Der Ukraine stehen entscheidende Wochen bevor. Am 20. Januar wird Donald Trump offiziell als US-Präsident vereidigt – wie es im Anschluss mit der Ukraine weitergeht, die sich seit nunmehr fast drei Jahren gegen den russischen Aggressor wehrt, ist unklar.
Trump hat sich mehrmals dazu geäußert, die Milliardenhilfen an die Ukraine einzustellen und ein schnelles Kriegsende herbeiführen zu wollen. Im Wahlkampf erklärte er, dies werde er noch am Tag seines Amtsantritts binnen "24 Stunden" erledigen. Mittlerweile spricht er von "sechs Monaten". Nach eigenen Angaben ist ein Treffen mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin bereits in Planung.
Diese Aussagen Trumps sind mit Vorsicht zu genießen, dennoch lohnt sich ein Ausblick auf die Zeit nach dem Krieg – wann auch immer das sein möge. Dazu hat die Denkfabrik European Council on Foreign Relations eine Umfrage unter dem Titel "Allein in einer Trump'schen Welt: Die EU und die globale öffentliche Meinung nach den US-Wahlen" durchgeführt.
Im November 2024 sind in 16 europäischen und acht nicht-europäischen Ländern insgesamt 28.549 Menschen zu verschiedenen geopolitischen Themen befragt worden.
So zeigt die Umfrage unter anderem, dass die ukrainische Bevölkerung geteilter Meinung darüber ist, ob Frieden unter der Trump-Administration wahrscheinlicher ist. 39 Prozent der Befragten sind mit dem Machtwechsel in den USA optimistischer, 35 Prozenten halten Frieden nun für unwahrscheinlicher und 26 Prozent erwarten keinen Unterschied.
Allerdings sind die Erwartungen an einen vollständigen Sieg gegen Russland in den vergangenen sechs Monaten enorm gesunken. Im Mai 2024 gingen noch 58 Prozent davon aus, im November 2024 waren es nur noch 34 Prozent. 47 Prozent halten nun eine Kompromisslösung mit Russland für den wahrscheinlichsten Ausgang des Krieges.
Allerdings gibt es keinen klare Üereinstimmung darüber, wie ein solcher Kompromiss aussehen sollte. Den Befragten wurden vier Optionen zur Auswahl gestellt bezüglich Nato- oder EU-Mitgliedschaft, Sicherheitsgarantien und die Abtretung sowie Rückgewinnung besetzter Gebiete. Keine einzige Option erhielt eine Mehrheit.
"In der ukrainischen Gesellschaft gibt es keinen Konsens über die Art eines akzeptablen Kompromisses", heißt es in dem Bericht. Dazu die Schlussfolgerung: "Solche Meinungsverschiedenheiten könnten zu politischen Unruhen führen, falls und wenn die Verhandlungen beginnen."
Die größte Zustimmung erhielt die Option der Rückgewinnung aller besetzten Gebiete in den Grenzen von 1991 als Gegenleistung für die Zustimmung, nicht der Nato beizutreten, aber weiterhin der EU beitreten zu können. Damit würden die Regionen Donezk und Lugansk sowie die Halbinsel Krim wieder der Ukraine zugesprochen.
Die geringste Zustimmung erhielt hingegen die Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft mit Sicherheitsgarantien, aber keine Nato-Mitgliedschaft. Demnach müsste bei dieser Option die Ukraine auf weitere Kämpfe zur Rückgewinnung der besetzten Gebiete verzichten.