Egal ob Freiheit, Wirtschaft oder AfD-Erfolg: Zwischenzeitlich konnte man im Wahlkampf das Gefühl bekommen, die Christsozialen sehen die Grünen als Wurzel allen Übels an. Allen voran CSU-Chef Markus Söder schoss leidenschaftlich aus allen Rohren, sein Generalsekretär Martin Huber stand ihm in nichts nach.
In den vergangenen Wochen konnten die Grünen dann ein Stück weit ihre Ehre zurückgewinnen. Zwar verhalfen sie Schwarz-Rot noch im alten Parlament zum historischen Schuldenpaket. Jedoch profilierten sie sich sowohl in der rhetorischen Auseinandersetzung mit der Union als auch in den knallhart geführten Verhandlungen und errangen etwa 100 Milliarden Euro für den Klima- und Transformationsfonds.
Diese Woche folgte dann die zweite Rettung durch die Grünen (und die Linke) für die Union. Umso wütender zeigte sich Grünen-Chefin Franziska Brantner am Mittwoch über die Uneinsichtigkeit Martin Hubers. Der hält all seine Attacken gegen die Grünen weiter für gerechtfertigt.
Am Dienstag gab es die erneute Grünen-Hilfe für Friedrich Merz: Der im ersten Kanzler-Wahlgang an der eigenen Gefolgschaft gescheiterte CDU-Chef wollte eine zweite Abstimmung noch am gleichen Tag – konnte diese aber nur mit Zustimmung von Grünen und Linken erwirken.
Dennoch verteidigte CSU-Generalsekretär Huber die teils scharfen Attacken auf die Grünen der vergangenen Monate am Mittwoch bei Markus Lanz. Brantner hielt ihm dementsprechend vor:
Laut Brantner sei die Union bei der Wahl zum Kanzler im ersten Wahlgang "granatig gescheitert", dennoch trete Huber nur einen Tag später mit "dicken Backen und breiten Beinen" bei Lanz auf. Sie forderte stattdessen "mehr Demut" und miteinander in einem "Ton umzugehen, dass nicht nur die Populisten davon gewinnen".
Huber hingegen beschwichtigte. Äußerungen, die etwa am politischen Aschermittwoch von der CSU gegen die Grünen getätigt wurden, seien in Bayern eher als "zurückhaltend" wahrgenommen worden.
Moderator Lanz wollte das wiederum neben Brantner nicht so stehen lassen und sprach Huber etwa auf seine Bezeichnung der Grünen als "Ramschware" an eben jenem Aschermittwoch an.
Vor allem störten Lanz die vermehrten Angriffe auf Robert Habeck. Die CSU habe "konstant vom schlechtesten Wirtschaftsminister aller Zeiten" gesprochen und Habeck als "Kinderbuchautor" verhöhnt. "Ist das in Ordnung?", fragte Lanz Huber an der Stelle und schob noch nach, dass Habeck einen Doktortitel in Literaturwissenschaften hat.
Dann fiel der schärfste Satz: "Der Mann hat seinen Doktortitel noch."
Damit spielte Lanz unmissverständlich darauf an, dass Huber seinen Doktortitel mittlerweile nicht mehr hat. Diesen führt er seit 2022 freiwillig nicht mehr, seitdem die Ludwig-Maximilians-Universität München bei ihm Ungereimtheiten in der Dissertation festgestellt hatte. Absicht konnte ihm nicht nachgewiesen werden.
Für Huber war das ein unangenehmer Moment, wie man ihm ansehen konnte. In der Sache blieb es dabei: Lanz warf Huber einen aggressiven Ton vor, Huber antwortete wiederum, Auseinandersetzungen seien wichtig und man habe das Gefühl, Kritik an den Grünen sei "Majestätsbeleidigung".