Fast genauso alt wie die AfD sind auch die Diskussionen um den richtigen Umgang mit ihr. Braucht sie besonders viel Sendezeit, Einordnung und Widerspruch (weil sie nun mal regelmäßig faktenfreies Zeug erzählt)? Oder sollte sie, im Gegenteil, sogar weniger Präsenz eingeräumt bekommen, weil sie das Recht auf Weiterverbreitung mit ihrer Politik verwirkt?
Sollte man die moralische Verkommenheit der Partei erwähnen? Oder AfD-Politiker:innen einfach mal labern lassen und sie inhaltlich stellen, weil die sich dann schon selbst entlarven? Mehr schlecht als recht stolpern Medien seit einigen Jahren in dieser Frage.
Vor dem Hintergrund der jüngsten Einstufung der AfD als rechtsextrem wird ein Interview des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals (Kika) mit Tino Chrupalla scharf kritisiert.
Am Dienstag spielte sich Historisches im Bundestag ab. Bei der geplanten Wahl des CDU-Chefs Friedrich Merz zum neuen Bundeskanzler durfte neben allen anderen Medien auch die Sendung "Logo" nicht fehlen. Kika ist der gemeinsame Kinderkanal von ARD und ZDF, "Logo" seit 1989 quasi die "Tagesschau" für Kinder und Jugendliche.
Bevor Merz am Nachmittag doch noch zum Kanzler gewählt wurde, gab es am Vormittag erstmal den Schock: Merz verpasste die erforderliche Stimmenmehrheit, als erster Kanzler überhaupt im ersten Wahlgang. "Logo" interviewte dazu neben der Grünen-Chefin Franziska Brantner, SPD-Mann Ralf Stegner und Linken-Chef Jan van Aken auch den AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla.
Dieser äußerte zwar keine besonders rechten Takes. Er erklärte etwa, Merz müsse sich schon selber um seine Mehrheiten kümmern, die AfD habe ihn selbstverständlich nicht gewählt. Merz habe seine Leute zudem nicht hinter sich.
Dennoch gab es an dem Interview hinterher Kritik. So fragte unter anderem der sozialdemokratische Autor und ehemalige Bundesschülersprecher Dario Schramm auf X: "Warum um alles in der Welt bringt das ZDF in ihren Logo-Kindernachrichten einen längeren O-Ton von Chrupalla?"
Die Recherchegruppe "Die Insider" schrieb zudem: "Wenn der Vorsitzende der gesichert rechtsextremen AfD bei Logo Kindern erklären darf, warum sie Friedrich Merz nicht gewählt" habe, könne man "nur noch mit dem Kopf schütteln".
Einige User:innen entgegneten, dass die AfD nun mal die größte Oppositionspartei im Bundestag ist. Dennoch stellt sich spätestens seit der Einschätzung des Verfassungsschutzes einmal mehr die Frage, wie die rechtsextreme AfD von den Medien behandelt werden sollte – speziell im Kinder-Fernsehen.