Die Eigentümlichkeiten der republikanischen Gefolgschaft um Donald Trump versuchte Tim Walz, zuletzt Vizepräsidentschaftskandidat der Demokraten, in ein Wort zu gießen: "weird". Sie würden Bücher verbannen wollen, Kinderlose benachteiligen und auch sonst nicht so viel Ahnung haben. "Wir haben keine Angst vor sonderbaren Leuten", sagte Walz. "Wir finden das nur ein wenig unheimlich."
Eine ausgeklügelte Idee, die Trump und die Republikaner eben nicht mehr als alles zersetzende Demokratiefeinde begreifen sollte, sondern als kauzige Onkels, die bei Familienfeiern erzählen, sie hätten sich jetzt ein paar Hundert Konserven zugelegt – man weiß ja nie. Einer jener Weirdos musste sich jedenfalls am Dienstag einer Anhörung im US-Senat stellen. Wobei die Bezeichnung in diesem Fall vermutlich sogar zu verharmlosend ist.
Auftritt Pete Hegseth. Der designierte US-Präsident Donald Trump erklärte im November vergangenen Jahres, er wolle ihn zum US-Verteidigungsminister ins Pentagon berufen. Die demokratischen Senator:innen sprechen Hegseth allerdings ab, für das Amt geeignet zu sein. Um tatsächlich ins Amt zu kommen, muss der Senat die Kandidat:innen bestätigen.
Hegseth ist eine der umstrittensten Kabinettsnominierungen Trumps und sprengt die Walz'sche Weird-Skala bis zur möglichen Justiziabilität. Neben fehlender Erfahrung wird ihm auch Alkoholmissbrauch und sexuelle Gewalt gegen eine Frau im Jahr 2017 vorgeworfen. Er habe laut "Washington Post" einen Betrag in unbekannter Höhe an die Frau gezahlt, um eine Klage und einen Prozess zu unterbinden.
Darüber hinaus hat sich Hegseth, der früher bei der Nationalgarde war, immer wieder abfällig über Frauen, Homosexuelle und Trans*-Personen im US-Militär geäußert. Zudem hat er 2017, während er mit seiner zweiten Ehefrau verheiratet war, eine Tochter mit der Fox-Produzentin Jennifer Rauche gezeugt. All dem sollte sich Hegseth in der Senatsanhörung stellen. Es sollte die Frage geklärt werden, ob die ganzen Vorwürfe einen Verteidigungsminister vom Amt ausschließen.
So fragte ihn etwa Tim Kaine, demokratischer Senator in Virginia: "Sie können mir nicht sagen, ob jemand, der einen sexuellen Übergriff begangen hat, für das Amt des Verteidigungsministers disqualifiziert ist?" Hegseth antwortete, aber nicht auf die Frage: "Senator, ich weiß, dass es in meinem Fall – und ich spreche nur von meinem Fall – eine falsche Behauptung war."
Kaine fragte Hegseth noch, ob er jemals körperliche Gewalt gegen eine seiner drei Ehefrauen ausgeübt habe. Er verneinte dies – weigerte sich aber erneut zu sagen, ob ein solches Verhalten disqualifizierend sei. Dasselbe Spiel ereignete sich bei der Frage nach Hegseth' Vergehen unter Alkoholeinfluss.
Kaine zitierte Aussagen, nach denen Hegseth bei einer Arbeitsveranstaltung in einer Bar "tötet alle Muslime" skandiert habe. Bei anderer Gelegenheit habe er Kollegen in einen Stripclub geschleppt und versucht, mit den Stripperinnen zu tanzen.
Die Anschuldigungen des Ehebruchs und der sexuellen Nötigung nannte Hegseth eine "koordinierte Verleumdungskampagne". Er sei "fälschlicherweise angeklagt worden, vollständig untersucht und vollständig entlastet".
Kaine hakte nach: "Kann man so beiläufig eine zweite Frau betrügen und zwei Monate zuvor die Mutter eines Kindes betrügen? Wieso ist das vollständig geklärt?" Kaine verwies auf Beweise für Hegseths früheren Ehebruch und fragte, ob er den Amtseid als Verteidigungsminister genauso behandeln würde wie sein Ehegelübde.
Hegseth sagte, ihm sei von seinem "Herrn und Erlöser" für seine Verfehlungen im Leben vergeben worden.
Insgesamt gab sich Pete Hegseth bei der Anhörung gemäßigt, entschärfte einige früher getätigte Aussagen und zeigte sich reumütig. Ob die Taktik aufgeht, ist unklar. Sollten sich nur vier republikanische Senator:innen gegen ihn aussprechen, würde die Nominierung scheitern. Die Abstimmung ist noch nicht terminiert.