Es waren Bilder, die um die Welt gingen. Am 6. Januar 2021 stürmten wütende Trump-Fans das Kapitol und verwüsteten das ehrwürdige Gebäude. Ein Mann mit Büffelhörnern und Gesichtsbemalung positionierte sich für Fotos triumphierend im Plenarsaal. Zerstörte Büros und eingeschlagene Fenster wurden zum Symbol für die Zerbrechlichkeit der amerikanischen Demokratie.
Doch die gewann am Ende. Viele der Randalierer:innen wurden bestraft, einige mussten sogar ins Gefängnis. Manche wollten das nicht wahrhaben und versuchten ins Ausland zu fliehen. Ein Mann etwa wird laut FBI aktuell in Belarus vermutet.
Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft in einem weiteren Fall. Ein anderer Mann, der wegen seiner Rolle bei dem Angriff am 6. Januar auf Bewährung verurteilt wurde, soll versucht haben, nach Russland zu fliehen und sich freiwillig für den Angriffskrieg des russischen Militärs gegen die Ukraine zu melden. Das berichtete "Politico".
"Seine Absicht war keine vorübergehende Reise. Er beabsichtigte, sich dauerhaft in einem anderen Land niederzulassen", schrieb die Staatsanwaltschaft in einem sechsseitigen Bericht. "Seine geplante Reise diente dem ausdrücklichen Zweck, sich einer ausländischen Armee anzuschließen, um gegen einen der Verbündeten dieses Landes und gegen die Außenpolitik dieses Landes zu Felde zu ziehen."
Beim Angeklagten handelt es sich um den Kapitol-Stürmer Kevin Loftus. Die Staatsanwaltschaft fordert eine sechsmonatige Gefängnisstrafe für ihn. Das ist die Höchststrafe, die ihm für sein Vergehen im Kapitol hätte drohen können. Durch den Fluchtversuch habe er gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen.
Loftus bringt bereits Armee-Erfahrung mit. Er war sechs Jahre lang aktiver Soldat in den USA. Im Jahr 2021 bekannte er sich schuldig, beim Sturm auf das Kapitol dabei gewesen zu ein. Er gab zu, das Gebäude unbefugt betreten und Fotos gemacht zu haben. Im März 2022 wurde er dann zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Die Staatsanwaltschaft wirft Loftus vor, Ende Oktober versucht zu haben, in einen Flug von Dallas nach Tiflis in Georgien einzuchecken. Allerdings durfte er nicht in das Flugzeug, da Turkish Airlines eine Sicherheitsmeldung erhielt. Zwei Tage später soll er dann mit seinem Auto Hunderte Kilometer nördlich von Dallas gefahren sein, ohne sich dafür eine Genehmigung einzuholen. Wegen seiner Bewährung müsste er sich eigentlich vor dem Verlassen von Nordtexas eine Genehmigung einholen.
Loftus wurde am 31. Oktober in Iowa verhaftet. Danach gab er laut Staatsanwaltschaft zu, dass er ein 90-Tage-Visum beantragen wollte, um von Georgien nach Russland zu reisen. Dort habe er sich niederlassen wollen. Loftus habe gesagt, dass er bereits 1200 US-Dollar für den Kauf von Ausrüstung für russische Soldaten gespendet habe. Außerdem habe er zugegeben, für Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine kämpfen zu wollen.
Eine Untersuchung von Loftus' Handy durch das FBI ergab, dass er über Telegram mit einem Russen kommuniziert hatte. Der gab ihm Ratschläge für die Reisen nach Russland. Dazu gehörte auch eine Packliste von Gegenständen, um sich auf die Einreise nach Russland und den freiwilligen Dienst beim russischen Militär vorzubereiten.