Die Nachricht von der Gefangennahme nordkoreanischer Soldaten durch ukrainische Truppen sorgte für großes Aufsehen. Zwei verletzte nordkoreanische Kämpfer, die auf dem Schlachtfeld zurückgelassen wurden, konnten vergangene Woche von ukrainischen Einheiten gesichert und nach Kiew gebracht werden. Dort wurden sie von der ukrainischen Geheimdienstbehörde SBU und südkoreanischen Expert:innen verhört.
Unter großer Geheimhaltung sind Berichten zufolge knapp 12.000 Elitesoldaten von Pjöngjang nach Russland geschickt worden, um mit russischer Ausrüstung, falschen militärischen Dokumenten und neuen Identitäten ausgestattet zu werden. Ihre Anwesenheit sollte verschleiert bleiben.
Ihre Gefangennahme liefert einen seltenen Einblick in die Rolle Nordkoreas in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Der britische "Guardian" hat nun über neue Details berichtet.
So geht aus dem Bericht hervor, dass alle nordkoreanischen Soldaten russische Namen erhalten haben und laut ihren Dokumenten in der sibirischen Region Tuva "geboren" sein sollen – dort sehen die Einheimischen phänotypisch asiatisch aus.
Wie der südkoreanische Heimdienst bereits mitteilte, gingen die gefangengenommenen Soldaten davon aus, in einer Militärübung teilzunehmen, nicht an einem Angriffskrieg. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, sie seien in einem "Informationsvakuum" erzogen worden.
Das Engagement von Nordkorea in der Ukraine zeigt auch, wie vernetzt die autokratischen Regime der Welt sind, um gemeinsam gegen westliche Demokratien vorzugehen.
Der "Guardian" schreibt, dass der ukrainische Militärgeheimdienst davon ausgeht, dass Putin Nordkorea mit Torpedos und Drohnen-Technologie versorgt und nordkoreanische Soldaten wertvolle Kriegserfahrung in der Ukraine bekommen.
Generalmajor Vadym Skybytskyi, der stellvertretende Chef des HUR, wird mit der Aussage zitiert, die Überlebenden kehren als militärische Ausbilder nach Nordkorea zurück.
Dem "Observer" sagte Skybytskyi außerdem, die Nordkoreaner seien entschlossen und ideologisch motiviert. Die Moral sei ungebrochen. Soldaten hätten sich, so die Anweisung, in die Luft gesprengt, um nicht gefangen genommen zu werden. Auf einem iPad, das einem toten nordkoreanischen Soldaten abgenommen wurde, waren 67 GB Propagandamaterial gelagert.
Skybytskyi sagte: "Mein Kollege sah es sich an. Nach zwei Stunden sagte er: 'Nordkorea ist das beste Land der Welt'". Der ukrainische Soldat Vitalii Ovcharenko erklärte dem Bericht zufolge außerdem, was die Unterschiede zwischen russischen und nordkoreanischen Soldaten seien.
"Die Russen verstecken sich, wenn sie Drohnen sehen. Die Nordkoreaner versuchen, sie abzuschießen." Sie verstünden den kombinierten Krieg mit Infanterie, Flugzeugen und Panzern. Eine Fähigkeit, sagt Ovcharenko, die in einem zukünftigen Krieg in Korea eine Rolle spielen könnte.
Viele ukrainische Soldaten empfinden ihre nordkoreanischen Gegner als hoffnungslose Wesen, von Russland in eine Selbstmordmission geschickt, heißt es im "Guardian" weiter.
Einen ukrainischen Soldaten erinnerten die Taktik der Nordkoreaner an aus der Zeit gefallene Herangehensweisen aus dem Zweiten Weltkrieg. Vielleicht, sagt er, "wissen sie nicht, dass wir Wärmebildkameras haben und sie nachts leicht aufspüren können".
Ein Kommandeur bemerkt, dass die Nordkoreaner in Gruppen von 30 bis 40 Personen unterwegs seien, und sich die Russen vorsichtig, in Zweier- oder Dreiergruppen, bewegten.
"Wir töten sie mit unseren Drohnen", sagt er. Aber die Nordkoreaner würden den modernen Krieg nun besser verstehen.