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Trauma durch Ukraine-Krieg: Ketamin-Therapie könnte helfen, PTSD zu bekämpfen

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Was Sanitäter im Ukraine-Krieg tagtäglich erleben, ist traumatisch. (Symbolbild)Bild: imago stock&people / Forum
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Ukraine-Krieg: Traumatisierter Sanitäter erhielt Hilfe durch Droge Ketamin

18.10.2024, 12:11
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Tod, Kampfhandlungen und ständig unvorhersehbare Bedrohungen hinterlassen Spuren, das ist klar. Kein Wunder, dass Menschen durch Kriege posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD) und andere psychische Folgen davontragen.

Denn Kriege sind grausam, stellen die Menschen vor eine Realität, die kaum zu ertragen ist. So erging es auch Ihor Kholodylo im Ukraine-Krieg, der nach einem Trauma seine Sprach verlor. Geholfen hat ihm ausgerechnet eine Substanz, die in Deutschland vor allem als Droge bekannt ist: Ketamin.

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Sanitäter berichtet von brutalen Ereignissen im Ukraine-Krieg

Ihor Kholodylo war als erfahrener Kampfsanitäter in der Ostukraine im Einsatz, als er im Winter 2023 schwer verwundet wurde. Als er verletzte Kameraden evakuierte, traf ein russischer Panzerschuss sein Fahrzeug, wie er der "Kyiv Post" erzählt.

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Tod und Leid steht für die Sanitäter im Ukraine-Krieg an der Tagesordnung.Bild: imago images / Ukrinform

Die Explosion schleuderte ihn demnach mehrere Meter weit und hinterließ verheerende körperliche und psychische Schäden. Kholodylo erlitt traumatische Hirnverletzungen, eine Gehirnerschütterung und Verletzungen an den Beinen. Besonders beeinträchtigt wurde sein Herz-Kreislauf-System. Eine schwere Operation folgte.

Sanitäter wurde schwer traumatisiert und konnte kaum noch sprechen

Doch nicht nur die körperlichen Wunden quälten ihn. Die Schockwelle des Angriffs führte dazu, dass Kholodylo seine Fähigkeit zu sprechen verlor. Fortan konnte er nur noch stottern und war gezwungen, durch Gesten oder schriftliche Notizen zu kommunizieren. Seine physischen Wunden heilten langsam, das extreme Stottern aber blieb.

Es war eine zusätzliche, ständige Erinnerung an das, was er erlebt hatte.

Die behandelnden Ärzte stellten bald fest, dass Kholodylos Sprachverlust ein Symptom einer posttraumatischen Belastungsstörung war. Dieses Trauma resultierte nicht nur aus dem unmittelbaren Angriff, sondern auch aus den unzähligen grausamen Szenen, die er als Sanitäter miterlebt hatte. Die Gewalt, der Tod und das Leid, dem er auf den Schlachtfeldern begegnete, hatten tiefe Spuren in seiner Psyche hinterlassen.

Ukraine: Kholodylo sah eine Chance gegen PTSD in Ketamin

"Als Psychologe wusste ich, was PTSD bedeutet und welche Behandlungsansätze es gibt", berichtet Kholodylo der "Kyivpost". Aber: "Ich wusste auch, dass die gängigen Therapien, wie Gesprächstherapie, für mich nicht ausreichen würden, weil mein Stottern jede Kommunikation verhinderte."

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Auch alte Menschen bleiben von traumatischen Erlebnissen im Krieg nicht verschont.Bild: imago images / Dmytro Smolienko / Avalon.red

Auf der Suche nach Alternativen stieß Kholodylo auf Berichte über den Einsatz von Ketamin zur Behandlung von PTSD. In der Ukraine wurden klinische Studien durchgeführt, in denen der Stoff bei psychischen Störungen wie Depressionen und PTSD getestet wurde. Diese Informationen erregten Kholodylos Interesse. Er entschied sich, die Therapie selbst auszuprobieren.

"Das Konzept machte sofort Sinn für mich. PTSD ist oft mit blockierten Traumata verbunden, die tief im Unterbewusstsein liegen", erklärt Kholodylo. "Ketamin könnte helfen, diese Barrieren zu durchbrechen und die Traumata zu verarbeiten."

In einer Klinik in Kiew unterzog sich Kholodylo einer Reihe von Ketamin-unterstützten Therapiesitzungen. Die Ergebnisse waren seinen Erzählungen nach verblüffend. Während der Sitzungen erlebte er lebhafte Visionen, in denen seine traumatischen Erfahrungen, sowohl aus der Kindheit als auch vom Krieg, wieder auftauchten. Nach mehreren Sitzungen stellte sich eine erhebliche Verbesserung ein – das Stottern verschwand vollständig.

Ketamin als Hilfe gegen psychische Störungen und Trauma aus dem Krieg

Kholodylos Genesung war für ihn und seine Familie eine enorme Erleichterung. Seine Fähigkeit, wieder normal zu sprechen, ermöglichte es ihm, nach Japan zu reisen, um weitere Behandlungen für seine körperlichen Verletzungen erfolgreich abzuschließen. Heute arbeitet er als medizinischer Offizier und Psychologe und engagiert sich für die Interessen von Veteranen. Sein persönliches Ziel: die Ketamin-Therapie für andere Veteranen zugänglich zu machen.

"Wir müssen die Behandlung für Soldaten normalisieren und den Zugang erleichtern", sagt Kholodylo. "Das bedeutet auch, Ketamin von seinem Stigma als 'Partydroge' zu befreien und seine Wirksamkeit wissenschaftlich zu belegen."

Neben Kholodylo setzen sich auch internationale Organisationen wie Heal Ukraine Trauma (HUT) dafür ein, die Ketamin-unterstützte Therapie in der Ukraine auszubauen.

Elise Wilson, die Direktorin von HUT, betont die Bedeutung der Gruppentherapie bei der Behandlung von PTSD. "Die Gruppentherapie bietet nicht nur mehr Menschen die Möglichkeit, behandelt zu werden, sondern schafft auch ein Netzwerk der Unterstützung, das über die Therapie hinaus Bestand hat", sagt sie der "Kyiv Post".

Ketamin sei kein Wundermittel, aber es könne ein starkes Werkzeug in einem breiteren therapeutischen Rahmen sein.

Ketamin: In der Medizin hilfreich, als Partydroge potenziell gefährlich

In wissenschaftlichen Kreisen wird Ketamin zunehmend als vielversprechende Behandlung für posttraumatische Belastungsstörung angesehen. Antidepressiva benötigen oft Wochen, um Wirkung zu zeigen. Bei Ketamin können oft schon nach wenigen Stunden positive Effekte beobachtet werden: etwa eine Verringerung von Angstzuständen und Depressionen sowie eine verbesserte emotionale Verarbeitung.

Trotz der Erfolge darf jedoch nicht übersehen werden, dass Ketamin nicht ohne Risiken ist. Bei unsachgemäßer Anwendung kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Wahrnehmungsstörungen oder sogar psychischen Abhängigkeiten führen.

Besonders problematisch ist, dass Ketamin in einigen Ländern – darunter auch Deutschland – als Partydroge missbraucht wird. Wer etwa einmal in einem Berliner Szene-Club war, dürfte den Anblick von Menschen auf Ketamin bereits kennen.

Der Konsum als Freizeitdroge birgt laut "Ärzteblatt" jedoch erhebliche Gefahren: In hohen Dosen kann Ketamin zu einer dissoziativen Erfahrung führen, bei der Konsument:innen das Gefühl haben, sich von ihrem eigenen Körper zu lösen. Solche Erfahrungen, die als "K-Hole" bekannt sind, können für die Betroffenen extrem belastend sein. Auch bleibende psychische Schäden sind mögliche Folgen.

Umso wichtiger ist es, dass Ketamin in einem kontrollierten, medizinischen Rahmen eingesetzt wird, wo Patient:innen engmaschig überwacht werden. Für Menschen mit Traumata aus dem Krieg kann es jedenfalls ein wichtiges Instrument sein. Wie für den Sanitäter Kholodylo.

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