Elon Musk hat sich in der jüngsten Vergangenheit ordentlich ins Zeug gelegt, um Donald Trump zu gefallen. Im Jahr 2024 unterstützte der reichste Mensch der Welt den ehemaligen wie aktuellen US-Präsidenten mit knapp 300 Millionen Dollar im Wahlkampf, seine Social-Media-Plattform X gestaltete er so um, dass Trumps Botschaften und Narrative bevorzugt ausgespielt und verbreitet wurden.
Musk ist somit nur einer von vielen Tech-Milliardären wie unter anderem Mark Zuckerberg oder Jeff Bezos, die sich vorsorglich auf die Seite von Trump geschlagen haben, um mehr oder weniger direkt von dessen Gunst zu profitieren.
Für Musk hat sich das ausgezahlt: In seinem Kabinett wurde er von Trump als Behördenleiter des neu gegründeten Department of Government Efficiency (Doge) installiert, welches "die Regierungseffizienz und -produktivität erhöhen" und staatliche IT-Systeme modernisieren soll.
Der renommierte US-Historiker Timothy Snyder sieht in der Allianz zwischen Trump und den Tech-Milliardären eine Gefahr für die Demokratie. "Die entstehenden Tech-Oligarchien sind eine Folge der letzten 30 Jahre mit ihrer schrecklichen Vermögenskonzentration", sagt Snyder im Gespräch mit dem "Spiegel". "In den USA lässt sich gerade beobachten, wie eine solche Tech-Oligarchie einen Staatsstreich exekutiert."
Nicht nur in den USA versucht Musk sich im politischen Geschehen einzubringen, auch in Deutschland möchte sich der Unternehmer einbringen. Politiker wie Jens Spahn oder Christian Lindner haben sich bereits bei ihm angebiedert – Musk aber ging zu Alice Weidel, Co-Parteivorsitzende der in weiten Teilen rechtsextremen AfD.
Über die Einmischung in die deutsche Politik sagt Snyder: "Musk ist ein moderner Imperialist – ähnlich den europäischen Kolonialisten des 19. Jahrhunderts." Damals, als die europäischen Mächte Afrika kolonisierten, hätten sie lokale Clans und Führer genutzt, um ihre Macht zu sichern und andere Völker zu dominieren. "Heute geht Musk in ähnlicher Weise vor, das erklärt seinen Auftritt auf dem Parteitag."
Mit Alice Weidel traf sich Elon Musk vor wenigen Wochen auf seiner Plattform X zum Live-Gespräch, in dem sich beide mit Falschaussagen überbieten konnte. Wenig später schaltete er sich bei einem Parteitag digital dazu.
Die AfD sei die beste Hoffnung für Deutschland, sagte er dort und monierte außerdem, es gebe "zu viel Fokus auf vergangener Schuld". Das müsse man hinter sich lassen. Kinder sollten nicht schuldig für die Sünden ihrer Urgroßeltern sein. "Es ist sehr wichtig, dass die Menschen in Deutschland stolz darauf sind, Deutsche zu sein", sagte Musk.
Musk, meint Snyder weiter, wolle "Europa kolonialisieren. Im wörtlichen Sinne. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er Europa destabilisieren." Wie jeder klassische Imperialist greife er dazu die politischen Institutionen an. In diesem Fall benutze er die AfD als Bündnispartner, um den deutschen Staat und die Europäische Union zu schwächen.
"Seine Unterstützung für extrem rechte Bewegungen zeigt, dass er nur an Macht interessiert ist", sagt Snyder. "Im Gegensatz zum klassischen Imperialismus agiert er aber heute in einem globalisierten, technologischen Kontext, in dem Reichtum und Macht in den Händen von Einzelnen konzentriert sind und Staaten an Bedeutung verlieren."