Russische Oligarchen, Ransomware-Banden und andere Kriminelle haben während Jahren ausgeklügelte Geldwäschenetzwerke in Russland genutzt, um große Summen ins Ausland zu schaffen und zu reinvestieren.
Doch damit ist nun Schluss. Vorläufig.
Am Mittwoch informierten die britischen Justizbehörden über die "Operation Destabilise". Nach monatelanger Ermittlungen seien zwei riesige kriminelle Netzwerke lahmgelegt worden. Diese hätten Jahr für Jahr Kryptowährungen in Milliardenhöhe umgesetzt.
"Wired" bringt die Ausgangslage auf den Punkt: Seit Russlands groß angelegter Invasion, dem völkerrechtswidrigen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022, leide die russische Wirtschaft unter Sanktionen. Zahlungen in Kryptowährungen seien im Inland verboten. Jedoch würden zunehmend Kryptowährungen genutzt, um russisches Geld ins Ausland zu transferieren.
Ben Cowdock, Ermittlungsleiter bei der Antikorruptionsorganisation Transparency International, bestätigte das kriminelle Vorgehen der reichen Russen:
Das "Wired"-Magazin hatte laut eigenen Angaben exklusiven Zugang zu den Ermittlungen und fasst die wichtigsten Erkenntnisse wie folgt zusammen:
Zwei russische Firmen stehen im Zentrum der Ermittlungen. Sie boten einen Service für die russische Elite, Einzelpersonen und Firmen an. Sie erhielten so Zugang zu westlichen Volkswirtschaften, was ihnen sonst wegen der westlichen Sanktionen oder anderen finanziellen Beschränkungen verwehrt geblieben wäre.
Die Ermittler haben ein komplexes System aufgedeckt, das sich über mehrere Kontinente erstreckt. Die kriminellen Netzwerke sammelten in einem Land Gelder ein und machten den entsprechenden Betrag in einem anderen Land verfügbar. Dies sei häufig durch den Tausch von Kryptowährungen gegen Cash passiert.
Weiter fand man Hinweise auf Bargeldtransfers in ganz Europa, darunter auch Städte in Deutschland, Frankreich, Portugal und Spanien. Die Geldkuriere wurden über Anzeigen in Gruppenchats angeheuert.
London sei ein wichtiger Knotenpunkt gewesen. Eine zentrale, fragwürdige Rolle spielte offenbar auch Dubai, die größte und reichste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Über die dortige Sonderwirtschaftszone, bzw. den Krypto-Hub, sollen Vermittler von entsprechenden Deals mitkassiert haben.
An der internationalen Polizeiaktion waren Ermittler aus Europa und Nordamerika beteiligt: die britische National Crime Agency (NCA), das amerikanische FBI, die Drug Enforcement Administration und das Office of Foreign Assets Control (OFAC) des US-Finanzministeriums, sowie Justizbehörden in Irland und Frankreich.
Insgesamt habe die "Operation Destabilise" zu 84 Festnahmen geführt, wobei die britischen Strafverfolgungsbehörden Bargeld und Kryptowährungen im Wert von über 20 Millionen Pfund beschlagnahmten.
Viele Strafverfahren seien noch am Laufen. Es dürfte also noch einiges ans Licht kommen.
Es sei nur eine Fahrzeugkontrolle gewesen, doch sie führte zur Aufdeckung des milliardenschweren Geldwäschenetzwerks, hält die britische Tageszeitung "The Telegraph" fest. Als Londoner Polizisten den Wagen durchsuchten, stießen sie auf 250.000 Pfund Sterling in bar.
Die Verkehrskontrolle fand bereits im November 2021 statt, doch sie gab den Ermittlern den entscheidenden Hinweis. Weitere Ermittlungen zeigten, dass der Geldkurier vor seiner Festnahme dubiose Überweisungen von mehr als 15 Millionen Pfund getätigt hatte.
Seit Längerem in Haft ist eine russische Geschäftsfrau, die auf den Social-Media-Plattformen mit ihrem glamourösen Lebensstil prahlte und die Titelseiten russischer Wirtschaftsmagazine zierte, schreibt "T-Online". Jekaterina Schdanowa habe mit Popstars gefeiert und sich in höchsten Kreisen bewegt, bevor sie 2023 in Frankreich verhaftet wurde – wegen Geldwäsche mit Kryptowährungen. Nun sei klar, dass sie eine zentrale Rolle in einem viel größeren Netzwerk gespielt habe.