Die Kritik an dem US-Nachrichtensender CNN war groß. Schon lange vor dem angekündigten Termin wurden Stimmen laut, warum der Sender dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump eine Bühne bietet.
Seit 2016 war Trump nicht mehr bei CNN eingeladen. Denn: Trump selbst hatte immer wieder gegen den Sender gehetzt, ihn als "Lügenpresse" beschimpft. Sieben Jahre später sitzt er mit CNN-Moderatorin Kaitlan Collins auf einer Bühne im Bundesstaat New Hampshire.
Ein wohl wichtiger Auftritt für Trump, immerhin befindet er sich im Wahlkampfmodus. Er will 2024 zurück ins Weiße Haus, aber der Weg ist steinig. So hat er mehrere Klagen am Hals, ein US-Sonderermittler prüft etwa Trumps Verantwortung bei der Kapitol-Erstürmung vom 6. Januar 2021.
Trump wird vorgeworfen, dass er seine Maga-Anhänger nicht früh genug zurückgepfiffen hätte. Die Demonstrierenden stürmten das Regierungsgebäude – dabei verloren mehrere Menschen ihr Leben.
In der 70-minütigen Show von CNN – voller Unwahrheiten und Provokationen des Republikaners – stellte er sich auch der Frage zum Sturm auf das Kapitol. Seine Antwort sorgt für Empörung – auch beim amtierenden US-Präsidenten Joe Biden.
CNN-Moderatorin Kaitlan Collins will wissen, warum Trump die Demonstrierenden erst nach drei Stunden dazu aufgerufen hat, nach Hause zu gehen – nachdem die Situation bereits eskaliert war. Darauf zieht Trump Notizen aus seinem Jackett hervor, auf denen wohl seine alten Tweets stehen.
So habe er am 5. Januar – ein Tag vor dem Sturm auf das Kapitol – sowie am besagten Tag seine Unterstützer aufgerufen, "friedlich zu bleiben". Allerdings behauptet er: Twitter hat seine Tweets gelöscht. Darauf geht die CNN-Moderatorin auf seinen ehemaligen Vize-Präsidenten Mike Pence ein.
Zum Zeitpunkt der Erstürmung des Parlamentssitzes befand sich auch Pence vor Ort. Der Kongress war zusammengekommen, um den Wahlsieg von Trumps demokratischem Herausforderer Biden formal zu bestätigen. Der gewalttätige Mob wollte das verhindern.
Dabei hatten sie es auch auf Pence abgesehen. Denn Trump forderte dazu auf, das Prozedere zu blockieren. Dabei hetzte er seine Unterstützer auch explizit gegen Pence. Auf die Frage der Moderatorin Collins, ob er Pence eine Entschuldigung schulde, antwortet Trump: "Nein, denn er hat etwas falsch gemacht."
Dabei befand sich Pence in realer Lebensgefahr. Die Demokratin Illhan Omar schreibt dazu auf Twitter, dass die rechtsextreme Organisation "Proud Boys" Pence sowie andere Politiker:innen getötet hätten. Anschließende Untersuchungen beweisen: Pence konnte ihnen nur knapp entkommen. Laut Republikanerin Liz Cheney habe Trump offenbar an diesem Tag unverantwortlich gehandelt.
Cheney ist eine der wenigen aus der republikanischen Partei, die sich lautstark gegen Trump einsetzt. Nicht ohne Folgen: Sie machte sich damit parteiintern Feinde und verlor ihren Sitz im US-Repräsentantenhaus. Zu Trumps Aussagen im CNN-Interview schreibt sie auf Twitter:
Dazu hängt sie einen Tweet vom "January 6th Committee" an. Trump habe es demnach auch versäumt, seinen Verteidigungsminister Chris Miller zu kontaktieren, um das Kapitol zu schützen. Doch Trump sah offenbar keinen Anlass dazu.
Im CNN-Interview schwärmt er von seinen Anhängern. "Sie waren mit Liebe im Herzen dabei. Es war ein unvorstellbar schöner Tag", sagt Trump. Eine Aussage, bei der wohl auch der amtierende US-Präsident Biden nicht mehr still sitzen kann.
Auf Twitter stellt Biden klar: Die Krawallmacher vom 6. Januar waren keine "guten Menschen". Dazu postet er ein Video, in dem er die Aussagen von Trump mit gewaltsamen Aufnahmen vom Sturm auf das Kapitol gegenüberstellt.
Wenn es nach Trump ginge, würde er die Randalierer vom Kapitol-Sturm begnadigen. Auch hielt er weiter fest an seiner These, dass ihm die Wahl 2020 "gestohlen" wurde. Bis heute kann er allerdings keine Beweise dazu liefern.
Allgemein hat Trump laut Kritiker:innen das CNN-Interview genutzt, um mit seinen Lügen um sich zu werfen und leere Versprechen zu machen – aber auch der von ihm gewohnte Spott kam nicht zu kurz. So attackierte er die Moderatorin nach einem Schlagabtausch. Sie sei eine fiese Person.
2024 steht die nächste Präsidentschaftswahl in den USA an. Auch der amtierende US-Präsident Biden will erneut antreten und damit Trump erneut herausfordern.