Donald Trump hat in den vergangenen Tagen alle Hände voll zu tun. Nach der Schlammschlacht mit Ex-Buddy Elon Musk hat sich Trump in die Ausschreitungen in Los Angeles eingeschaltet – um sich die nächste öffentliche Auseinandersetzung zu liefern.
Nach Musk ist Trumps derzeitiger Lieblingsfeind Gavin Newsom, der Gouverneur Kaliforniens. Dass in der größten Stadt des als weltoffen geltenden Bundesstaats tausende Menschen gegen die Abschiebungspolitik Trumps demonstrieren, gefällt dem Präsidenten so gar nicht.
Er schickte prompt ohne Newsoms Zustimmung 4000 Nationalgardist:innen und 700 Militär-Streitkräfte, um die nur zum Teil gewaltsamen Proteste öffentlichkeitswirksam niederschlagen zu lassen. Newsom und Trump stritten währenddessen fleißig in den Medien.
Doch nun braucht der US-Präsident anscheinend eine Pause von dem ganzen Trubel – und besuchte am Mittwoch eine Musical-Gala. Doof nur, dass sich Newsom nicht ebenfalls eine Sendepause nahm.
Bei der Gala-Aufführung des Klassikers "Les Misérables" im Kennedy Center in Washington DC wurde Trump nicht gerade warm empfangen. Daran trägt der US-Präsident auch eine Mitschuld.
Nach seinem Amtsantritt im Frühjahr krallte er sich die symbolträchtige Kulturinstitution, ernannte sich zu ihrem Chef und besetzte dessen Leitung zum großen Teil mit eigenen Gefolgsleuten. "Eine Säuberungsaktion, fast wie in einer Autokratie", kommentierte etwa der "Spiegel" damals. Die "Les Mis"-Aufführung, wie sie in den USA genannt wird, organisierte er selbst.
Dementsprechend waren auch die Buhrufe am Mittwoch bei Trumps Ankunft nicht ausschließlich als generelle Missbilligung seiner Politik zu verstehen, sondern als Auflehnen gegen seine Machtübernahme im Kennedy Center.
Doch damit nicht genug. Einige Personen hatten sich eine besondere Protestaktion für den Abend überlegt, für die sie wiederum beim Einlaufen in den Saal lauten Applaus ernteten.
Sie verkleideten sich als Drag Queens, passend auch zur "Les Misérables"-Geschichte, in der marginalisierte Menschen gegen ihre Unterdrückung aufbegehren. Eigentlich ein Plot, der Trump so gar nicht schmecken dürfte. Warum also mag der US-Präsident das Musical so sehr?
Diese Frage sorgte dieser Tage in den USA reihenweise für Ratlosigkeit in Kulturressorts der berühmtesten Zeitungen, auf Social Media – und auch bei Trumps Konkurrent:innen.
Trumps derzeitiger Schlammschlacht-Buddy Gavin Newsom etwa fragte anlässlich Trumps Besuch bei der "Les Misérables"-Gala auf X: "Jemand sollte ihm [Trump] die Handlung erklären."
Trump nutzte den Song "Do You Hear the People Sing?" aus dem Musical laut dem Nachrichtensender MSNBC bereits bei der Bekanntmachung seiner Kandidatur 2022. In dem Lied geht es um eine Revolution gegen die bestehende Monarchie – für den an autokratischen Strukturen faszinierten Trump nicht gerade ein passender Song.
Doch was nicht passt, wird im Trump-Populismus passend gemacht: Die "Washington Post" zitierte anlässlich der Gala etwa mehrere Trump-Supporter, die Parallelen zwischen Trumps MAGA-Bewegung und den Protagonisten in "Les Misérables" sehen.