen illegalen Geschäften verdiente der
frühere Chef des Sinaloa-Kartells laut Staatsanwaltschaft Milliarden.
Im Staat Sinaloa an der Westküste sitzt das Herz des mexikanischen
Drogenhandels, vor allem Marihuana und Schlafmohn zur Herstellung von
Heroin werden hier angebaut.
Auch das aus Kolumbien stammende Kokain
wird tonnenweise vor allem über Mexiko in die Vereinigten Staaten
geschmuggelt. Das Sinaloa-Syndikat zählt laut US-Drogenbehörde DEA schon
lang zu den Hauptlieferanten illegaler Drogen mit Ziel USA.
Damals noch mit Schnautzer: Guzmán bei seiner Gefangennahme in MexikoBild: imago stock&people
Der Drogenboss als Jagdtrophäe
Guzmán ist im blutigen Drogenkrieg, der auch ohne ihn weiter
tobt, so etwas wie eine Jagdtrophäe. Sein weltweiter Ruhm lässt sich mit dem des
1993 getöteten Drogenbarons Pablo Escobar vergleichen.
Die
unabhängige Chicago Crime Commission hatte ihn 2013 zum Staatsfeind
Nummer Eins erklärt – ein Titel, den zuvor nur Gangsterboss Al Capone
bekam. Das Magazin "Forbes" führte ihn in seinen Milliardärslisten
und sprach vom "mächtigsten Drogenhändler weltweit".
Gleich ein Dutzend Staatsanwälte sitzen in New York nun an dem Fall.
Auch in Chicago, Miami, San Diego an der mexikanischen Grenze und
weiteren Bundesbezirken wurde Guzmán angeklagt. Dort hatten sich
Strafverfolger wohl schon die Hände gerieben. Aber in Brooklyn im
Bezirk "Eastern New York", wo der Fall nun verhandelt wird, sammelt
sich das geballte Wissen aus einem jahrzehntelangen Kampf gegen das
organisierte Verbrechen.
Entsprechend schwere Geschütze hat auch Guzmán aufgefahren. Neben den
Anwälten Eduardo Balarezo und William Purpura wird er nun auch von
Star-Verteidiger Jeffrey Lichtman vertreten. Zu dessen Mandanten
zählte der Sohn von Mafia-Boss John Gotti, den Lichtman erfolgreich
in einem Prozess um Wertpapierbetrug in Höhe von 25 Millionen Dollar
verteidigt hat. In höchstem Tempo arbeiteten sich die Anwälte durch
300.000 Seiten Dokumente und massenhaft anderes Beweismaterial.
Vor Gericht: Guzmán sitzend neben seinem Verteidiger Eduardo Balarezo und Richter Brian CoganBild: imago stock&people
Dabei war lange nicht klar, ob der 61 Jahre alte Guzmán seine
Spitzenanwälte überhaupt bezahlen kann. Die Staatsanwaltschaft hatte
offengelassen, ob Zahlungen an die Verteidiger beschlagnahmt würden.
Wo ist das Drogengeld?
Lichtman war wegen dieser Bedenken erst nicht Teil des Teams. Er
sagte der Deutschen Presse-Agentur dann aber im August, das Problem
mit der Bezahlung sei "endlich gelöst". Details nennt er nicht. Von
geschätzt 14 Milliarden Dollar (12.2 Mrd Euro) aus mutmaßlichem
Drogenhandel fehlt den US-Behörden weiterhin jede Spur.
Jeffrey Lichtman.Bild: imago stock&people
Von all dem Zirkus um einen der größten Drogenprozesse in der
amerikanischen Geschichte lässt Richter Brian Cogan sich nicht
beeindrucken. Mit ruhiger Hand hat er die Vorbereitungen für das
Verfahren geleitet, das nach Auftakt mit der Jury-Auswahl am 5.
November in der Woche darauf mit den Eröffnungsplädoyers offiziell
beginnen und dann rund drei oder vier Monate dauern dürfte.
Bei einer
Verurteilung droht Guzmán eine lebenslange Haftstrafe. Die nach
Bundesrecht der USA immer noch legale Todesstrafe ist ausgeschlossen,
darauf hatten sich Mexiko und die USA bei der Auslieferung
verständigt.
Zwölf Geschworene sollen nun über Guzmáns Schicksal entscheiden,
komplett abgeschirmt von der Presse und Öffentlichkeit. Ihre Namen
und Gesichter sollen geheim bleiben. Zu groß sei die von Guzmán
ausgehende Gewalt, nachdem er mutmaßlich Hunderte Menschen ermorden,
angreifen und entführen ließ, meint Richter Cogan.
16 Zeugen sollen gegen "El Chapo" aussagen
Die Staatsanwaltschaft hat 16 Zeugen in Stellung gebracht –vermutlich frühere Partner, Freunde und Unterstützer Guzmáns. Unter
ihnen ist etwa Dámaso López, der Guzmáns Nachfolge angetreten hatte.
Dámaso López, "der Akademiker", flankiert von mexikanischen Sicherheitskräften.Bild: imago stock&people
"Licenciado" (Der Akademiker) heißt er wegen seines Jurastudiums mit
Spitznamen. Nachdem auch er im Juli an die USA ausgeliefert wurde,
einigte er sich mit Ermittlern darauf, mit ihnen zu kooperieren.
2001 und 2015 waren Guzmán noch spektakuläre Gefängnisausbrüche in
Mexiko gelungen, nun könnte es in seinem Drama der vorerst letzte Akt
sein. "Er ist bereit für den Prozess. Er ist guten Mutes und ihm ist
klar, womit er konfrontiert wird", sagte Anwalt Balarezo zuletzt. Die
Chancen, dass die USA ihn als Trophäe auf Lebzeiten hinter Gitter
bringen, stehen gut. Illegale Drogen fließen unterdessen weiter ins
Land. Und das Gemetzel südlich der Grenze geht weiter.
(pbl/dpa)
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