Kim Jong-un kann auf den früheren US-Basketballstar Dennis Rodman als einen guten Freund bauen. Rodman, der als Exzentriker gilt, brachte dem nordkoreanischen Machthaber vor fünf Jahren in Pjöngjang in einer voll besetzten Sporthalle mit krächzender Stimme ein bizarres Geburtstagsständchen. Ob der US-Amerikaner sich für seinen "Freund fürs Leben" an diesem Dienstag etwas Besonderes einfallen lässt?
Dann feiert Kim seinen – womöglich – 35. Geburtstag.
Die Spekulationen werden auch dadurch befeuert, dass der Geburtstag Kims im Gegensatz zu denen seines Großvaters Kim Il Sung und seines Vaters bisher kein Feiertag ist. Das hat für das abgeschottete Land, in dem um die Herrscher-Familie ein oft skurriler Kult mit eigener Mythenbildung zelebriert wird, große Bedeutung.
"Kim zollt seinem Vater und Großvater Respekt", glaubt der Forscher des Instituts für Nationale Vereinigung in Seoul, Park Hyeong Jung. In Südkorea wird auch die nach wie vor prekäre wirtschaftliche Gesamtsituation des Landes als Grund gesehen. Da die Sanktionen gegen Nordkorea aufgrund seines Atomwaffenprogramms andauern, könnte demnach die Ausrufung von Kims Geburtstag zu einem Feiertag eventuell auch ein Risiko sein. Als Kim im April 2012 seine erste öffentliche Rede hielt, verhieß er den Bürgern, die herrschende Arbeiterpartei werde sie nicht mehr zwingen, "ihren Gürtel enger zu schnallen".
Als Kim im Juni des vergangenen Jahres bei seinem historischen Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump in Singapur eine Erklärung über Wege zur Beendigung des Atomstreits unterzeichnete, war damit für Pjöngjang auch die Hoffnung auf den Beginn einer Ära des Wohlstands verbunden. Doch die Verhandlungen mit den USA sind festgefahren. Diese wollen so lange an den eigenen Strafmaßnahmen und den UN-Sanktionen gegen Nordkorea festhalten, bis das Land konkrete Schritte zur atomaren Abrüstung unternimmt.
Pjöngjang sieht dagegen Washington am Zug und verlangt eine Lockerung der Sanktionen. Kim hatte im April angekündigt, sein Land werde die Atomtests und Starts von Interkontinentalraketen aussetzen und sich von nun an voll auf das Wirtschaftswachstum konzentrieren. Die Sanktionen stehen der Entwicklung einschließlich einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Südkorea im Weg.
Unter Kim stärkte die kommunistische Führung ganz allgemein private Initiativen und ließ auch mehr marktwirtschaftliche Mechanismen zu. Es gibt mittlerweile nach Schätzungen über 400 Märkte in Nordkorea, die mehr als nur geduldet werden. Westliche Beobachter sehen einen zunehmenden Materialismus und wachsende Kaufkraft. Doch sei beides vor allem auf die großen Städte beschränkt, insbesondere Pjöngjang. Die Kluft zwischen einer wohlhabenderen Schicht und dem ärmeren Teil der Bevölkerung wachse.
Vor allem im Winter könnte sich die Nahrungsknappheit für viele verschärfen. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef schrieb im Dezember über Nordkorea, dass in einer Bevölkerung von rund 25 Millionen Menschen die Nahrungssicherheit für 10.9 Millionen nicht gewährleistet sei. Den Menschen fehle der Zugang "zu lebenserhaltenden Grunddiensten wie etwa Wasser, sanitäre Anlagen und Hygiene".
Es klang für viele in Südkorea daher eher wie ein Appell, als sich Kim in seiner Neujahrsansprache am 1. Januar bereiterklärte, den seit 2016 geschlossenen gemeinsamen Industriepark in der grenznahen Stadt Kaesong wieder öffnen zu wollen. Das Projekt galt als wichtige Devisenquellen für den klammen Norden.
Was die Macht Kims betrifft, so sieht ihn Südkorea nach einer Reihe von politischen Säuberungsaktionen in den vergangenen Jahren fest im Sattel. Kim schart Personen um sich, die sein Vertrauen haben. Nach dem Tod seines Vaters Ende 2011 erbte Kim Jong Un auch die diktatorischen Befugnisse seines Vorgängers. Die Bevölkerung ist nach wie vor einer starken Kontrolle und Reisebeschränkungen unterworfen.
Der Experte Park sieht schwierige Bedingungen für die Verhandlungen mit Washington. Wenn Kim über "Denuklearisierung" spreche, bedeute das für ihn nicht nur die Aufgabe seines Atomwaffenarsenals, sondern eine Abrüstung auf der gesamten koreanischen Halbinsel. Er sei skeptisch, dass Kim auf die Atomwaffen, die er als Sicherheitspfand sieht, wirklich verzichten wolle.
(pb/dpa)