Donald Trump möchte alles effizienter machen. Raus mit allem, das der exzentrische US-Präsident nicht mag. Dabei kann es sich auch um elementare Mitarbeiter des Gesundheitssystems handeln, um humanitäre Hilfen, die in anderen Ländern Menschenleben retten oder um Gesetze, die demokratische Grundrechte sichern.
Umgehend musste auch die US-Integrität in der Außenpolitik daran glauben: Kaum war Trump im Amt, schimpfte er Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj aus dem Weißen Haus, während er und besonders sein Sondergesandter Steve Witkoff Kremlchef Wladimir Putin hofierten.
Wie weit das Vertrauen Witkoffs zum russischen Machthaber reicht, zeigt sich nun besonders nach einer neuen Enthüllung aus den Verhandlungen der beiden.
Witkoff, Trumps Chefverhandler im Ukraine-Krieg, bezeichnete den Machthaber Russlands in einem Interview aus dem März als "großartig" und "ehrlich". Putin sei kein "Bösewicht". Der Glaube an das Gute im "ehrlichen" Kremlchef führte anscheinend so weit, dass Witkoff in den drei gemeinsamen Verhandlungen auf eine elementare Hilfe verzichtete: einen eigenen US-amerikanischen Übersetzer.
Normalerweise haben bei derlei Verhandlungen nämlich beide Seiten ihre eigenen Dolmetscher dabei. Nicht aber so Witkoff. Einer Enthüllung von NBC zufolge vertraute Witkoff stattdessen einzig und allein auf den russischen Übersetzer. Das hätten zwei US-Beamte der Trump-Regierung sowie zwei westliche Beamte, die mit den Gesprächen vertraut sind, gegenüber "NBC News" bestätigt.
Auch wenn das auf den ersten Blick kurios, jedoch wenig dramatisch klingt, bringt es der anderen Seite des Verhandlungstisches einen großen Vorteil: "Wenn sie miteinander auf Russisch sprechen, weiß er nicht, was sie sagen", brachte es gegenüber dem US-Sender einer der Beamten auf den Punkt.
Zudem erklärten zwei ehemalige amerikanische Botschafter, durch den Einsatz der Kreml-Dolmetscher:innen liefe Witkoff Gefahr, dass ihm Nuancen in Putins Botschaften entgingen. Er könne nicht unabhängig nachprüfen, was zu ihm gesagt werde.
Anna Kelly, eine stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses, erklärte gegenüber NBC, dass Witkoff "alle Sicherheitsprotokolle in Abstimmung mit dem Außenministerium befolgt" habe. Witkoffs Team antwortete hingegen ebenso wenig wie das Außenministerium und der Kreml.
Nach der anfänglichen Hoffnung der US-Regierung auf eine baldige Einigung mit Russland, wirkte Trump zuletzt genervt vom Zögern und Hinhalten Putins. Aus einem gemeinsamen Treffen beider Präsidenten wurde nichts. Auch daran dürfte es liegen, dass Trump sich nun wieder mehr der Ukraine und den europäischen Verbündeten zuwendet.
Nach einem Telefonat mit Friedrich Merz und einem Treffen des Bundeskanzlers mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Großbritanniens Premierminister Keir Starmer sowie Polens Ministerpräsident Donald Tusk und Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew formulierten die Staaten eine gemeinsame Forderung.
Bis Montag soll Russland demnach einer 30-tägigen Waffenruhe zustimmen. Sonst werden die Sanktionen gegen Russland auch von den USA noch einmal angezogen. Die Waffenruhe soll dann für gemeinsame Verhandlungen zu einer langfristigen Lösung genutzt werden.
Putin reagierte auf den Vorschlag nicht direkt, bot jedoch direkte Verhandlungen für nächste Woche an. Bleibt also zu hoffen, dass Sondergesandter Witkoff – von der Profession eh kein Diplomat, sondern ein Immobilienmogul – nie mehr allein mit Putin und seinen Übersetzern über die Zukunft der Ukraine verhandelt.