Geht es Trump-Anhänger:innen überhaupt noch um Inhalte und Fakten? Ein Straßeninterview lässt daran zweifeln. Bild: AP / Jose Luis Magana
USA
Donald Trump will zurück ins Weiße Haus und seine Chancen stehen derzeit nicht schlecht. Erneut ist er in der Lage, seine Anhänger:innen zu mobilisieren. Sein Maga-Fanclub steht fest an seiner Seite.
Maga steht für Trumps Wahlspruch "Make America Great Again". Trump rief damit eine Bewegung ins Leben, die sich laut Expertenstimmen zu einem regelrechten Kult etabliert. Trump selbst wird als ihr "Führer" gefeiert, für viele US-Amerikaner:innen sei er der Gesandte Gottes.
Trump, ein verurteilter Sexualstraftäter, der sich brüstet, Frauen einfach zwischen die Beine zu grapschen.
Wegen Missbrauchs und Verleumdung der Autorin E. Jean Carroll wurde er bereits verurteilt. Derzeit laufen weitere Gerichtsverfahren: Wegen Vorwürfen der Wahlbeeinflussung, Verwicklung in den Sturm auf das Kapitol oder Schweigegeldzahlung an einen Pornostar aus Wahlkampfmitteln. Aufgrund einer falschen Bewertung seiner Immobilien muss Trump Hunderte Millionen Dollar Strafe zahlen.
Und doch stellt sich seine Gefolgschaft unangefochten hinter Trump. Dass ihnen Fakten nicht immer so wichtig sind, zeigt ein Straßeninterview. Dabei deckt US-Talkmasters Jimmy Kimmel auf, was so in den Köpfen von Trump-Wähler:innen vor sich geht.
Bei Fernsehstreich wechseln Trump-Wähler schnell ihre Meinung
Was als Scherz gedacht war, zeigt wohl die bittere Realität, wie Trumps Maga-Fanclub tickt. Ein Team von Kimmel spricht US-Amerikaner:innen anlässlich der Vorwahlen der Republikaner in South Carolina an. Sie alle outen sich als Trump-Wählende. Eine Interviewerin konfrontiert sie mit irrwitzigen Aussagen, die von dem Ex-Präsidenten stammen sollen oder Dingen, die diesem vorgeworfen werden. Aber: Sie schiebt all dies Joe Biden unter.
"Was haben Sie gedacht, als Joe Biden nahegelegt hat, man könne Corona mit hellen Lichtstrahlen heilen?", fragt sie eine Frau in einem orangefarbenen Kleid. Sie lächelt spöttisch und antwortet: "Es ist wirklich bedauerlich, aber Joe Biden ist offensichtlich ein Demenzpatient."
Als nächstes soll die Befragte die angebliche Aussage Bidens (zur Erinnerung, sie stammt angeblich von Trump) einordnen, ohne HIV-Infektion durch die Achtzigerjahre gekommen zu sein, sei sein "persönliches Vietnam" gewesen. Ihre abwertende Antwort: "ungebildet".
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Darauf entschuldigt sich die Interviewerin, dass sie die Zitate verwechselt habe und sie nochmal von vorne beginnen müsse. Nun lautet die Frage: "Was haben Sie gedacht, als Donald Trump nahegelegt hat, man könne Corona mit hellen Lichtstrahlen heilen?" Diesmal antwortet die Frau: "Es kommt auf die Technologie an."
Auch auf die zweite Frage mit Trumps "persönlichen Vietnam" in den Achtzigern reagiert sie jetzt anders. "Das glaube ich nicht", meint die US-Amerikanerin.
Auch bei den zwei anderen Trump-Fans spielt sich ein ähnliches Szenario ab. Über Biden schimpfen die Befragten und geben kritische Antworten. Sobald sie erfahren, von wem die Zitate wirklich stammen, ändern sie ihre Meinung.
Schweigegeld an Pornostar? Bei Trump kein Problem
Auf die Frage, was ein älterer Mann von "Bidens" Schweigegeldzahlung von 130.000 Dollar an einen Pornostar hält, antwortet er entsetzt: "Wie kann er das nur tun?" Doch als klargestellt wird, dass es sich um Trump handelt, ist es offenbar plötzlich okay: "Mein Vater hatte auch Affären und ich respektiere ihn immer noch."
Auch auf die Aussage, Biden habe sich durch einen Fersensporn vor dem Vietnameinsatz gedrückt, zeigt eine Frau zwei verschiedene Gesichter. Bei Biden reagiert sie enttäuscht, er sei "kein Patriot", "kein Amerikaner". Bei Trump drückt sie ein Auge zu und ist verständnisvoll. Hier lautet ihr Narrativ auf einmal, dass man mit solchen Füßen nicht in ein Kampfgebiet gehen könne. Sie kenne das von ihrem Schwager, der habe auch Plattfüße gehabt.
Einen Aha-Effekt bei den Interviewpartner gibt es durch den Streich offenbar nicht. Im Gegenteil: Ohne die Miene zu verziehen, passen sie ihre Antworten an, nachdem sie die wahre Quelle der Zitate erfahren.
Sie sind prägende Gesichter der US-Politik: Senator:innen und Gouverneur:innen. Sie haben Macht, sie haben Öffentlichkeit und sie haben ein Amt inne, das als Sprungbrett ins Weiße Haus dienen kann.