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Donald Trump pro Impfungen: US-Präsident kritisiert Florida-Republikaner

President Donald Trump, left, speaks as Health and Human Services Secretary Robert F. Kennedy Jr. listens during a Make America Healthy Again (MAHA) Commission Event in the East Room of the White Hous ...
Neue Trump-Aussagen dürften dem Impfgegner und US-Gesundheitsminister Kennedy (r.) so gar nicht gefallen.Bild: AP / Jacquelyn Martin
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Donald Trump plötzlich pro Impfungen: US-Präsident kritisiert Florida-Kollegen

Trump galt bisher als jemand, der Impfgegnern Raum und Macht gibt und sich nicht allzu viel um Impfungen schert. Nun hat er Entscheidungen seiner Parteikolleg:innen kritisiert – und damit auch die Frage aufgeworfen, wie sehr er hinter dem Anti-Impf-Kurs seines eigenen Gesundheitsministers steht.
06.09.2025, 13:5806.09.2025, 13:58
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US-Präsident Donald Trump ist bei allem, was die Wissenschaft sagt, grundsätzlich erst einmal skeptisch, wenn nicht sogar direkt dagegen. In der Corona-Krise hat er während seiner ersten Amtszeit lange nicht auf seine eigenen Berater gehört, auf Lockdowns verzichtet und Fake News zur Wirksamkeit von Masken verbreitet.

Immerhin hat Trump damals – auch aufgrund des Endspurts des Wahlkampfes – für die Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen geworben. Spätestens indem er nach seinem Wahlsieg im vergangenen Jahr Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. Anfang 2025 zu seinem neuen Gesundheitsminister ernannte, setzte Trump jedoch erneut ein Zeichen gegen die Wissenschaft.

Gibt es nun aber einen erneuten Richtungswechsel? Trump äußert sich plötzlich positiv zu Impfstoffen.

Donald Trump kritisiert Anti-Impf-Plan der Republikaner in Florida

Denn nachdem Trumps eigene Regierung unter Gesundheitsminister Kennedy selber eine harte Linie gegen Impfungen fährt, hat sich der US-Präsident kritisch zu einem Anti-Impf-Plan seiner Partei geäußert.

Die republikanische Führung Floridas unter Gouverneur Ron DeSantis hat zuletzt einen Vorstoß unternommen, um alle staatlichen Impfvorschriften abzuschaffen – und das geht selbst Trump zu weit.

Am Freitag sagte der US-Präsident im Oval Office der Nachrichtenagentur Reuters zufolge: "Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man sagt, dass manche Menschen nicht geimpft werden müssen."

Sein Trump-untypisches Argument: Es gibt Impfstoffe, die "einfach wirken" und "überhaupt nicht umstritten" seien. "Diese Impfstoffe sollten verwendet werden, sonst stecken sich Menschen an und gefährden andere", so der US-Präsident.

Floridas Plan, als erster Bundesstaat sämtliche Impfpflichten zu streichen, ist ein Schritt, den Trump laut Reuters als "harte Position" bezeichnete. Der Präsident warnte davor, dass solche Maßnahmen weitreichende Folgen haben könnten. Er fügte hinzu:

"Ich denke, man muss sehr vorsichtig sein, wenn man sagt, dass manche Menschen nicht geimpft werden müssen."

USA unter Trump in einer Gesundheitskrise

Die Gesundheitsbehörde von Florida hatte angekündigt, alle staatlichen Impfvorschriften abzuschaffen, einschließlich der bislang verpflichtenden Impfungen für den Schulbesuch. Behördenchef Joseph Ladapo bezeichnete die Vorschriften laut ntv als "falsch" und sprach von "Verachtung und Sklaverei".

Unterstützt wurde der neue Plan auch von Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der schon lange Politik mit seinem Widerstand gegen Covid-19-Maßnahmen macht.

President Donald Trump is greeted by Gov. Ron DeSantis, R-Fla., after arriving at Dade-Collier Training and Transition Airport, Tuesday, July 1, 2025, in Ochopee, Fla. (AP Photo/Evan Vucci)
DeSantis und Trump sind sich bei anderen wohlgesonnen, beim Thema Impfungen jedoch nicht.Bild: AP / Evan Vucci

In den gesamten USA nimmt die Impfskepsis derweil weiter zu. Die Impfquoten in den USA gegen Masern, Diphtherie, Polio und andere Krankheiten sind im Schuljahr 2024/25 weiter gesunken, wie die CDC laut ntv im Juli berichtete. Besonders alarmierend: Ein Masernausbruch erreichte demnach den höchsten Stand seit dem Jahr 2000. Damals galten die Masern in den USA offiziell als ausgerottet.

US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. entließ im Juni derweil sämtliche Mitglieder des beratenden Impfausschusses ACIP und ersetzte sie zum Teil durch bekannte Impfgegner:innen und andere Personen seiner Wahl.

Trumps Republikaner zwischen Impfskepsis und -erfolgen

Vor dem US-Senat warf Kennedy der CDC vor, während der Coronakrise eine "katastrophale und unsinnige" Impfstrategie verfolgt zu haben. Es brauche "eine neue, mutige und kreative Führung", um einen "neuen Kurs" einzuschlagen", erklärte er.

Die Trump-Regierung hat zudem die Empfehlung für Corona-Booster-Impfungen auf Menschen im Alter von mindestens 65 Jahren reduziert, wodurch die Kosten der Impfung für andere Menschen nicht von ihrer Krankenkasse übernommen werden, wie "PBS News" schreibt.

Zusätzlich hat das Gesundheitsministerium unter Kennedys Leitung die Förderung von mRNA-Impfstoffen komplett eingestellt. Insgesamt wurden 22 Projekte mit einem Gesamtvolumen von fast 500 Millionen US-Dollar gestrichen.

Trump feierte laut der "Berliner Zeitung" zuletzt jedoch sein Corona-Impfprogramm "Operation Warp Speed" aus dem Jahr 2020 als "eine der größten Errungenschaften überhaupt".

Ob er sich daher aber von Kennedy abwendet, bleibt anzuzweifeln. Bisher hat er den Kurs seines Gesundheitsministers kaum kritisiert. Sich authentisch einerseits für Impfkampagnen zu feiern und gleichzeitig den Anti-Impf-Kurs seines Gesundheitsministers zu unterstützen, ohne mit der Wimper zu zucken, wäre für Trump ein leichtes Spiel, auch wenn es wenig authentisch wirkt.

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