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Donald Trump als US-Präsident: Die Lüge von der "Cancel Culture"

Replika der Freiheitsstatue in Nizza mit Dollarschein mit Trumpgesicht vor dem Mund.
Der Wahlausgang in den USA zeigt, dass die Freiheit zum Schweigen gebracht wird. Bild: Imago images / Bestimage
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Donald Trump wird US-Präsident: Deshalb gibt es "Cancel Culture" nicht

17.11.2024, 14:59
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Die Grünen, die haben laut konservativen und rechten Kräften immer Schuld an allem. Oder der "woke Wahnsinn". Was für viele Revisionisten eigentlich dasselbe ist. Und was machen die Woken laut rechter und konservativer Ecke? Natürlich alles wegcanceln aka zensieren, was nicht in ihre "Ideologie" passe. Die böse "Cancel Culture" ist längst ein Kampfbegriff der Rechten geworden.

Aber nicht nur der Rechten: Auch CDU-Chef Friedrich Merz postulierte in einem Interview in der "Welt", dass die größte Bedrohung für die Meinungsfreiheit die "Cancel Culture" sei, die von US-amerikanischen Universitäten nach Europa herüberschwappe. Das war 2022.

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Der Begriff "Cancel Culture" muss gecancelt werden

Seitdem konnte Merz öffentlich Kinder von Menschen mit Migrationshintergrund "kleine Paschas" nennen und behaupten, dass sich Asylbewerber:innen die Zähne neu machen lassen würden, während andere keinen Termin beim Zahnarzt bekämen. Jetzt ist Merz Kanzlerkandidat der Union. Wo ist denn die "Cancel Culture", wenn sie gebraucht wird?

Spätestens aber seit der US-Wahl und dem Sieg von Donald Trump ist es jetzt auch offiziell. Wir müssen den Fans des lauten Schreiens: "Man darf ja heute gar nichts mehr sagen oder tun!" ihr Spielzeug wegnehmen. Die "Cancel Culture" muss sozusagen gecancelt werden. Es gibt sie nicht. Sie funktioniert nicht.

US-Präsident Trump: Dunkle Zeiten für intersektionalen Feminismus

Denn wenn ein verurteilter Sexualstraftäter und frauenverachtender Rassist Präsident der USA wird und damit zu einem der mächtigsten Menschen der Welt, dann hat die "woke Bubble" überhaupt keinen Einfluss. Dieser Wahlausgang ist ein dunkler Tag für den intersektionalen Feminismus.

Was übrig bleibt, ist das Gefühl, dass eben doch alles sagbar ist. Hetzen gegen Migrant:innen – kein Problem. Sexueller Missbrauch – das macht doch nichts. Frauen die Rechte über ihren Körper wegnehmen und Abtreibung illegal machen – wird unter den Tisch gekehrt.

Dass Menschen mit Migrationsgeschichte in Angst leben müssen, Frauen sterben, weil sie nicht die richtige medizinische Versorgung bekommen oder potenzielle Sexualstraftäter das Gefühl bekommen, dass sie machen können, was sie wollen, ist dann wohl nur wokes Gebabbel.

Währenddessen posten offen frauenverachtende und Trump unterstützende junge Männer auf "X", dass ihnen die Entscheidungsgewalt über den Körper einer Frau gehöre. Einer der Accounts hat fast 500.000 Follower. Ein Post mit den Worten "Your body, my choice. Forever" (Deutsch: "Dein Körper, meine Entscheidung. Für immer.") wurde knapp 36.000 Mal repostet und hat über 50.000 Likes.

Und einige fragen immer noch, warum Menschen, die sexuelle Gewalt erfahren haben, sich nicht gegen die Täter wehren oder sie anzeigen.

Auch Forschung zeigt: "Cancel Culture" kaum existent

Übrigens stellte ein Teil der AfD-Fraktion im Bundestag im April 2021 eine kleine Anfrage zum Thema "Cancel Culture". In ihrer Vorbemerkung behaupteten sie, dass "Cancel Culture" einen sozialen Bann darstelle, ohne dass ein gerichtliches Verfahren stattgefunden hätte.

Als Beispiel nannten sie das "Accountability Project" der Non-Profit-Organisation "GLAAD", die sich für queere Rechte durch faire Medienberichterstattung einsetzt. In diesem Projekt wird das Fehlverhalten von Personen des öffentlichen Lebens dokumentiert. Unter anderem von Donald Trump. Mit der Gefahr der Wiederholung sei hier nochmal angemerkt: Er wurde verurteilt, er wurde nicht gecancelt, jetzt wird er wieder Präsident der USA.

Die damalige Bundesregierung unter Angela Merkel (CDU) schmetterte die Anfrage mit folgenden Worten ab: "Bei „cancel culture“ handelt es sich um einen weder klar abgrenzbaren noch unumstrittenen Begriff, den die Bundesregierung sich nicht zu eigen macht und zu dem sie nicht verallgemeinernd Stellung nimmt." Ein Gesetz gegen das Phänomen sollte es auch nicht geben, denn geltendes Recht sichere "den Raum für den freien öffentlichen Diskurs".

Auch der Stanford Professor und Literaturwissenschaftler Adrian Daub argumentierte in einem "Spiegel"-Interview gegen die Hysterie der "Cancel Culture". Das Wort würde nur dann verwendet, wenn sich ein Vorfall in ein ganz bestimmtes Muster pressen lasse. Und zwar: "Wenn das Opfer einigermaßen privilegiert war und die Beschwerden von Frauen oder Schwarzen oder LGBTQ+ ausgehen."

Die bösen "Woken" sind also meistens schuld, wenn jemand für seine Taten oder Worte Konsequenzen tragen muss. Oder sie eben auch nicht tragen muss. "CANCEL CULTURE" wird trotzdem geschrien. Kürzlich wurde auch in einer Studie, finanziert von der "Zeit Stiftung Bucerius" und durchgeführt vom "Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung" (DZHW), festgestellt, dass das Phänomen im Sinne einer echten Zensur im Wissenschaftskontext kaum existiere.

Die böse "Cancel Culture", wie sie die anti-woke-Ecke proklamiert, gibt es also nicht. Was es gibt, sind Menschen, eigentlich vorwiegend Männer, die tun und sagen können, was sie wollen, ohne wirkliche Konsequenzen zu tragen. Und am Ende wird ihnen auch noch von der ganzen Welt zum Wahlsieg gratuliert.

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