Während viele Deutsche an diesem Morgen aufwachen und wie vor acht Jahren verdutzt bis schockiert auf ihre Smartphones blicken, liegt vor den Menschen in den USA noch eine besondere Nacht: Deutlich mehr Stimmen als in den meisten Prognosen vorhergesagt, gingen bei der Wahl zum 47. US-Präsidenten an Donald Trump.
Die Beweggründe hierfür mag man als einigermaßen vielfältig beschreiben, ein wichtiger Aspekt im zurückliegenden Wahlkampf war aber wie erwartet erneut ein Meer an Desinformation, das vor allem dem republikanischen Lager in die Karten spielte. Wichtiger Akteur hier auch: Tech-Milliardär Elon Musk.
Stand: 10.11.2024 - 06:42 Uhr
73 Wahlleute
Gewinner*in
Name
%
Stimmen
Trump
56.6%
1'650'045
Harris
43.1%
1'250'012
62% ausgezählt / Briefwahl offen
Stand: 16.10.2024 - 11:42
Gewinner 2020
Donald Trump
Quelle:
CNN • AP •Grafik:
watsonBereits im Wahlkampf hatte der Space-X-Gründer, der auch den Kurznachrichtendienst X besitzt, Trump einen klaren Dienst erwiesen, einzelnen republikanischen Wähler:innen sogar ein Preisgeld von einer Million Dollar in Aussicht gestellt. Und so sparte der 53-Jährige auch in der Wahlnacht nicht an absurd-abgedrehten bis faktisch falschen Aussagen auf seinem eigenen X-Profil.
So wirklich still wurde es am Wahltag des 5. November, alle Infos hier bei uns im Live-Blog, zu keinem Zeitpunkt um den Milliardär, gegen 16 Uhr bestätigte er via Foto die eigene Wahl, anschließend verkündete er stolz die buchstäbliche Abfahrt in Richtung Wahlparty in Florida.
Schon wenig später machten auf Social Media Fotos die Runde, auf denen Musk gemeinsam mit einem seiner Söhne auf Trumps exklusiver Wahlparty in dessen Anwesen in Florida aufläuft. Hier mit dabei auch der Sohn des ehemaligen Präsidenten Brasiliens, Eduardo Bolsonaro, der britische Rechtspopulist Nigel Farage und die ultrarechte Abgeordnete Majorie Taylor Greene.
Und natürlich Donald Trump. Der wird auf Social Media auf Fotos mit Elon Musk an einem mit Rosen geschmückten Tisch gesichtet.
Doch auch auf X selbst wird Elon Musk nicht müde, über die Wahl zu berichten – oder besser: Narrative zu streuen, die letztlich wiederum Donald Trump in die Karten spielen. Eine Geschichte etwa, die sich am Abend schnell auf X verbreitete, ist ein modifizierter Like-Button auf der Plattform.
In mehreren Videos ist zu sehen, wie sich das altbekannte Herz in eine Wahlurne mit amerikanischer Flagge verwandelt. Verschiedene Medien berichten, dass das nur bei Posts passiert, die spezielle Hashtags wie #Election2024 nutzen. Ob das stimmt und ob Musk selbst hinter der Kampagne steckt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt in Deutschland nicht final überprüfen. Fakt jedoch ist: Das ehemalige Twitter ist voll von Videos, die sich um den Like-Button drehen. Und um Inhalte ging's wie so oft gar nicht mehr.
Einfach überprüfen ließ sich indes ein weiterer Claim, den Elon Musk am Wahltag verbreitet hatte. Am Nachmittag amerikanischer Zeit teilte der X-Boss Posts, die sich auf Routenführungen bei Google Maps beziehen.
Hier wird gezeigt, dass bei der Eingabe "Where to Vote" auf Google lediglich Orte angezeigt werden, wenn diese Frage im Kombination mit dem Namen Kamala Harris eingetippt wird. Bei Donald Trump erhielten Nutzer:innen demnach hingegen keine Ergebnisse über Maps.
Auf die zugehörigen Vorwürfe, Google würde die demokratische Partei unterstützten, reagierte das Unternehmen selbst wenige Stunden später. In einem eigenen Post mit dem Titel "Danke dafür" erklärte das Unternehmen auf X, was hinter den angezeigten Maps zur US-Wahl steckt.
"Das Feld wird bei einigen Suchanfragen ausgelöst, da Harris auch der Name eines Bezirks in Texas ist. Dies gilt auch für 'Vance', da dies ebenfalls der Name eines Bezirks ist", erklärte das Unternehmen. Zudem wies man darauf hin, dass nur sehr wenige Wähler:innen auf diese Weise nach ihrem Wahllokal suchten. Eine Korrektur sei aber bereits in Arbeit.
Den Post zu den vermeintlich beeinflussten Google-Suchanfragen hat Elon Musk mittlerweile gelöscht. Dass seine überschwängliche Aufregung in Form von beinahe manisch abgesetzten Tweets im Laufe der Nacht abebben wird, bleibt indes unwahrscheinlich. "Amerika ist eine Nation von Baumeistern. Bald werdet ihr frei bauen können", schrieb er in einem seiner aktuellsten Posts.