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USA: Demokratin und Ehemann erschossen – Fahndung läuft

Armed FBI agents have a meeting to strategize as they search for an active shooter by sweeping a neighborhood adjacent to the home of Minnesota DFL State Representative Melissa Hortman, in Brooklyn Pa ...
In Minnesota sind zwei Menschen getötet worden. Bild: Star Tribune / Alex Kormann
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Tödliche Schüsse in den USA: Täter bisher nicht gefasst

Eine demokratische Politikerin wird erschossen, ein Parteikollege schwer verletzt. Sie sind nicht die einzigen Opfer in Minnesota. Eine Debatte über politisch motivierte Gewalt ist entfacht.
15.06.2025, 09:2115.06.2025, 09:21
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Nach den tödlichen Schüssen im US-Bundesstaat Minnesota läuft eine großangelegte Fahndung nach dem Täter. Zugleich ist erneut eine Debatte über politisch motivierte Gewalt in den USA entbrannt. "Es ist furchtbar, dass sich Staatsbedienstete auf so konkrete und beängstigende Weise um ihre persönliche Sicherheit sorgen müssen", sagte die demokratische US-Senatorin für Minnesota, Tina Smith, in einem Interview des Senders NPR.

Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) hatte ein bewaffneter Mann eine demokratische Abgeordnete im Parlament Minnesotas, Melissa Hortman, und deren Ehemann Mark in ihrem Wohnhaus in der Stadt Brooklyn Park getötet.

Bei einem weiteren Angriff im nahegelegenen Champlin wurden zudem ein demokratischer Senator aus dem Parlament des Bundesstaats, John Hoffman, und dessen Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt.

Minnesota: Mehrere Menschen könnten in Gefahr sein

Die Behörden gehen von einem politischen Motiv hinter den Taten aus. Es besteht die Sorge, dass weitere Menschen in Gefahr sein könnten.

Smith ist eine von mehreren Amtsträger:innen auf einer Liste, die Einsatzkräfte neben einer größeren Menge Munition und einer zum Vatertag adressierten Grußkarte im Fahrzeug des mutmaßlichen Täters gefunden hatten.

FILE - House Speaker Melissa Hortman, DFL-Brooklyn Park, attends a press conference in St. Paul, Minn., June 14, 2021. (Glen Stubbe/Star Tribune via AP File)
Die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman ist am Samstag getötet worden. Bild: Star Tribune / Glen Stubbe

Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Die Behörden gehen deshalb davon aus, dass möglicherweise weitere Menschen bedroht sein könnten

Das zu wissen, habe sie auf jeden Fall beunruhigt, sagte Senatorin Smith. Sie habe ihre Parteikollegen Hortman und Hoffman noch Stunden vor den Angriffen bei einem Festessen gesehen. "Es ist einfach schwer zu glauben, dass das vergangene Nacht passiert ist."

Donald Trump und Joe Biden äußern sich

Ähnlich äußerten sich etliche andere Politiker:innen – Demokraten wie Republikaner. US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat in Minnesota scharf und sprach von einem "gezielten Angriff auf Staatsbedienstete". Er kündigte an, alle Beteiligten "mit der vollen Härte des Gesetzes" verfolgen zu lassen.

Sein demokratischer Amtsvorgänger Joe Biden rief auf der Plattform X zu Geschlossenheit gegen politisch motivierte Gewalt auf. Hass und Extremismus dürften in den USA keinen Platz finden.

Minnesota Gov. Tim Walz speaks about the killing of state Rep. Melissa Hortman and her husband at the State Emergency operations Center in Blaine, Minn.. Saturday, June 14, 2025. (Jerry Holt/Star Trib ...
Minnesotas Gouverneur Tim Walz hat dazu aufgerufen, große Veranstaltunge zu meiden. Bild: Star Tribune / Jerry Holt

Der Täter war auch am späten Samstagabend (Ortszeit) noch auf der Flucht. Verdächtigt wird ein 57 Jahre alter Mann, der Recherchen von US-Medien zufolge bei einer privaten Sicherheitsfirma beschäftigt ist.

Auf der Website des Unternehmens heißt es demnach, er habe Einsätze in Krisenregionen wie dem Westjordanland, dem Gazastreifen und dem Libanon absolviert und sei unter anderem auch von Angehörigen des US-Militärs ausgebildet worden. "Nähern Sie sich ihm nicht. Er ist als bewaffnet und gefährlich einzustufen", sagte ein Behördenvertreter.

FBI setzt Belohnung für Mithilfe aus

Die Bevölkerung wurde bei der Fahndung um Mithilfe gebeten. Die Bundespolizei FBI setzte eine Belohnung von bis zu 50.000 US-Dollar (etwa 43.370 Euro) für Hinweise aus. 

Ein Freund des Verdächtigen sagte dem US-Sender CNN unter Tränen, er habe ihn als "liebevollen, fürsorglichen Kerl" erlebt. Er wisse auch nicht, warum er das getan habe. Ob der mutmaßliche Täter allein handelte, ist bislang unklar.

Die Polizei war nach dem Angriff auf das Ehepaar Hoffman aktiv geworden und hatte vorsorglich das Wohnhaus der Hortmans überprüft. Dort stießen Einsatzkräfte auf einen Mann in Polizeiuniform, der sich als Beamter ausgab. In der Einfahrt stand ein Fahrzeug mit Blaulicht.

Als die Polizisten den Mann zur Rede stellten, eröffnete dieser das Feuer – es kam zu einem Schusswechsel. Der Verdächtige floh laut den Behörden zunächst ins Haus - und dann vom Tatort. Im Haus fanden die Beamten die Hortman und ihren Ehemann.

Politische motivierte Gewalttaten in den USA häufen sich

Der Vorfall ist einer von mehreren politisch motivierten Gewalttaten in den USA in den vergangenen Jahren. Drohungen gegen Politiker gehören längst zum Alltag. Immer wieder warnen Behörden und Experten vor zunehmender Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft, angeheizt durch Hass im Netz und aggressive Rhetorik. 

Ende 2022 wurde etwa der Ehemann der demokratischen US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi bei einem Angriff mit einem Hammer schwer verletzt. In der Residenz des demokratischen Gouverneurs von Pennsylvania, Josh Shapiro, wurde erst vor einigen Monaten Feuer gelegt – laut Ermittlern aus politischen Motiven.

Im vergangenen Jahr wurde Trump – damals noch republikanischer Präsidentschaftsbewerber – bei einem Attentat mit einer Schusswaffe am Ohr verletzt. Er selbst bediente sich im Wahlkampf immer wieder einer teils radikalen Sprache. Hinzu kommt, dass man in den USA relativ einfach an Schusswaffen kommt.

Aus Sicherheitsgründen wurden geplante Proteste gegen Trump in Minnesota abgesagt. Gouverneur Tim Walz hatte dazu aufgerufen, Demonstrationen vorerst zu vermeiden, da der Verdächtige weiter flüchtig ist. Die Proteste unter dem Motto "No Kings" hatten sich gegen Trumps Politik gerichtet. Nach Angaben der Veranstalter gingen insgesamt mehr als fünf Millionen Teilnehmer in rund 2.100 Städten auf die Straße.

(Mit Material der dpa)

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