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Russland: Putin verlangt mehr Nachwuchs und ergreift groteske Mittel

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Russlands Präsident Wladimir Putin will, dass die Frauen und Mädchen im Land mehr Kinder gebären. Bild: IMAGO/ITAR-TASS
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Putins Kampf gegen die Kinderlosigkeit: Kommt bald das Kondom-Verbot?

24.10.2024, 20:48
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Wladimir Putins Politik hat in den letzten zwanzig Jahren für Isolierung, wirtschaftliche Stagnation und einen wahren Braindrain geführt. Wer genug Geld hat oder viele Talente sucht sein Glück im Ausland. Und in der Ukraine sterben dem russischen Volk massenhaft junge Männer weg.

Der Angriffskrieg gegen den vergleichsweise zwergenhaften Nachbarstaat hat Medienberichten zufolge rund 600.000 Russen getötet oder schwer verwundet. Mittlerweile sollen unter anderem laut US-Angaben nordkoreanische Truppen die Lücken in der Armee füllen.

Das haben offenbar nicht nur das Weiße Haus und das Pentagon als russische Schmach identifiziert. Putins Staatsdiener sorgen sich nicht erst deshalb um den Nachwuchs – und legen nun den Frauen des Landes die Daumenschrauben an.

Putin lässt "Childfree"-Bewegung verbieten: "Entarteter Feminismus"

Im Staatsparlament, der Duma, wurde deshalb ein Gesetz verabschiedet, das Kinderlose ins Visier nimmt. Der erste Schritt: Ein Verbot der sogenannten "Childfree"-Bewegung. Damit steht die "Propaganda des freiwilligen Verzichts auf das Kinderkriegen" unter Strafe gestellt.

Abgeordneten von Putins Einheitspartei betrachten das als wichtigen Schritt, um die Ideologie des kinderlosen Lebens zu bekämpfen. Den Politikern zufolge handelt es sich dabei um eine "Entartung des Feminismus", die von böswilligen Akteuren aus dem Westen importiert wurde, um "traditionelle Werte" Russlands zu untergraben.

Strafen für die Verbreitung dieser Ideologie sollen dabei bis zu fünf Millionen Rubel (umgerechnet rund 47.600 Euro) schwer wiegen. Das wahrscheinlich bewusst schwammig formulierte Gesetz könnte sogar dafür angewendet werden, um Gespräche unter Bürger:innen ins Visier zu nehmen.

Hohe Geldstrafen drohen Russen, die keine Kinder wollen

Doch das geht der Staats-Duma offenbar nicht weit genug. Denn als Nächstes steht ein Werbeverbot für Kondome auf dem Tableau. Da stellt sich die Frage: Sorgen sich die Politiker nicht davor, dass die Schwangerschaftsraten vor allem bei Teenager durch die Decke gehen könnten?

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Offenbar nicht. Ein Senator scheint das sogar noch anheizen zu wollen. So brachte Andrej Kutepow einen aberwitzigen Vorschlag ins Spiel. Demnach sollen Mädchen einen Startbonus bei der Bewerbung für Universitäten erhalten, wenn sie vor ihrem Schulabschluss ein Kind zur Welt gebracht haben.

Russland weist ohnehin schon hohe Raten an HIV-Infektionen und anderen Geschlechtskrankheiten auf. Im Verbund mit notorisch schlechten Pflege- und Vorsorgesystemen könnte ein solches Verbot den bereits prognostizierten Bevölkerungsschwund weiter befeuern, warnen Experten im "Dekoder"-Artikel.

Als Abschreckung: Schüler müssen unzensiertes Abtreibungsvideo sehen

Wie pervers der Kampf gegen die Kinderlosigkeit werden kann, zeigt ein Beispiel aus einer Schule in Ocha. In der Stadt weit, die auf einer Insel im Pazifik liegt, wurden Schulkinder für eine makabre Vorstellung zusammengetrommelt.

Dabei wurden Propaganda gegen Abtreibungen gemacht. Nach einem Vortrag in der Schulaula mussten sich die Kinder grausame Bilder ansehen. Es wurde ein Video abgespielt, auf dem eine operative Abtreibung mit allen blutigen Details gezeigt wurden.

Wie die "Novaja Gaseta" berichtete, sei der Vortrag zwar nicht autorisiert worden. Wie eifrig Putins Geburtenkommando auch ohne offizielle Weisung handelt, zeigt das Beispiel aber allemal.

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