Donald Trump räumt im Weißen Haus auf – und beginnt dort, wo es besonders heikel ist: bei der nationalen Sicherheit. Der Präsident hat seinen Nationalen Sicherheitsberater Michael Waltz entlassen. Offiziell wegen eines unprofessionellen Signal-Gruppenchats. Doch intern wurde die Entscheidung längst früher gefällt.
Denn Waltz verfolgte in außenpolitischen Fragen einen deutlich anderen Kurs als Trump – mit weitreichenden Folgen. Vor allem ein Vorfall rund um ein Treffen mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sorgte im Weißen Haus für massiven Unmut, wie ein aktueller Bericht aufzeigt. Es ging um weit mehr als nur Stilfragen – sondern um die Grundrichtung amerikanischer Außenpolitik.
Wie die "Washington Post" berichtet, soll Waltz Anfang Februar 2025 vor einem Besuch von Benjamin Netanjahu im Weißen Haus intensiv mit der israelischen Seite kooperiert haben. Das Thema: Militärische Optionen gegen den Iran.
Zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten dem Blatt, Waltz habe sich dabei klar auf Netanjahus Seite – und damit gegen die vorsichtigere Linie von Trump gestellt. "Er wollte die US-Politik in eine Richtung lenken, mit der Trump nicht einverstanden war, weil es noch keine diplomatische Lösung gegeben hatte", wird ein Insider von der "Washington Post" zitiert.
Als die Informationen über die eigenmächtigen Absprachen Waltz’ schließlich den Präsidenten erreichten, sei dieser alles andere als erfreut gewesen: "Es hat den Präsidenten nicht glücklich gemacht."
Michael Waltz war in Trumps zweiter Amtszeit von Anfang an eine ungewöhnliche Wahl: ein früherer Elitesoldat, Kongressabgeordneter – und außenpolitischer Hardliner. Insbesondere gegenüber dem Iran plädierte er wiederholt für eine militärische Eskalation. Schon früh kam es deswegen zu Reibungen mit anderen führenden Mitgliedern der Regierung.
Während Trump außenpolitisch zunehmend auf Deals, persönliche Kontakte und Machtdemonstrationen ohne offene Gewalt setzt, galt Waltz als jemand, der klare militärische Optionen bevorzugte. Das machte ihn intern zunehmend isoliert – und schließlich untragbar.
Endgültig zum Problem wurde Waltz im März, als bekannt wurde, dass er versehentlich einen Journalisten in eine verschlüsselte Signal-Gruppe eingeladen hatte. In der Chatgruppe wurden vertrauliche Planungen zu einem möglichen Einsatz im Jemen besprochen. Für viele im Weißen Haus war das ein schwerwiegender Fehler – auch wenn Signal offiziell auf Regierungshandys genutzt werden darf.
Laut "Washington Post" sprach man intern bereits von "Signalgate". Zwar hielt Waltz sich nach dem Vorfall noch über einen Monat im Amt – doch der Chat galt vielen nur als Auslöser für eine längst überfällige Personalentscheidung.
Trumps Antwort: Waltz wurde entlassen, Außenminister Marco Rubio übernahm vorerst die Leitung des Nationalen Sicherheitsrats. Rubio, einst klassischer Republikaner, hat sich laut Regierungsangaben mittlerweile ganz auf Trumps Kurs eingeschworen – etwa mit markigen Drohungen in Richtung Russland und Ukraine. Dass Rubio das Amt nur zusätzlich übernimmt und nicht dauerhaft antreten soll, passt ins Bild.
Viele im Umfeld Trumps zweifeln laut "Washington Post" ohnehin am Sinn eines traditionellen Nationalen Sicherheitsrats. Die Devise lautet: Entscheidungen trifft der Präsident selbst – Berater sollen sie nur noch umsetzen.
Laut "Washington Post" hatte Vizepräsident JD Vance versucht, Waltz im Amt zu halten. Er nahm ihn sogar mit auf eine Reise nach Grönland – teils, um den angeschlagenen Sicherheitsberater aufzuwerten. Vance, selbst außenpolitisch zurückhaltender als Waltz, versuchte zudem, ihn mit konservativen Gleichgesinnten zu vernetzen. Doch auch dieser Versuch scheiterte.
Am Ende stand für Trump fest: Walz muss gehen. Ein Regierungsmitarbeiter fasste es so zusammen: "Natürlich gibt es Meinungen. Aber am Ende ist es seine Entscheidung." Damit meint er den Präsidenten. Und für den war spätestens nach den Gesprächen mit Netanjahu klar: Wer außenpolitisch eigene Wege geht, hat im Trump-System keinen Platz mehr.