Die Fronten im Ukraine-Krieg wurden in den vergangenen Monaten unübersichtlicher. Mit seiner Amtsübernahme wollte US-Präsident Donald Trump den Konflikt am liebsten nach eigenen Aussagen innerhalb von 24 Stunden beenden.
Seinem Ziel kommt Trump dieser Tage, wenn auch mit Verspätung, wohl näher. Gemeinsam formulierte er mit weiteren Ukraine-Verbündeten am Samstag ein Waffenruhe-Ultimatum an Russland und drohte mit Sanktionen. Putins Antwort folgte in Windeseile – laut einem Experten auch, weil der Kremlchef unter großem "Druck" steht.
Dabei sah die Lage die vergangenen Monate noch ganz anders aus: Im Wahn, eine möglichst schnelle Einigung – zur Not auch einen Diktatfrieden zu Ungunsten der angegriffenen Ukraine – zu erzwingen, stieß Trump die Ukraine samt europäischer Verbündeter vor den Kopf und verhandelte eigenhändig mit Russland und Kremlchef Wladimir Putin.
Doch in den vergangenen Tagen näherte er sich den eigens Verstoßenen wieder an, seine Geduld mit Putin scheint am Ende zu sein. Mit einem Telefonat zwischen dem neuen Bundeskanzler Friedrich Merz und Trump und einem anschließenden Besuch Merz' sowie der Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Großbritanniens und Polens in Kiew war die neue gemeinsame Agenda dann am Samstag besiegelt.
Gemeinsam setzten die Staaten dem Kreml unter Androhung einer Verschärfung der Sanktionen gegen Russland ein Ultimatum, bis Montag einer 30-tägigen Waffenruhe zuzustimmen. Laut dem Politologen Klemens Fischer hat die Forderung "Moskau offenbar so unter Druck gesetzt, dass Putin direkt reagieren musste".
Das sehe man daran, dass der Kremlchef noch in der Nacht zu einer Pressekonferenz einlud, wie Fischer gegenüber n-tv erklärt.
Auf dieser Pressekonferenz machte Putin dann ein Gegenangebot: Bereits ab Donnerstag könne direkt zwischen der Ukraine und Russland verhandelt werden, ohne Vorbedingungen und auf neutralem Boden in Istanbul. Zum Vorschlag der Waffenruhe aber äußerte sich Putin nicht direkt. Fischer vermutet, Putin wolle unbedingt in die Verhandlungen gehen:
Ob die Gespräche in der Türkei zustande kommen, bliebe zwar abzuwarten. Fischer verweist dabei auf Frankreichs Präsident Macron, der Putin nach dem Vorschlag bereits vorgeworfen hatte, er wolle lediglich "Zeit gewinnen". Auch Kanzler Merz wies darauf hin, dass Putins Angebot "bei weitem nicht hinreichend sei". Eine Waffenruhe sei notwendig.
Dennoch warnt Fischer Selenskyj davor, die Chance auf ein Gespräch auszulassen. Wenn der ukrainische Präsident sich jetzt drücke, "zeigt er Schwäche". Genau dies versuche Putin zu provozieren.
Gleichzeitig hält es Fischer für "die beste Chance, die Selenskyj in den letzten drei Jahren hatte", jetzt an den Verhandlungstisch zu gehen und "seine Position weltweit zu verkünden zu können, im Angesicht von Putin".
Dennoch weist auch Fischer wie viele andere Expert:innen darauf hin, dass die Drohungen an Putin "völlig hohl" sind. Die Sanktionen hätten bisher nichts gebracht und auch um ein weiteres Verschärfen dürfte Putin kaum besorgt sein. Auch wegen der neuen "Einigkeit" der Ukraine-Verbündeten äußert Fischer dennoch Hoffnung, dass Verhandlungen zu einem dauerhaften Frieden führen könnten.